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Rückkehr von den Sternen

Rückkehr von den Sternen

Titel: Rückkehr von den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Hand die flaumige Bedeckung ihrer Schulter an und zerriß sie – knöpfte sie nicht auf, zog sie nicht aus, sondern riß sie einfach herunter und ließ die Fetzen, wie Unrat, aus ihren Fingern fallen.
    Â»Schließlich kennen wir uns ja ein wenig«, sagte sie. Sie schien freier zu werden. Lächelte. Manchmal wurde sie wunderschön, besonders wenn sie blinzelte und ihre heruntergezogene Unterlippe glitzernde Zähne sehen ließ. Ihr Gesicht hatte etwas Ägyptisches. Eine ägyptische Katze. Das Haar mehr als nur schwarz – und als sie den Pelzflaum von ihren Schultern und der Brust herunterriß, sah ich, daß sie durchaus nicht so mager war, wie es zuerst schien. Warum aber zerriß sie das Kleid?… Sollte das etwas bedeuten?
    Â»Du wolltest erzählen!« meinte sie und sah mich über ihren Becher an.
    Â»Ja«, sagte ich und spürte ein solches Lampenfieber, als ob von meinen Worten weiß Gott was abhängen würde. »Ich … ich war ein Pilot. Das letzte Mal war ich hier … erschrick bloß nicht!«
    Â»Nein. Sprich!«
    Ihre Augen waren aufmerksam und glänzend.
    Â»Vor einhundertsiebenundzwanzig Jahren. Ich war damals dreißig Jahre alt. Die Expedition… ich war Pilot der Expedition nach Fomalhaut. Eine Entfernung von dreiundzwanzig Lichtjahren. Hin und zurück flogen wir einhundertsiebenundzwanzig Jahre Erdzeit und zehn Jahre Bordzeit. Vor vier Tagen kehrten wir zurück … Der »Prometheus« – mein Schiff – blieb auf der Luna. Heute bin ich von dort gekommen. Das ist alles.«
    Sie sah mich an. Sagte nichts. Ihre Lippen bewegten, öffneten, schlossen sich wieder. Was lag wohl in ihren Augen? Staunen? Bewunderung? Angst?
    Â»Warum sagst du denn nichts?« fragte ich. Ich mußte mich räuspern.
    Â»Ja … also wie alt bist du wirklich?«
    Ich mußte lächeln; doch war es kein nettes Lächeln.
    Â»Was heißt da – wirklich? Biologisch bin ich vierzig, aber nach irdischer Zeitrechnung einhundertsiebenundfünfzig …«
    Langes Schweigen und plötzlich: »Gab es dort Frauen?«
    Â»Warte mal«, sagte ich. »Hast du etwas zum Trinken?«
    Â»Wieso?«
    Â»Etwas Giftiges, weißt du. Etwas Starkes. Alkohol… oder wird der nicht mehr getrunken?«
    Â»Ã„ußerst selten …«, antwortete sie ganz leise, so als wären ihre Gedanken ganz woanders. Ihre Hände fielen langsam nach unten, berührten das metallische Blau ihres Kleides.
    Â»Ich werde dir … ›Anghen‹ geben, willst du? Ach, ja, du weißt ja nicht, was das ist?«
    Â»Nein. Ich weiß es nicht«, antwortete ich mit einer unerwarteten Halsstarrigkeit. Sie ging zur Bar und kam mit einer kleinen, bauchigen Flasche wieder. Sie goß mir ein. Es war etwas Alkohol darin – nicht viel – und noch etwas – der Geschmack war eigenartig, herb.
    Â»Sei bitte nicht böse«, sagte ich, indem ich meinen Becher austrank, und goß mir zum zweiten Male ein.
    Â»Ich bin nicht böse. Du hast nicht geantwortet, vielleicht magst du nicht?«
    Â»Warum denn? Ich kann es wohl. Insgesamt waren wir dreiundzwanzig, auf zwei Schiffen. Das zweite Schiff hieß ›Ulysses‹. Je fünf Piloten und der Rest – Wissenschaftler. Frauen gab es da keine.«
    Â»Warum?«
    Â»Wegen der Kinder«, erklärte ich. »Auf solchen Schiffen kann man keine Kinder großziehen. Und sogar, wenn es möglich wäre, will es niemand. Ehe man dreißig ist, darf man nicht fliegen. Zwei abgeschlossene Studienfächer plus vier Trainingsjahre – insgesamt zwölf Jahre – muß man hinter sich haben. Kurz – Frauen pflegen mit dreißig schon Kinder zu haben. Und es gab da noch … andere Rücksichten.«
    Â»Und du?« fragte sie.
    Â»Ich war allein. Man wählte Alleinstehende aus. Das heißt – Freiwillige.«
    Â»Und du wolltest?«
    Â»Ja. Selbstverständlich.«
    Â»Und ohne …«
    Sie stockte. Ich wußte, was sie sagen wollte. Ich schwieg.
    Â»Es muß doch unheimlich sein so … zurückzukehren …«, sagte sie fast flüsternd. Sie zuckte zusammen. Sah mich dann plötzlich an, ihre Wangen wurden dunkler, sie errötete.
    Â»Hör mal, das, was ich vorher gesagt habe, war nur ein Scherz, wirklich …«
    Â»Ãœber die hundert Jahre?«
    Â»Ja. Ich sagte es nur, um irgend etwas zu

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