Rückkehr in Golgrimms wundersame Welt (German Edition)
ignorierten beide diesen Vorschlag der dicken Fledermaus.
Dann flatterte Stoffel zu seinen beiden Kumpanen hinauf und sein Gesicht hatte einen seltsam abwesenden Ausdruck. Er kicherte nicht und er grinste auch nicht, er lächelte nicht einmal andeutungsweise. Er begann mit einer monotonen Stimme zu sprechen und während er sprach sah er niemanden an, sondern sein Blick glitt an ihnen vorbei oder durch sie hindurch:
„Was wir benötigen, das ist das Ritual von Hacki-Schang-Dingsda-Deddeldu! Es befindet sich in den verschlossenen Abteilungen der königlichen Bibliothek von Anduras, welche nur zugänglich sind für die königliche Familie selbst und den Geschäftsführer königlicher Belange! Wir müssen uns um die Seele der Herrin keine Sorgen machen, nur ihr Körper ist von höchster Wichtigkeit! Ihr Geist und ihre Seele sind immer bei uns, um uns zu unterstützen und zu kräftigen in unseren Vorhaben!“ Stoffel verstummte wieder und blickte abwesend vor sich hin.
Danach geschah einige wirklich sehr lange Augenblicke gar nichts. Grimmbold und Servatius starrten Stoffel entgeistert an, es war eine Mischung aus Verwirrtheit und Ungläubigkeit. Siegbert unterbrach als erster die Stille und fragte: „Will jemand Kekse?“, woraufhin weitere Stille folgte, welche dann wiederum von Grimmbold gebrochen wurde:
„Hacki-Schang-Dingsda-Deddeldu! Daran habe ich wirklich nicht gedacht! Sollte es möglich sein? Aber ja, das ist es! Das wird es!“ murmelte er mehr zu sich selbst und schien die Fledermäuse vergessen zu haben. Servatius erinnerte ihn an ihre Anwesenheit:
„Meisssterrr, Ssstoffel rrredet wirrr, beachtet ihn nicht!“ zischte er in bekannter Art und Weise, doch der Kobold winkte ab.
„Nein, woher auch immer Stoffel diese Informationen hat, er hat recht. Ich kenne dieses Ritual! Ich hatte es nur vergessen. Und das wichtigste ist: Ich kenne auch den Geschäftsführer des Königshauses von Anduras! Jungs, packt eure Sachen, wir verreisen!“
Königliche Probleme
Der Himmel öffnete sich und ließ die Sonne ihre Strahlen über die Welt verbreiten. Der Morgen erwachte über Anduras und mit ihm die Stadt.
In der vergangenen Nacht war der Morgen bereits siebenmal erwacht. Irgendwann hatten sich die Bewohner der Welt daran gewöhnt, dass die Zeiten von Tag und Nacht ziemlich unbeständig waren. Einer recht kurzen Nacht von einigen Minuten konnte ein wochenlanger Tag folgen und es konnte auch vorkommen, dass Tag und Nacht sich im Minutentakt abwechselten. Nun stellen sie sich den Stress vor, wenn sie keine Vorhänge zu Hause an den Fenstern haben, die sie zuziehen können. Und nun stellen sie sich weiter vor, dass eine einzige Nacht in etwa so aussehen könnte: hell, dunkel, hell, dunkel, hell, dunkel, hell, dunkel,... und so weiter! In dieser Hinsicht ist auf Notrak Husch nichts wichtiger als lichtundurchlässige Vorhänge und eine Art innerer Wecker.
Geschäfte wurden geöffnet, Händler und Bauern aus der Umgebung richteten ihre Stände am Marktplatz her. Die Nachtwache der Stadtgardisten wartete auf die Ablösung und der allmorgendliche Putztrupp schlenderte durch die Straßen auf dem Weg zur großen Stadtmauer, auf das sie wieder in makellosem Weiß erstrahlen möge.
(Ein weiteres ungeklärtes Phänomen dieser Welt: Der Arbeitsbeginn aller Zünfte und Sparten ist relativ gleich, obwohl es auf Notrak Husch keine Uhren gibt. Das finden sie seltsam? Was sie nicht sagen!)
Doch am allerstrahlendsten erstrahlte der königliche Palast. Der König streckte zu dieser Zeit gerade in seinem Schlafgemach die Arme aus, gähnte herzhaft und blies sich mit einem kräftigen Puster den Zipfel seiner Nachtmütze aus dem Gesicht. Dann richtete er sich auf, kratzte sich den königlichen Hintern und schlüpfte schnell in seine Hausschuhe. Noch immer müde schlurfte er zum Spiegel und betrachte sich selbst. Andächtig strich er sich über den spitzen Kinnbart und zwirbelte die Enden seines kolossalen Schnurrbartes. Er streichelte seinen wirklich enorm breiten Bauch und begutachtete die rosigen dicken Wangen. Dann zwinkerte er seinem Spiegelbild zu.
„Yeah, Baby!“ sagte er zu sich selbst. „Du bist der Beste!“
Ein leises Murmeln ertönte aus dem riesigen Himmelbett hinter ihm.
„Was hast du gesagt, Schatz?“ fragte seine Königin und kuschelte sich tiefer ins Kissen hinein. Der König fuhr herum und stotterte: „Ähm, heute ist ein schöner Tag! Ich sagte, heute ist ein schöner
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