Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rückkehr von den Sternen

Rückkehr von den Sternen

Titel: Rückkehr von den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
Vom Netzwerk:
umdrehte, trug sie ein kleines Tablett mit Bechern und zwei Flaschen. Sie drückte leicht auf die eine Flasche und schenkte mir einen vollen Becher ein – die Flüssigkeit sah ganz nach Milch aus.
    Â»Danke«, sagte ich, »für mich nicht …«
    Â»Ich gebe dir doch nichts!« staunte sie.
    Ich verstand, daß ich einen Fehler machte, ohne zu wissen, was für einen, brummte also nur etwas und nahm den Becher. Sie selbst schenkte sich aus der anderen Flasche ein. Die Flüssigkeit war ölig, farblos, prickelte leicht unter der Oberfläche und wurde zugleich dunkler, wie infolge eines Kontakts mit der Luft.
    Sie setzte sich, berührte ihr Glas mit den Lippen und fragte wie von ungefähr: »Wer bist du?«
    Â»Kol«, antwortete ich. Ich hob meinen Becher hoch, als wollte ich ihn betrachten, diese Milch hatte aber keinen Geruch. Ich rührte das Getränk nicht an.
    Â»Nein, im Ernst«, sagte sie. »Du dachtest wohl, ich wollte schummeln, wie? Ach, wo. Es war ja nur ein Kais. Ich war mit der Sechs, weißt du, aber es wurde so unheimlich öde. Das Pflügen taugte nichts und überhaupt… ich wollte gerade gehen, als du dich an den Tisch gesetzt hast.«
    Irgend etwas davon begriff ich bereits: ich hatte mich wahrscheinlich ungewollt an ihren Tisch gesetzt, als sie nicht da war, vielleicht tanzte sie da gerade? Ich schwieg diplomatisch.
    Â»Von weitem sahst du so …«. sie konnte dafür keine entsprechende Bezeichnung finden.
    Â»Solide?« half ich. Ihre Lider zuckten. Hatte sie wohl auch darauf eine metallische Haut? Nein, es war wohl Schminke. Nun hob sie den Kopf: »Was heißt das?«
    Â»Nun – e … hmm – vertrauenswürdig …«
    Â»Du sprichst so komisch. Von wo bist du?«
    Â»Von weit her.«
    Â»Mars?«
    Â»Weiter.«
    Â»Fliegst du?«
    Â»Ich bin geflogen.«
    Â»Und jetzt?«
    Â»Nichts. Kam zurück.«
    Â»Wirst du wieder fliegen?«
    Â»Ich weiß nicht. Wohl kaum.«
    Das Gespräch versandete irgendwie. Mir schien, daß das Mädchen ihre etwas leichtsinnige Einladung bereits bereute, und ich wollte ihr die Sache leichter machen.
    Â»Soll ich vielleicht schon gehen?« fragte ich. Das nicht angerührte Getränk hielt ich immer noch in der Hand.
    Â»Warum denn?« staunte sie.
    Â»Ich dachte, das würde dir … Zusagen.«
    Â»Nein«, sagte sie, »du meinst – nein, wieso? … Warum trinkst du denn nicht?«
    Â»Ich trinke schon.«
    Es war doch Milch. Um diese Zeit, unter diesen Umständen! Ich war so verblüfft, daß sie es merken mußte.
    Â»Wie – ist er etwa schlecht?«
    Â»Die … diese Milch…«, sagte ich. Ich mußte dabei das Gesicht eines Vollidioten gehabt haben.
    Â»Wie? Was für Milch? Es ist doch Brit …«
    Ich seufzte nur. »Hör zu, Nais … ich gehe wohl wirklich. Ja. So wird es besser sein.«
    Â»Aber warum hast du denn getrunken?« fragte sie.
    Ich sah sie schweigend an. Die Sprache selbst hatte sich nicht einmal so sehr verändert – nur verstand ich rein nichts davon. Nichts. Sie haben sich geändert.
    Â»Wie du willst«, meinte sie schließlich. »Keiner hält dich. Ja, aber jetzt…« Sie wurde verwirrt. Trank ihre Limonade – wie ich in Gedanken ihr prickelndes Getränk nannte –, und ich wußte wieder einmal nicht, was ich sagen sollte. Wie schwierig das alles doch war!
    Â»Erzähle mir von dir«, schlug ich vor, »willst du?«
    Â»Gerne. Und wirst du mir später auch von dir erzählen?«
    Â»Ja.«
    Â»Ich bin an der Kawut, das zweite Jahr schon. Aber in der letzten Zeit ließ ich mich etwas gehen, plastete nicht regelmäßig und … na, eben so. Meine Sechs ist uninteressant. Und so im Ernst… habe ich keinen. Komisch …«
    Â»Was denn?«
    Â»Daß ich keinen habe …«
    Wieder dieses Dunkel. Von wem sprach sie da? Wen hatte sie nicht? Eltern? Liebhaber? Freunde? Abs hatte doch recht, daß ich ohne acht Monate im ADAPT nicht auskommen würde. Aber jetzt wollte ich noch viel weniger als vorher zerknirscht zurück in die Schule.
    Â»Und weiter?«, fragte ich, und da ich den Becher immer noch in der Hand hielt, nahm ich wieder einen Schluck von dieser Milch. Nais Lippen umspielte eine Art spöttisches Lächeln. Sie trank ihren Becher bis zur Neige aus, faßte mit der

Weitere Kostenlose Bücher