Rückkehr in Golgrimms wundersame Welt (German Edition)
Haus. Und in diesem Haus wohnten der Chronist und der Troll schon seit ewigen Zeiten. Mietroll zeigte mit ausgestrecktem Zeigefinger darauf.
„Wir find nifft im Urlaub! Wir find nur über die Ftraffe gegangen! Urlaub heifft, daff man fremde Länder befucht oder fremde Ftädte! Aber man befucht nifft die andere Ftraffenfeite!“ zeterte er und wurde immer roter und roter im Gesicht. Doch Thaddäus hob entschuldigend die Hände, zog in der gleichen Art und Weise die Augenbrauen hoch und lächelte verdreht.
„Ich kann halt nicht aus meiner Haut, Mietroll! Meine Arbeit ist mein Leben, da kann ich nicht einfach meilenweit wegfahren und so tun, als gingen mich die Geschicke der Welt nichts an!“
Der Trolldiener verdrehte die Augen, ließ sich zurück auf einen Stuhl sinken und stützte erneut sein Kinn auf die Handflächen, während seine Ellenbogen erneut auf seinen Knien ruhten.
Zur gleichen Zeit in England überzeugte sich Sarah intensiv davon, dass ihre Zimmertür auch wirklich geschlossen war. Dann sprang sie in ihr Bett und zog die Decke über sich, Mr. Barcley und den Golgrimm.
Im gelblichen Schein einer Taschenlampe öffnete sie das seltsame fremde Päckchen, das unter dem Weihnachtsbaum gelegen hatte. Im Innern lag eine kleine Krone und unter der Krone lag eine kleine handgemalte Landkarte der Welt Notrak Husch.
„Von wem kommt das?“ fragte der Kobold neugierig und strich über das kleine Krönchen. Die Standard-Kopfbedeckung einer Prinzessin hatte bereits Grünspan und Rost angesetzt und an einigen Stellen war sie auch schon eingerissen. Sarah angelte die Landkarte hervor und betrachtete sie. Auch dieser Fetzen Papier war bereits mehr braun als gelb, wies mehrere Flecken auf und besaß alle Eigenschaften um es als ein uraltes Stück Papier auszuzeichnen. Sie stieß ein langes nachdenkliches „Hmmmmm...“ aus und runzelte die Stirn.
„Hier steht: Ich wurde entführt! Monster bewachen mich und ich werde meinen Liebsten niemals wieder sehen! Bitte helft mir! Gezeichnet, die Prinzessin! Darunter ist eine ungenaue Karte von Notrak Husch und ein großes X ziemlich in der Mitte.“ antwortete Sarah und schlussfolgerte blitzschnell: „Kein Zweifel, da braucht jemand unsere Hilfe!“
Der Kobold nickte und Mister Barcley schloss sich an. Sarah sah von einem zum anderen und wortlos wurde in Sekundenschnelle eine Entscheidung zwischen den Dreien getroffen.
„Also los!“ sagte Sarah und die drei sprangen vom Bett herunter wie eine Militäreinheit nach der Landung mit Fallschirmen in feindlichem Gebiet. Das Mädchen öffnete ihren Kleiderschrank und wuchtete einen kleinen Koffer heraus. Dann durchwühlte sie den Schrank und packte alles Brauchbare für eine lange Reise in den Koffer hinein: Kleidung zum Wechseln für sich und den Golgrimm, einige Päckchen Kekse, drei verschließbare Trinkbecher, eine Lupe, eine Armbanduhr, mehrere Kaugummis und eine Bürste. Und natürlich die Krone und die Landkarte mit dem X darauf. Mehr fiel Sarah nicht ein.
So lautlos wie möglich öffnete sie ihre Zimmertüre und spähte durch den schmalen Spalt auf den Korridor hinaus. Niemand war dort.
„Die Luft ist rein!“ flüsterte sie dem Golgrimm und Mister Barcley zu und bewaffnet mit einer Taschenlampe schlichen die drei im Gänsemarsch durch die Korridore des Schlosses, hinunter zum großen Eingangsbereich und an der Bibliothek vorbei. Dort saßen ihre Eltern mit Vincent und Fez, dem Schach-Drach und tranken Glühwein, während der Drache schmutzige Limericks dichtete. Mittlerweile hatten sich John und Lucy an die seltsamen Mitbewohner des Schlosses gewöhnt, sei es der alte Drache in den Schatten, die Spinne hinter der Uhr oder auch Golgrimm.
Seit ihrer Entführung in die wundersame Welt hatten sie so einige seltsame Dinge gesehen und akzeptieren gelernt, so dass ein Schach spielender Drache, der schmutzige Limericks dichtete, kaum mehr auffiel.
Sarah und die anderen schlichen weiter und stiegen vorsichtig die Stufen zum Nordturm hinauf. Im obersten Stockwerk angekommen traten sie dem Türwächter entgegen. Die metallene Darstellung einer hässlichen Dämonenfratze an der großen Tür am Ende der Treppe des Nordturms blinzelte und schmatzte. Als ihn der grelle Schein der Taschenlampe traf verzog sich das bläulich schimmernde Gesicht angewidert und der schwere Ring in der langen krummen Nase des
Weitere Kostenlose Bücher