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Rueckkehr nach Glenmara

Titel: Rueckkehr nach Glenmara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Barbieri Sonja Hauser
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hingehörten. Die Blüte Irlands, nannten die Dubliner Zeitungen den Boom, in dem Einwanderer das Land überschwemmten, mit den jungen Iren in die Vororte zogen und das Bruttosozialprodukt in die Höhe trieben. Nein, nicht hier, nicht in Glenmara. Glenmara war zu abgelegen und uninteressant, sozusagen die Verkörperung der reinen Seele Irlands – hatte er bisher gedacht.
    »Machen Sie einen Spaziergang?«, erkundigte sich Oonas Vater Denny, der stehen blieb, um Luft zu holen, und ob seiner Knieschmerzen kurz aufstöhnte.
    »Ich beobachte Vögel.«
    Denny nickte. »Und, was Interessantes gesehen?«
    »Was Interessantes?«
    »Vögel, meine ich. Ist doch Paarungszeit, oder?«
    »Ja.« Der Geistliche verzog das Gesicht.
    »Tja, dann noch viel Glück.« Denny humpelte fröhlich vor sich hin pfeifend weiter.

    Er würde Oona warnen. Doch die war, als er nach Hause kam, schon weg, und so würden seine Neuigkeiten warten müssen.
     
    Die Frauen arbeiteten jeden Abend, moralisch unterstützt von ihren Männern. Nur der von Moira war dagegen. Bei manchen Sitzungen rief Cillian mehrmals an und verlangte schließlich, dass sie nach Hause komme. »Er will sich vergewissern, dass alles in Ordnung ist«, versuchte sie, ihn zu entschuldigen. »Weil ich ihm wichtig bin.«
    »Wichtig ist ihm nur, dass er dich kontrollieren kann«, erklärte Aileen, was neuerliche Spannungen zwischen den Schwestern hervorrief. Immerhin beherrschten sich die beiden so weit, dass das Ganze nicht in einen richtigen Streit ausartete – den sparten sie sich für hinterher auf.
    »Wenigstens ist er mein Kontrollfreak.« Moira stach so heftig auf ihre Arbeit ein, dass die Knöchel ihrer Linken weiß anliefen.
    »Gratuliere. Dafür solltest du einen Preis kriegen«, meinte Aileen, eine Nadel zwischen den Zähnen. »Schon merkwürdig, dass du mir immerzu Widerworte gibst, ihm aber nie. Du scheinst also streiten zu können …«
    »Du hast keine Ahnung, wie ich die Dinge anpacke«, sagte Moira. »Bei mir zu Hause bist du ja nicht dabei.«
    »Ich kann mir vorstellen, wie’s da läuft.«
    »Soll ich dich mit diesem Büstenhalter erwürgen?«
    Kate und die anderen beobachteten die Schwestern wie bei einem Tennismatch, bis Colleen sich einmischte: »Meine Damen …«
    Sie schwiegen einen Moment, was Oona Gelegenheit gab,
das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. »Die Männer fragen sich, was wir im Schilde führen, stimmt’s? Es ist eine neue Erfahrung für sie, dass wir so viele Abende in der Woche weg sind. Normalerweise verschwinden sie ins Pub und lassen uns allein zu Hause. Padraig hat sich halb im Scherz erkundigt, ob ich fremdgehe. ›In meinem Alter? Und so, wie ich aussehe?‹, hab ich geantwortet. ›Mit wem denn, vielleicht mit der Kuh?‹«
    »Sie können sich einfach nicht vorstellen, dass es was gibt, wozu man keinen Mann braucht«, meinte Colleen.
    »Meiner schläft immer auf dem Sofa ein und fängt zu schnarchen an. Man hört ihn bis raus zum Tor. Dabei fällt mir das Schlafen schon ohne sein Sägen schwer«, erzählte Aileen. »Die Wechseljahre treiben mich noch in den Wahnsinn. Sie rauben mir die Haare und den Schlaf.«
    »Das ist bald vorbei«, tröstete Colleen sie.
    »Hoffentlich. Ich hab wirklich alles probiert: Soja, Lebertran. Ich dachte, das hilft.«
    »Hängt von deinem Östrogenspiegel ab«, sagte Moira.
    »Danke für die Information, o du Fruchtbare.«
    »Das weiß ich aus einer Zeitschrift.«
    »Bestimmt aus dem Economist .«
    »Sei nicht so arrogant. Du bist nicht besser als wir. Wenn du dich unbeobachtet glaubst, überfliegst du im Laden auch die Schlagzeilen der Revolverblätter.«
    »Beim Anstehen an der Kasse gibt’s nichts anderes zu lesen.«
    »Als ob sich hier lange Schlangen bildeten.«
    »Angeblich soll an der Küste ein Golfplatz entstehen«, verkündete Oona unvermittelt.

    »Und wo wollen sie das neunte Loch platzieren? Im Meer?«
    »Keine Ahnung. Ist ja nur ein Gerücht.«
    »Gerüchte gibt’s mehr als genug. Sie können uns retten oder vorzeitig ins Grab bringen.«
    »Ich hätte nichts gegen einen Golfplatz. Der würde neue Jobs schaffen und möglicherweise meinen Sohn zurücklocken.«
    »Sind denn so viele weggezogen?«
    »Ja. Aber Glenmara ist seit Menschengedenken besiedelt. Wisst ihr noch, wie mein Da bei einem seiner Spaziergänge mal eine prähistorische Pfeilspitze gefunden hat?«, fragte Oona. »Unsere Vorfahren haben die große Hungersnot, die Aufstände und Gott weiß, was sonst noch, überstanden.

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