Rückkehr von den Sternen
Hand die flaumige Bedeckung ihrer Schulter an und zerrià sie â knöpfte sie nicht auf, zog sie nicht aus, sondern rià sie einfach herunter und lieà die Fetzen, wie Unrat, aus ihren Fingern fallen.
»SchlieÃlich kennen wir uns ja ein wenig«, sagte sie. Sie schien freier zu werden. Lächelte. Manchmal wurde sie wunderschön, besonders wenn sie blinzelte und ihre heruntergezogene Unterlippe glitzernde Zähne sehen lieÃ. Ihr Gesicht hatte etwas Ãgyptisches. Eine ägyptische Katze. Das Haar mehr als nur schwarz â und als sie den Pelzflaum von ihren Schultern und der Brust herunterriÃ, sah ich, daà sie durchaus nicht so mager war, wie es zuerst schien. Warum aber zerrià sie das Kleid?â¦Â Sollte das etwas bedeuten?
»Du wolltest erzählen!« meinte sie und sah mich über ihren Becher an.
»Ja«, sagte ich und spürte ein solches Lampenfieber, als ob von meinen Worten weià Gott was abhängen würde. »Ich ⦠ich war ein Pilot. Das letzte Mal war ich hier ⦠erschrick bloà nicht!«
»Nein. Sprich!«
Ihre Augen waren aufmerksam und glänzend.
»Vor einhundertsiebenundzwanzig Jahren. Ich war damals dreiÃig Jahre alt. Die Expedition⦠ich war Pilot der Expedition nach Fomalhaut. Eine Entfernung von dreiundzwanzig Lichtjahren. Hin und zurück flogen wir einhundertsiebenundzwanzig Jahre Erdzeit und zehn Jahre Bordzeit. Vor vier Tagen kehrten wir zurück ⦠Der »Prometheus« â mein Schiff â blieb auf der Luna. Heute bin ich von dort gekommen. Das ist alles.«
Sie sah mich an. Sagte nichts. Ihre Lippen bewegten, öffneten, schlossen sich wieder. Was lag wohl in ihren Augen? Staunen? Bewunderung? Angst?
»Warum sagst du denn nichts?« fragte ich. Ich muÃte mich räuspern.
»Ja ⦠also wie alt bist du wirklich?«
Ich muÃte lächeln; doch war es kein nettes Lächeln.
»Was heiÃt da â wirklich? Biologisch bin ich vierzig, aber nach irdischer Zeitrechnung einhundertsiebenundfünfzig â¦Â«
Langes Schweigen und plötzlich: »Gab es dort Frauen?«
»Warte mal«, sagte ich. »Hast du etwas zum Trinken?«
»Wieso?«
»Etwas Giftiges, weiÃt du. Etwas Starkes. Alkohol⦠oder wird der nicht mehr getrunken?«
»ÃuÃerst selten â¦Â«, antwortete sie ganz leise, so als wären ihre Gedanken ganz woanders. Ihre Hände fielen langsam nach unten, berührten das metallische Blau ihres Kleides.
»Ich werde dir ⦠âºAnghenâ¹ geben, willst du? Ach, ja, du weiÃt ja nicht, was das ist?«
»Nein. Ich weià es nicht«, antwortete ich mit einer unerwarteten Halsstarrigkeit. Sie ging zur Bar und kam mit einer kleinen, bauchigen Flasche wieder. Sie goà mir ein. Es war etwas Alkohol darin â nicht viel â und noch etwas â der Geschmack war eigenartig, herb.
»Sei bitte nicht böse«, sagte ich, indem ich meinen Becher austrank, und goà mir zum zweiten Male ein.
»Ich bin nicht böse. Du hast nicht geantwortet, vielleicht magst du nicht?«
»Warum denn? Ich kann es wohl. Insgesamt waren wir dreiundzwanzig, auf zwei Schiffen. Das zweite Schiff hieà âºUlyssesâ¹. Je fünf Piloten und der Rest â Wissenschaftler. Frauen gab es da keine.«
»Warum?«
»Wegen der Kinder«, erklärte ich. »Auf solchen Schiffen kann man keine Kinder groÃziehen. Und sogar, wenn es möglich wäre, will es niemand. Ehe man dreiÃig ist, darf man nicht fliegen. Zwei abgeschlossene Studienfächer plus vier Trainingsjahre â insgesamt zwölf Jahre â muà man hinter sich haben. Kurz â Frauen pflegen mit dreiÃig schon Kinder zu haben. Und es gab da noch ⦠andere Rücksichten.«
»Und du?« fragte sie.
»Ich war allein. Man wählte Alleinstehende aus. Das heiÃt â Freiwillige.«
»Und du wolltest?«
»Ja. Selbstverständlich.«
»Und ohne â¦Â«
Sie stockte. Ich wuÃte, was sie sagen wollte. Ich schwieg.
»Es muà doch unheimlich sein so ⦠zurückzukehren â¦Â«, sagte sie fast flüsternd. Sie zuckte zusammen. Sah mich dann plötzlich an, ihre Wangen wurden dunkler, sie errötete.
»Hör mal, das, was ich vorher gesagt habe, war nur ein Scherz, wirklich â¦Â«
»Ãber die hundert Jahre?«
»Ja. Ich sagte es nur, um irgend etwas zu
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