Rückkehr in Golgrimms wundersame Welt (German Edition)

Natur sich innerhalb kürzester Zeit Zugang und Durchbruch verschafft hatte.
    Die Gestalt entzündete eine Fackel und erhellte den Saal. Sie erblickte den alten Altar, den Knochenthron, den Kühlschrank, das Ausziehsofa und die zerstörte Kuppel des Daches.
    Dann vernahm die Gestalt ein leises zischendes Flüstern, gefolgt von einem gedämpften Kichern. Schatten flackerten an den Wänden und verschwanden wieder. Und dann ertönte eine gewaltige böse Stimme: „WERRR BISSST DU, FRRREMDERRR?“
    Die fremde Gestalt grinste diabolisch. Der monströse Schatten einer Fledermaus mit drei Köpfen und sechs Flügeln erschien an der gegenüberliegenden Wand, dort wo der Altar stand. Ein Schatten so groß wie ein Haus. Die Gestalt schritt furchtlos näher und je näher sie dem Schatten kam umso kleiner wurde dieser im Schein der Fackel. Und wieder ertönte die schallende Stimme.
    „GEH HINFORT, FREMDER! BEVOR WIHIHIR DICH ZEREISSEHEHEHEHEN!“ brüllte sie monströs. Und dann: „FINGERRR WEG!“ und: „DARF ICH AUCH MAL?“
    Doch die fremde Gestalt schien völlig unbeeindruckt. Zielstrebig setzte sie ihren Weg fort zum Altar. Dort angekommen beugte sie sich hinter den großen Tisch, schwenkte die Fackel und erblickte drei kleine Fledermäuse, die dahinter saßen. Sie hielten zusammen ein langes geschwungenes Horn. Die größte der Fledermäuse sah die Gestalt als erstes. Ihr Name war Servatius. Servatius funkelte böse mit glühend roten Augen und entblößte grinsend spitze Reißzähne.
    „Meisssterrr!“ zischte sie. „Ihrrr ssseid zurrrück!“
    Neben Servatius saß eine kleinere, aber immens dicke Fledermaus. Ihr Name war Siegbert. Seine Augen weiteten sich, als er die Gestalt über ihnen erblickte. Dann lächelte der dicke Siegbert. Die dritte Fledermaus jedoch bemerkte den Fremden gar nicht. Ihr Name war Stoffel. Stoffel war der kleinste von den dreien, hatte aber die größten Ohren und seine Augen rollten wahnsinnig und vor allem unabhängig voneinander. Er ergriff das schmale Ende des Horns, kicherte verrückt und rief hinein: „JAHAHAHAHAHA! UND WENN WIR DICH ZERRISSEN HABEN, DANN WERFEN WIR DICH IN DEN KOCHTOPF! JAHIHIHIHIHI! DANN GIBT ES FREMDLING AUF MONSTERART, GESOTTEN UND GEBRATEN, JAHUHUHUHU!!!!“ Dabei wedelte die kleine Fledermaus mit den rollenden Augen wild mit den Flügeln und fiel kichernd und gackernd rückwärts, rollte sich über den Boden und hielt sich den Bauch vor Lachen. Stoffel rollte weiter und weiter, bis er durch einen großen grünen Fuß gestoppt wurde. Die Fledermaus öffnete grinsend die Augen und erblickte somit als letzte die Gestalt.
    „Huhuhuhahahahihihi! Äh... hallo, Meister! Öhm... oh-oh!“
    Die Gestalt warf die Kapuze zurück und entblößte ihr Koboldgesicht. Gräulich grüne Haut schimmerte matt im Schein der Fackel und lange spitze Ohren ragten zwischen den wilden, roten Haaren hervor. Grimmbold der Kobold, der ehemalige böse Hexenmeister, grinste und Bosheit glitzerte in seinen Augen.
    „Hallo, Jungs! Bereit für einen Rachefeldzug und die Rettung unserer Kaiserin?“ fragte er und die Fledermäuse jubelten schrill und böse. Und nur Stoffel bemerkte die kleine grüne Raupe, die extrem langsam heran gekrochen kam um das Quartett zu begrüßen. Und nur das dümmste Mitglied dieser Gruppe schien empfänglich zu sein für die geistige Botschaft, die das kleine schleimige Insekt aussandte.
    Mit einem Satz war Grimmbold auf den von Ranken und Moos überwucherten Altar gesprungen, fahl und düster hüllte ihn die Nacht ein.
    „Wir brauchen Informationen und ihr wisst, welche ich meine! Die Goldene Ente ist verloren, doch es gibt weitere Rituale und mystische Wege, um eine gefangene Seele aus einer anderen Welt zurückzuholen! Also los, meine getreuen Lakaien, ich erwarte Vorschläge!“ verkündete er und der Reihe nach flatterten die Fledermäuse empor zu ihm.
    „Wirrr sssollten die grrrosssen Bibliotheken derrr Welt zu Rrrate zzziehen, Andurrrasss, Porrt Mazzzedorrr!“ zischte Servatius. Grimmbold zeigte mit einem Finger auf den Anführer der drei Spionfledermäuse und nickte zustimmend.
    „Eine hervorragende Idee, mein guter Servatius. Wie immer prägnant, logisch und situationsorientiert! Hervorragend, hervorragend!“
    „Oder Kochbücher, damit wir gestärkt ins Abenteuer ziehen können!“ schlug Siegbert vor. Seine Flügel schlugen mehr als dreimal so oft in derselben Zeit wie jene von Servatius, aber dennoch trudelte er auf und ab. Grimmbold und Servatius