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Rueckkehr nach River's End

Rueckkehr nach River's End

Titel: Rueckkehr nach River's End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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durch die Finger geschlüpft war? fragte sich Noah. Arroganz, Egoismus, gemischt mit Kokain, Eifersucht auf aufstrebende Konkurrenten im Busineß und eine zerstörte Ehe, und schon war die Katastrophe vorprogrammiert.
    Es würde interessant sein zu sehen, was die letzten Jahre Sam Tanner gebracht oder ihm genommen hatten.
    Als die Fähre anlegte, saß Noah bereits wieder in seinem Wagen und konnte es kaum erwarten, endlich mit der Arbeit zu beginnen. Obwohl er hoffte, mit dem ersten Interview früh genug fertig zu werden, um rechtzeitig am Flughafen zu sein und den Abendflug nach Hause zu erwischen, für den Fall, daß er es sich anders überlegte, hatte er ein paar Sachen in eine Tasche geworfen.
    Von seiner Reise hatte er niemandem erzählt.
    Während er in der Schlange wartete, trommelte er im Rhythmus eines Spiee Girls-Songs mit dem Finger auf das Lenkrad und dachte plötzlich an Olivia MacBride.
    Seltsamerweise kam ihm das Bild eines hochgewachsenen, schlaksigen Mädchens mit hellem Haar und gebräunten Armen in den Sinn. Wie sie mit traurigen Augen am Flußufer gesessen und den Bibern zugesehen hatte. Er hatte Recherchen angestellt, aber seit ihrer Kindheit keine öffentlich zugänglichen Informationen über sie entdecken können. Ein paar Spekulationen hin und wieder in der Presse, eine Rückschau, gelegentlich jenes traurige Foto, aufgenommen, als sie vier war - das war alles, was die Massenmedien hatten auftreiben können.
    Ihre Familie hatte einen Schutzwall errichtet, hinter dem sie sich versteckt hielt. Das war ein Aspekt, den Noah zu erkunden gedachte.
    Wenn die Zeit gekommen war, würde er tun, was immer nötig war, um Olivia dazu zu bringen, wieder mit ihm zu sprechen, mit ihm zusammenzuarbeiten. Er konnte nur hoffen, daß ihre Bitterkeit nach sechs Jahren verflogen war. Daß sie doch noch den Sinn und den Zweck seines Vorhabens erkennen würde.
    Darüber hinaus konnte er sich allerdings nicht vorstellen, wie es sein würde, sie wiederzusehen. Also schob er den Gedanken daran beiseite und konzentrierte sich auf die Gegenwart.
    Noah steuerte seinen Mietwagen durch die Straßen in Richtung Gefängnis, kam an einem alten Pier und einem Pumpwerk vorbei. Er entdeckte einen gepflasterten Pfad, der offenbar zum Wasser hinunterführte, und er fragte sich, ob sich tatsächlich jemand freiwillig im Schatten dieser furchterregenden Mauern aufhalten, geschweige denn ein Picknick veranstalten wollte.
    Der Besucherparkplatz grenzte an einen hübschen kleinen Strand, dahinter erstreckte sich stahlgraues Wasser. Er hatte überlegt, ein Aufnahmegerät oder wenigstens einen Notizblock mitzubringen, sich dann jedoch dafür entschieden, Tanner mit leeren Händen aufzusuchen. Diesmal zählten nur Eindrücke. Es sollte im übrigen nicht so aussehen, als ob Noah bereits auf Tanners Vorschlag eingegangen war.
    Der Besuchereingang befand sich an einem langen Korridor mit einer Seitentür auf halber Höhe. Das einzige Fenster war mit Bekanntmachungen beklebt, die den Blick von beiden Seiten versperrten. An der Tür hing ein Schild, das ihm einen kalten Schauer den Rücken hinunterlaufen ließ, obwohl seine Lippen amüsiert zuckten:
    BITTE NICHT KLOPFEN. WIR WISSEN, DASS SIE HIER SIND. WIR KÜMMERN UNS SO BALD WIE MÖGLICH UM SIE.
    Als ein Wärter kam, erklärte Noah sein Anliegen, zeigte seinen Ausweis und füllte die erforderlichen Formulare aus. Es gab weder Smalltalk noch ein höfliches Lächeln.
    Das hatte er schon öfter erlebt, in New York, in Florida. Er hatte zum Tode Verurteilte besucht, er hatte mit Lebenslänglichen gesprochen, mit Verurteilten und Verdammten.
    Er hatte den Geruch von Hass , Furcht und Berechnung wahrgenommen, der genauso in der Luft lag wie der Gestank von Schweiß, Urin und selbstgedrehten Zigaretten.
    Schließlich wurde er durch einen Gang neben dem Hauptbesuchertrakt in einen kleinen, freudlosen Raum mit einem Tisch und zwei Stühlen gebracht. In die dicke Tür war ein einzelnes Panzerglasfenster eingelassen.
    Und dort machte Noah sich ein erstes Bild von dem, was aus Sam Tanner geworden war.
    Das verwöhnte Leinwandidol mit dem Millionen-Dollar- Lächeln existierte nicht mehr. Vor ihm saß ein Mann, dessen Gesicht und Körper Härte verrieten. Noah fragte sich, inwieweit sich sein Geist ebenfalls verhärtet hatte. Eine Hand war angekettet, sein orangefarben leuchtender Gefängnisoverall war zu groß. Sein Haar war sehr kurzgeschoren und fast einheitlich ergraut.
    Die tiefen Falten in seinem

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