Rueckkehr nach Glenmara
Ein Teil ihrer Stärke steckt auch in uns.«
»Immerhin werden wir bald die hübschesten Schlüpfer im ganzen County haben«, meinte Bernie.
Kurz nach sieben Uhr abends klopfte es. »Das könnte Mrs. Flynn sein«, erklärte Oona. »Ich hab ihr gesagt, sie soll vorbeischauen.«
»Die arme Frau arbeitet zu viel, macht den Haushalt für Pfarrer Byrne und kümmert sich auch noch um ihre Mutter«, sagte Aileen.
»Und um ihre jüngste Enkelin«, fügte Bernie hinzu. »Habt ihr die Bilder gesehen? Was für ein süßes Ding, Mallory heißt die Kleine.«
»Ich lass sie herein.« Colleen stand auf und ging in den Flur.
»Ach!«, hörten sie sie wenig später mit übertrieben lauter
Stimme ausrufen. »Was für eine Überraschung, Pfarrer Byrne. Was verschafft uns die Ehre Ihres Besuchs?«
»Ich mache nur meine Runde, Mrs. McGreevy. Sind alle da?«
Die Frauen sahen einander entsetzt an. Bernie zog hastig einen Korb heran, in den sie die Büstenhalter und Slips warfen, an denen sie gerade arbeiteten, und schob ihn unter den Tisch zu ihren Füßen. Dann nahmen sie alle die alten Stücke mit den Bordüren in die Hand.
»Ja«, antwortete Colleen. »Wie stets bei unseren Treffen.« Sie fühlte sich verpflichtet, ihn hereinzubitten. »Möchten Sie nicht reinkommen?«
»Gern. Das Leben in der Gemeinde interessiert mich immer. Könnten Sie ein neues Altartuch klöppeln? Leider ist es Mrs. Flynn nicht gelungen, den Fleck vom Messwein herauszubekommen, den der Ministrant verschüttet hat. Solche Missgeschicke passieren, aber der Tisch des Herrn sollte doch sauber sein, finden Sie nicht auch?«
»Natürlich.«
Und schon stand er im Raum und ließ den Blick schweifen. »Wie ich sehe, sind Sie fleißig.«
»Ja, das sind wir«, antwortete Bernie.
»Und was machen Sie heute Abend?« Er musterte Kate.
Sie senkte den Blick auf die Arbeit in ihren Händen.
»Ach, nur die üblichen Bordüren für Hand- und Taschentücher«, sagte Bernie.
Er schaute Aileen über die Schulter. »Ein neues Muster, nicht wahr? Das kenne ich noch gar nicht.«
Aileen wich den Blicken der anderen aus. Als sie den
Mund aufmachte, waren sie sicher, dass sie sie verraten würde. »Es ist Frühling, Zeit für Blumenmuster«, sagte sie.
»Darf ich Ihnen eine Tasse Tee anbieten?«, fragte Bernie, um ihn abzulenken, obwohl sie insgeheim hoffte, dass er das Angebot ausschlagen würde.
»Nein, danke.« Er ließ den Blick noch einmal schweifen. »Ich wollte nur kurz vorbeischauen, um Ihnen einen guten Abend zu wünschen. Gott schütze Sie.« Er neigte das Haupt, die Hände vor dem Bauch gefaltet.
»Amen«, murmelten sie, als er den Raum verließ.
Sie atmeten erleichtert auf, sobald sie seine Schritte auf dem Kiesweg hörten, und bekreuzigten sich.
»Was sollte denn das?«, fragte Kate.
»Ein Überraschungsbesuch unserer örtlichen theologischen Autorität«, antwortete Oona. »Das war knapp, was?«
»Jetzt muss ich zehn Gegrüßet-seist-du-Marias beten wegen der Lüge«, meinte Aileen.
»Aber dass du mir ja nicht bei Pfarrer Byrne beichtest. Das geht nur Gott und dich etwas an«, sagte Colleen. »Außerdem hast du nicht gelogen, sondern ihm nur einfach nicht alles verraten. Das ist nicht verboten.«
»Nicht? Wenn der wüsste, was wir hier machen, würde er uns schon in der Hölle schmoren sehen.«
»Ist seine Meinung denn so wichtig?«, wollte Kate wissen.
»Klar. In Glenmara nehmen wir die Religion sehr ernst«, erklärte Aileen herablassend.
»Manche von uns sogar zu ernst«, meinte Oona.
Aileen bedachte sie mit einem wütenden Blick.
»Glaubt ihr, er ahnt was?«, fragte Bernie.
»Keine Ahnung«, antwortete Colleen. »Aber wir begehen ja keine Sünde, sondern beschäftigen uns nur mit unseren Spitzenarbeiten.«
»Tatsächlich?«, überlegte Oona laut.
Ihre Tätigkeit hatte sich verändert, das wollten sie sich in ihrer Begeisterung nur nicht eingestehen. Sie ließen die Finger über die wie magisch glänzenden Fäden gleiten. Nein, sie bildeten sich das nicht ein: Hier in Bernies Küche entstand etwas ganz Besonderes.
BILD DREIZEHN
Imaginäre Brüste
A m Freitag war Oona an der Reihe, die nicht allzu begeistert wirkte.
»Hast du den Büstenhalter dabei?«, fragte Colleen sie. »Versprochen ist versprochen.«
»Ja, ja. Obwohl das meiner Ansicht nach nicht viel bringt.« Oona hatte den ganzen Abend über geschwiegen. Sie war mit Feuereifer dabei, wenn es um die anderen ging, doch sobald die Aufmerksamkeit sich auf sie richtete, zog sie
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