Rueckkehr nach River's End
daß sie die Scheidung eingereicht hätte, um ihn dazu zu bringen, daß er sich helfen ließ.«
»Haben Tanner und Sie je darüber gesprochen?«
Mannings Lippen deuteten ein ironisches Lächeln an. »Er genoss den Ruf, sehr launisch zu sein, Szenen zu machen. Ich stand gerade erst am Anfang meiner Karriere, und ich hatte vor, noch höher zu klettern, also ging ich ihm aus dem Weg. Ich halte nichts von der These, daß jede Presse gute Presse ist, und ich wollte nicht in den Schlagzeilen lesen, daß Tanner und Manning sich um Julie MacBride geprügelt haben.«
»Statt dessen kursierten Spekulationen über die Beziehung zwischen Manning und MacBride.«
»Dagegen konnte ich nichts unternehmen. Einer der Gründe, warum ich mich auf dieses Interview eingelassen habe, ist der, daß ich für klare Verhältnisse hinsichtlich meiner Beziehung zu Julie sorgen möchte.«
»Dann muss ich Sie aber fragen, warum Sie bisher keine klaren Verhältnisse geschaffen haben. Seit ihrem Tod haben Sie sich in Interviews geweigert, über sie zu sprechen.«
»Ich habe klare Verhältnisse geschaffen.« Manning legte den Kopf auf die Seite, senkte sein Kinn. Angesichts der zusammengekniffenen grauen Augen wirkte die Haltung aggressiv. »Vor Gericht«, fuhr er fort, »unter Eid. Aber die Öffentlichkeit gab sich damit nie zufrieden. Für manche ist der Gedanke an Skandale und verbotenen Sex mindestens so faszinierend wie der an Mord. Ich weigerte mich, das zu unterstützen und Julie auf diese Art zu entwürdigen.«
Mag sein, dachte Noah. Vielleicht verdankst du diesem Geheimnis aber auch einen kräftigen Karriereschub. »Und jetzt?«
»Jetzt schreiben Sie das Buch. In der Stadt gehen Gerüchte um, die besagen, daß es das endgültig alles enthüllende Werk über den Mord an Julie MacBride wird.« Er lächelte dünn. »Ich bin mir sicher, daß Ihnen das bekannt ist.«
»In dieser Stadt machen ständig irgendwelche Gerüchte die Runde«, erwiderte Noah gelassen. »Darum kümmert sich mein Agent. Ich konzentriere mich auf meine Arbeit.«
»Lydia hat gesagt, daß Sie clever sind. Sie schreiben also dieses Buch«, wiederholte er. »Und ich bin Teil der Geschichte. Deshalb beantworte ich Ihnen Fragen, die ich in den letzten zwanzig Jahren nicht beantwortet habe. Julie und ich hatten keine Affäre. Tanner und ich haben uns nie wegen ihr geprügelt. Tatsache ist, daß ich nichts dagegen hätte, wenn beide dieser irrtümlichen Annahmen zutreffen würden. Der Morgen, an dem ich hörte, was passiert war, ist bis heute der schlimmste Tag meines Lebens.«
»Wie haben Sie es erfahren?«
»David Melbourne rief mich an. Julies Familie wollte die Medien so lange wie möglich aus der Sache heraushalten, und er wusste , daß die Journalisten mich um Kommentare, Interviews und Statements bitten würden, sobald sie davon Wind bekamen. Natürlich hatte er recht«, murmelte Manning. »Es war früh, der Anruf weckte mich.«
Er schloss die Augen, Schmerz flackerte über sein Gesicht. »Er sagte: »Lucas, ich habe eine schlimme, schlimme Nachricht. < Ich weiß noch, wie seine Stimme brach, seine Trauer durchklang. >Julie ist tot. O Gott, Gott, Julie ist tot. Sam hat sie umgebrachte«
Lucas öffnete die Augen wieder, und seine Gefühle spiegelten sich darin wider. »Ich konnte es nicht glauben. Wollte es nicht glauben. Es war wie ein schlimmer Traum. Ich hatte sie am Vortag noch gesehen. Sie war wunderschön und lebendig gewesen, sprach begeistert von einem Script, das sie gerade gelesen hatte. Und plötzlich erzählt David mir, daß sie tot ist.«
»Waren Sie in sie verliebt, Mr. Manning?«
»Total.«
Manning erzählte zwei volle Stunden lang. Noah war davon überzeugt, daß bei einem Teil von Mannings Ergüssen Timing, Phrasierung, Pausen und Wirkung kalkuliert, ja einstudiert waren. Aber darunter lag die Wahrheit verborgen.
Und von dieser Wahrheit hing das Gelingen seiner Arbeit ab.
Er be schloss , zusammen mit Mike und ein paar Drinks in einer Bar namens Rumours zu feiern.
»Sie macht mir schöne Augen«, murmelte Mike in sein Pils und ließ seinen tränenden Silberblick nach links schweifen.
»Wer?«
»Die Blonde in dem kurzen Rock.«
Noah musterte seine Nachos. Er versuchte gerade erfolgreich, sich zu entspannen. »In diesem Raum befinden sich einhundertdreiunddreißig Blondinen in kurzen Röcken. Und jede von ihnen hat schöne Augen.«
»Die am zweiten Tisch links. Nicht hinsehen.«
Obwohl er das gar nicht vorgehabt hatte, zuckte Noah mit
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