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Rueckkehr nach River's End

Rueckkehr nach River's End

Titel: Rueckkehr nach River's End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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tun würdest, es kann nichts daran ändern, was bereits passiert ist.«
    »Nein.« Er entspannte sich wieder. »Trotzdem wüsste ich gern, warum sie es getan hat. Es ist mir wichtig, die Gründe zu erfahren. Findest du das so seltsam, Olivia?«
    Sie nahm seinen leeren Teller, dann ihren, und stand auf. »Ich spüle jetzt das Geschirr.« Sie wollte schon zum Fluss gehen, dann zögerte sie. »Nein. Ich muss herausfinden, warum er es getan hat.«
    Während sie die Teller wusch, nahm Noah sein Aufnahmegerät und legte eine frische Kassette ein. Als sie zurückkam, hielt er Notizblock und Bleistift bereit.
    Er erkannte ihre Anspannung daran, daß ihre frische Gesichtsfarbe einem zarten Elfenbein wich. »Setz dich her zu mir«, sagte er, »und erzähl mir von deinem Vater.«
    »Ich erinnere mich kaum noch an ihn, schließlich habe ich ihn seit zwanzig Jahren nicht gesehen.«
    Noah hätte sie darauf hinweisen können, daß sie sich an ihre Mutter sehr deutlich erinnerte, doch er sagte nichts.
    »Er sah sehr gut aus«, begann Olivia schließlich. »Sie waren ein wunderschönes Paar. Ich weiß noch, daß ich damals dachte, alle Kinder hätten schöne Eltern mit schönen Kleidern, die auf Partys gehen und deren Bilder in Zeitschriften oder im Fernsehen zu sehen sind. Es erschien mir ganz normal. Sie wirkten so natürlich zusammen. Sie liebten einander, das weiß ich.« Jetzt sprach sie langsam, und zwischen ihren dunklen Brauen bildete sich eine Denkfalte. »Und sie liebten mich. In ihrem gemeinsamen Film ließen ihre Gefühle füreinander die Leinwand aufleuchten. Sie strahlten förmlich vor Liebe. Ich kann mich noch daran erinnern, daß es genauso war, sobald sie sich im selben Raum befanden. Bis alles anders wurde.«
    »Inwiefern wurde es anders?«
    »Wut, Misstrauen , Eifersucht. Damals hätte ich es nicht in Worte fassen können, aber ihr Glanz verb l ass te irgendwie. Sie stritten sich. Zuerst nur spät nachts. Ich konnte ihre Worte nicht verstehen, aber der Ton war eindeutig. Mir wurde übel davon.«
    Sie hob ihr Glas, sammelte sich. »Manchmal konnte ich hören, wie er im Flur auf und ab lief, Textzeilen oder Gedichte aufsagte. Später las ich in einem Artikel über ihn, daß er oft Gedichte rezitierte, um vor einer wichtigen Szene seine Nerven zu beruhigen. Er litt unter starkem Lampenfieber. Seltsam, dabei wirkte er immer so selbstsicher. Ich glaube, er hat dieselbe Methode angewandt, wenn sie Streit hatten. Er tigerte im Flur auf und ab und sagte Gedichte auf. Ich weiß nicht, was ich noch sagen soll. Er hat mich immer auf den Arm genommen.«
    Ihre Stimme brach, aber sie versuchte, sich zusammenzunehmen. »Er hob mich ganz schnell hoch, so daß mein Magen einen Augenblick lang direkt über meinen Füßen zu schweben schien. Das ist ein tolles Gefühl für ein Kind. >Livvy, meine Liebe< nannte er mich immer und tanzte mit mir durch das Wohnzimmer. Durch den Raum, in dem er sie getötet hat. Wenn er das zu mir sagte, fühlte ich mich unglaublich sicher. Wenn er hereinkam, um mir eine Geschichte zu erzählen - er erzählte wunderbare Geschichten -, war ich so glücklich! Er nannte mich seine Prinzessin. Und wenn er beruflich verreisen musste , habe ich ihn so sehr vermisst , daß mein Herz wehtat.«
    Olivia presste eine Hand vor ihren Mund, als ob sie die Worte und den Schmerz zurückhalten wollte. Dann zwang sie sich dazu, die Hand in ihren Schoß zurück zu legen. »In jener Nacht, als er in mein Zimmer kam und meine Spieluhr zerbrach, war das für mich so, als ob mir jemand meinen Vater weggenommen hätte. Nach dieser Nacht war alles anders. Den ganzen Sommer lang wartete ich darauf, daß er zurückkam, damit es wieder so wie früher sein konnte. Aber er kam nicht. Statt dessen kam das Monster.«
    Sie atmete zweimal tief durch. Ihre Hand zitterte so heftig, daß sie den Wein verschüttete. Noah nahm ihr das Glas ab und stellte es fort, bevor es ihr aus den Fingern gleiten konnte. Sie presste beide Hände an ihr pochendes Herz.
    »Ich kann nicht.« Es gelang ihr nur mit Mühe, die Worte auszusprechen. Ihre Augen wirkten riesig vor Schmerz und Panik und starrten ihn blind an. »Ich kann nicht.«
    »Es ist schon gut.« Er legte seinen Block fort und schlang die Arme um sie. Er konnte ihr Herz rasen hören, und er spürte die Schauer, die ihren Körper schüttelten. »Tu dir das nicht an. Tu es nicht. Lass dich endlich gehen. Wenn du dich nicht gehen läßt, zerbrichst du daran.«
    »Ich kann es immer noch sehen, habe

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