Rueckkehr nach River's End
Männern gefallen, und es sollte keine anderen Männer für sie geben. Um sie für sich ganz allein behalten zu können, musste er sie zerstören. Wie sehr sie ihn auch liebte, für ihn war es nie genug.«
»Hat sie ihn geliebt?«
»Sie hat um ihn geweint. Sie glaubte, daß ich es nicht mitbekommen würde, aber ich habe sie gehört. In jenem Sommer, als es lange hell blieb. Sie waren in Mamas Zimmer, und ich
konnte von meinem Beobachtungsposten neben der Tür aus im Spiegel sehen, daß sie auf dem Bett saßen. Meine Mutter weinte, und Tante Jamie hielt sie in ihren Armen.« Plötzlich sah sie die Szene wieder genau vor sich.
»Was soll ich tun? Jamie, was soll ich ohne ihn tun?«
»Du wirst es schaffen, Julie. Du wirst es durchstehen.«
»Es tut so weh.« Julie legte ihr Gesicht an Jamies Schulter, spürte die Kraft ihrer Schwester. »Ich will ihn nicht verlieren, nicht alles das verlieren, was wir zusammen hatten. Aber ich weiß nicht, wie ich es festhalten soll.«
»Dir ist doch klar, daß du nicht so weiterleben kannst wie in den letzten Monaten, J ul ie.« Jamie lehnte sich zurück und strich das goldene Haar aus dem Gesicht ihrer Schwester. »Er hat dir wehgetan, nicht nur deinem Herzen, sondern auch körperlich. Ich kann nicht danebensitzen und zusehen, was er dir antut.«
»Es war keine Absicht.« Julie rieb mit den Händen über ihr Gesicht, trocknete ihre Tränen und stand auf. »Es sind die Drogen, sie verändern ihn. Ich verstehe nicht, warum er wieder damit angefangen hat. Ich weiß nicht, was sie ihm geben, das ich ihm nicht geben kann.«
»Hör dich nur an!« Wütend stand Jamie auf. »Gibst du dir die Schuld für seine Sucht? Weil er seinen Nervenkitzel und seine Bestätigung bei Kokain, Pillen und Alkohol sucht?«
»Nein, aber wenn ich verstehen könnte, was ihm fehlt, was er braucht... o Gott.« Julie kniff die Augen zusammen und strich ihr Haar zurück. »Wir waren so glücklich. Jamie, du weißt, wie glücklich wir waren. Wir haben einander alles bedeutet, und als Livvy kam, war es so, als ob sich... ein Kreis schließt. Warum habe ich es nicht bemerkt, als dieser Kreis auseinanderbrach? Wie groß war die Lücke, bevor ich überhaupt etwas bemerkte? Ich möchte die Zeit zurückdrehen. Ich will meinen Mann zurück, Jamie.« Sie drehte sich um, presste eine Hand auf ihren Bauch. »Ich will noch ein Kind.«
» Um Gottes willen, J ul ie!« Mit zwei Schritten durchquerte Jamie das Zimmer, legte die Arme um ihre Schwester. »Erkennst du nicht, daß das ein großer Fehler wäre? Zu diesem Zeitpunkt?«
»Vielleicht ist es ein Fehler, aber vielleicht ist es auch die Lösung. Ich habe es ihm heute abend gesagt. Ich habe Rosa gebeten, uns ein wunderbares Essen zu kochen. Kerzen, Musik und Champagner. Und ich sagte ihm, daß ich mir noch ein Kind von ihm wünsche. Zuerst war er so glücklich, so sehr er selbst! Wir lachten und hielten einander in den Armen und haben uns sogar schon Namen überlegt, genau wie bei Livvy. Dann wurde er plötzlich launisch und distanziert und sagte...« Wieder flössen die Tränen. »Erfragte mich, wie er denn sicher sein könnte, daß es sein Kind wäre. Wie könnte er wissen, ob ich nicht schon längst mit Lucas Mannings Wechselbalg schwanger wäre?«
»Das Schwein! Wie kann er es wagen, so etwas zu dir zu sagen?«
»Da habe ich ihn geschlagen. Ich habe nicht einen Moment nachgedacht, habe blindlings zugelangt und ihn angeschrien, er solle verschwinden. Und das tat er auch. Er hat durch mich hindurchgesehen und ist gegangen. Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
Sie saß wieder auf dem Bett, bedeckte ihr Gesicht mit den Händen und weinte. »Ich habe keine Ahnung, was ich tun soll.«
Noah blieb still, als' Olivia innehielt, eine Hand immer noch auf ihrem Bauch, wie damals ihre Mutter. Sie hatte ihn zurückgeführt, ihn in die Vertraulichkeit jenes Schlafzimmers mitgenommen, ihn Zeuge des Kummers und der Verzweiflung werden lassen. Die Worte, die Stimmen, die Bewegungen waren aus ihr herausgeflossen.
Nun senkte sie ihre Hand, ohne ihn anzusehen. »Ich ging in mein Zimmer zurück und redete mir ein, daß Mama nur eine Szene geprobt hatte. Daß Mama - wie so häufig - eine Rolle spielte, daß sie gar nicht über meinen Vater sprach. Ich schlief ein. Als ich später in der Nacht aufwachte, stand er in meinem Zimmer. Er hatte meine Spieluhr aufgezogen, und ich war so glücklich. Ich bat ihn, mir eine Geschichte zu erzählen.«
Olivias Augen wurden wieder klar, als
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