Rueckkehr nach River's End
alles wieder ins Gleichgewicht brachte, die Einzelteile zusammenfügte? Die verschwommenen Wünsche aus ihrer Kindheit, die Fantasien des jungen Mädchens, die Bedürfnisse der Frau fanden endlich zusammen und bildeten ein Frage.
Auf die Noah die Antwort war.
Erschrocken über die Verwirrung in ihrem Herzen rutschte sie zurück. Sie konnte es nicht zulassen, nicht mit ihm. »Wir müssen weiter.«
Ihre Augen verrieten Furcht. Er fühlte sich unbehaglich, weil er der Grund für diese Furcht war. »Warum bist du so fest davon überzeugt, daß ich dir wieder wehtun werde?«
»Bei dir bin ich mir über gar nichts sicher, und eben das gefällt mir nicht. Wir müssen weiter. Wir haben noch über eine Stunde Marsch vor uns, bevor wir das Lager erreichen.«
»Wir haben doch Zeit. Warum...« Noah brach ab, weil er hinter ihr eine Bewegung registrierte. Er drehte den Kopf und fühlte, wie das Blut aus seinem Gesicht wich. »Jesus Christus. Nicht bewegen.«
Jetzt nahm sie den wilden, gefährlichen Geruch wahr. Ihr Herz hämmerte gegen ihre Rippen, und bevor sie aufstehen konnte, war Noah schon zwischen sie und den Puma gesprungen.
Es war ein ausgewachsenes männliches Tier, das hinter ihnen auf den Felsen stand. Seine Augen funkelten im Sonnenlicht.
Jetzt bewegte er sich, stieß ein tiefes, kehliges Knurren aus und ließ die Zähne aufblitzen.
»Sieh ihm in die Augen«, wies Olivia Noah an, während sie aufstand. »Nicht rennen.«
Noah hatte bereits die Hand an seinem Messer. Er hatte keineswegs vor zu rennen.
»Genau so ist es richtig.« Olivia sprach ruhig. »Keine plötzlichen, hastigen Bewegungen. Wir gehen rückwärts den Pfad hinunter, geben ihm Spielraum. Er ist im Vorteil, weil er sich weiter oben befindet. Und sein Verhalten ist eindeutig aggressiv. Sieh ihm direkt in die Augen und wende ihm vor allem nicht den Rücken zu.«
»Geh schon mal los!« Noah musste seine ganze Willenskraft aufwenden, um sich nicht umzudrehen und Olivia auf den Pfad zu schieben. Schweiß lief ihm in einem dünnen Rinnsal den Rücken hinunter.
»Er muss hier irgendwo seine Beute versteckt haben, die er verteidigen will.« Sie bückte sich, hielt ihre Augen auf die der Katze gerichtet und hob zwei Steine auf. »Zurück, wir gehen langsam zurück.«
Die Katze fauchte wieder und legte die Ohren an. »Und jetzt laut brüllen!« befahl Olivia und ging weiter rückwärts, während sie den ersten Stein schleuderte und dabei laut losschrie. Er traf den Puma direkt in die Flanke.
Sie schrie weiter und schleuderte den zweiten Stein. Der Puma fauchte wütend, schlug mit der Pranke in die Luft. Als Noah das Messer aus dem Gürtel zog, wandte er sich ab und trabte davon.
Noah atmete tief durch, ging langsam vor Olivia her und suchte mit den Augen Felsen und Gebüsch ab. »Alles in Ordnung?«
»Dummheit! Sträflicher Leichtsinn!« Sie riss sich die Kappe vom Kopf und trat nach einem Stein. »Da sitzen wir und knutschen wie auf dem Rücksitz eines Buick! Ich habe nicht aufgepasst . Was ist nur in mich gefahren?«
Wütend auf sich selbst setzte sie die Kappe wieder auf und rieb sich die schweißfeuchten Hände an ihren Hosenbeinen. »Ich sollte es wirklich besser wissen. Pumas trifft man hier selten, aber gelegentlich kommt es vor. Genau wie Verletzungen, besonders wenn man sich so dämlich verhält.« Sie rieb ihre Augen. »Ich habe nicht auf warnende Anzeichen geachtet, ich habe auf gar nichts geachtet. Einfach so in der Landschaft herumzusitzen ohne aufzupassen! Für derart sorgloses Verhalten würde ich jeden meiner Führer sofort feuern.«
»Na gut, du bist gefeuert.« Noah hielt das Messer immer noch in der Hand und blieb wachsam. » Lass uns einfach weitergehen.«
»Jetzt interessiert er sich nicht mehr für uns.« Sie atmete aus. »Er hat seine Beute verteidigt, genau wie er es tun muss . Wir sind hier die Eindringlinge.«
»Na gut, dann bauen wir unser Haus vielleicht doch woanders.«
Olivia öffnete den Mund, klappte ihn wieder zu und überraschte sich selbst, indem sie laut losprustete. »Du bist ein Idiot, Noah. Ich wäre fast für deinen Tod verantwortlich gewesen, auf jeden Fall hättest du schwer verletzt werden können. Was zum Teufel hattest du damit vor, Cityboy?« Sie legte eine Hand über ihren Mund und versuchte, ein Kichern zu unterdrücken, während sie sein Messer beäugte.
»Weibsleute schützen.«
Sie schnaufte noch einmal, schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Tut mir wirklich leid. Es ist nicht komisch. Das
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