Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rueckkehr nach River's End

Rueckkehr nach River's End

Titel: Rueckkehr nach River's End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
schwach sie auch sein mag.«
    »Siehst du dich jetzt als Kreuzritter?«
    »Nein.« Er ließ ihre Bitterkeit mit Mühe von sich abprallen. »Ich bin nur ein Schriftsteller. Ein guter. Ich bilde mir nicht ein, daß das, was ich schreibe, etwas verändern wird, aber ich hoffe, daß ich damit ein paar Fragen beantworten kann.«
    War er früher auch schon so selbstbewusst gewesen? Sie bezweifelte es. In den letzten sechs Jahren waren sie beide reifer geworden. »Für Antworten ist es zu spät.«
    »Da gehen unsere Meinungen auseinander. Liv, hör mir zu.« Er nahm seine Kappe ab, raufte sich das Haar. »Es gibt ein paar Dinge, die ich dir noch nicht erklärt habe.«
    »Ich habe gesagt...«
    »Verdammt, Lass mich aussprechen. Als deine Mutter umgebracht wurde, war ich zehn. Mein Vater war damals mein großer Held, irgendwie ist er es heute noch. Jedenfalls wusste ich einiges über seine Arbeit, das darüber hinausging, was ein normaler Zehnjähriger von den Guten und Bösen weiß. Was er tat, war wichtig für mich, hat mich beeindruckt. Und ich habe ihn beobachtet. Als er nach dem Mord an deiner Mutter nach Hause kam, zeichnete sich auf seinem Gesicht große Trauer ab. Das hatte ich noch nie erlebt, zumindest nicht im Zusammenhang mit seiner Arbeit. Manchmal war er wütend, und oft kam er müde und genervt heim, aber ich hatte ihn noch nie traurig gesehen. Und das habe ich seither nicht vergessen.«
    Unruhig ergriff sie ihren Teller und rührte den Eintopf um. Aus seiner Stimme klang mehr als Frustration. Sie hörte Leidenschaft. Und Zielstrebigkeit.
    »Und jetzt zerrst du diese Trauer wieder ans Tageslicht?«
    »Du kannst nichts ans Tageslicht zerren, was immer da war. Für jeden von euch war die Trauer ständig präsent. Ich habe dich im Fernsehen gesehen«, fuhr er fort. »Du warst noch klein. Sie haben immer wieder die Szene gezeigt, als du weinend aus dem Haus gelaufen kamst, dir die Hände vor die Ohren gehalten und geschrien hast.«
    Sie konnte sich genau an den Augenblick erinnern - und hatte ihn wider Willen schon oft genug erneut durchlebt.
    »Ich weiß nicht, ob ich dir helfen will oder nicht«, sagte sie nach einer Weile. »Aber ich werde noch nicht einmal darüber nachdenken, wenn du mir nicht versprichst, meine Großmutter aus dem Spiel zu lassen. Sie steht das nicht durch. Und ich werde nicht zulassen, daß du sie belästigst.«
    »In Ordnung.« Misstrauisch runzelte sie die Stirn.
    »Aber erwarte nicht, daß ich dir vertraue.«
    »Das hast du schon einmal getan. Und du wirst mir wieder vertrauen, noch bevor alles vorbei ist.«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher. Dort rechts auf dem See schwimmen ein paar Harlekinenten.«
    Er sah hinüber. Ihm war bereits aufgefallen, daß sie sich stets auf ihre Rolle als Naturführerin besann, sobald sie das Thema wechseln wollte.
    »Ich bleibe bis Ende der Woche«, sagte er. »Meine Nummer in L. A. habe ich an der Rezeption hinterlassen. Wenn du dich bis zu meiner Abreise noch nicht entschieden hast, kannst du mich jederzeit anrufen, dann komme ich zurück.«
    »Ich werde darüber nachdenken.« Sie gab Shirley einen Keks. »Und jetzt sei still. Die Ruhe ist das schönste hier.«
    Zufrieden mit seinem Fortschritt genoss Noah den Eintopf. Er wollte gerade fragen, ob es wohl einen Nachschlag gab, als ein Schrei ihn den Teller in die Luft werfen und auf die Füße springen ließ.
    »Bleib hier«, befahl er. »Beweg dich nicht vom Fleck.«
    Olivia starrte ihn fünf Sekunden lang sprachlos an und stand auf, als er begann, dem Geräusch entgegenzulaufen. »Halt, warte!« Sie erwischte ihn am Ärmel, zog und taumelte fast gegen ihn, weil Shirley sich in der Hoffnung auf ein ausgelassenes Spiel gegen sie drängte.
    »Da braucht jemand Hilfe.« Äls der Schrei von neuem erklang, schob Noah Olivia beiseite. »Du sollst hierbleiben, bis ich...«
    »Das ist ein Murmeltier!« Sie unterdrückte ein Lachen. »Vermutlich ein Olympic-Murmeltier.«
    »Was zum Teufel ist das?«
    Es gelang ihr, die Fassung zu bewahren. »Auch unter dem Namen Pfeifendes Schwein oder Pfeifer bekannt, obwohl seih Warnruf eigentlich kein Pfeifen ist, sondern mit den Stimmbändern erzeugt wird. Das ist keine Jungfrau in Nöten, sondern ein... da.«
    Sie wies in eine bestimmte Richtung. Zwei Murmeltiere mit zotteligem, grau-braunem Fell bewegten sich auf eine Felsnase zu. Eins von ihnen erhob sich auf die Hinterbeine, schnupperte die Luft und betrachtete Hund und Menschen aus gelblichen Augen.
    »Sie sind gerade

Weitere Kostenlose Bücher