Rückkehr von den Sternen
nicht von meiner alten Hose trennen. So zog ich nur die weiÃe Strickjacke an, obschon mir meine alte schwarze, an den Ellbogen schon ausgefranste, weit besser gefiel, und ging hinunter ins Restaurant.
Die Hälfte der Tischchen war besetzt. Durch drei Säle hindurch gelangte ich auf die Terrasse: man sah von dort aus die groÃen Boulevards mit unendlichen Glider-Strömen; unter den Wolken, wie ein Bergmassiv, blau in der Luft, erhob sich der Terminal-Bahnhof.
Ich bestellte das Mittagessen.
»Welches?« fragte der Roboter. Er wollte mir eine Karte bringen. »Egal«, sagte ich. »Ein normales Essen.«
Erst als ich zu essen anfing, bemerkte ich, daà die Tischchen rundum leer waren. Ganz unwillkürlich suchte ich Einsamkeit. Ich wuÃte es nicht einmal. Ich wuÃte auch nicht, was ich da aÃ. Ich verlor das Gefühl der Sicherheit, daà das, was ich mir ausgedacht hatte, auch gut sei. Ferien â als ob ich mich selber belohnen wollte, weil kein anderer daran gedacht hatte.
Der Kellner trat lautlos näher. »Herr Bregg â ja?«
»Ja«
»Sie haben einen Gast â auf Ihrem Zimmer.«
Gleich dachte ich an Nais. Ich trank die dunkle, schäumende Flüssigkeit aus und stand auf, fühlte dabei im Rücken verschiedene Blicke, die mich verfolgten. Es wäre nicht übel, zehn Zentimeter abzusägen. In meinem Zimmer saà eine junge Frau, die ich nie gesehen hatte. Ein graues, flaumiges Kleidchen und etwas Rotes â wie eine Stola â um die Schultern. »Ich bin vom ADAPT«, sagte sie, »und habe heute schon mit Ihnen gesprochen.«
»So â sind Sie es gewesen?«
Ich war ein biÃchen widerborstig. Was wollten die schon wieder von mir?
Sie setzte sich. Auch ich setzte mich langsam hin.
»Wie fühlen Sie sich?«
»Ausgezeichnet. Ich war heute beim Arzt. Alles in Butter. Ich habe mir eine Villa gemietet, möchte etwas lesen.«
»Sehr vernünftig. Klavestra ist in dieser Beziehung ideal. Sie werden dort Berge haben und Ruhe â¦Â«
Sie wuÃte, daà es Klavestra war. Verfolgten Sie mich denn â oder wie? Ich saà reglos da und wartete auf die Fortsetzung.
»Ich habe Ihnen etwas mitgebracht ⦠von uns.«
Dabei zeigte sie auf ein kleines Päckchen, das auf dem Tisch lag. »Das ist das Neueste bei uns, wissen Sie«, sie sprach lebhaft, wenn auch etwas gekünstelt. »Wenn Sie schlafen gehen, brauchen Sie nur den Apparat einzustellen ⦠und erfahren auf diese Weise, ganz einfach, völlig mühelos, innerhalb mehrerer Nächte eine ganze Menge nützlicher Dinge.«
»So? Das ist gut«, sagte ich. Sie lächelte mich an. Auch ich lächelte, wie ein braver Schüler: »Sie sind Psychologin?«
»Ja. Erratenâ¦Â« Nun zögerte sie. Ich merkte, daà sie noch etwas sagen wollte.
»Ja â bitte â¦Â«
»Werden Sie mir auch nicht böse sein?«
»Weshalb denn?«
»Weil ⦠nun, sehen Sie ⦠Sie kleiden sich etwas â¦Â«
»Ich weiÃ. Aber ich trage diese Hose gern. Vielleicht wird es mit der Zeit â¦Â«
»Ach, nein, um die Hose geht es eigentlich nicht. Die Strickjacke â¦Â«
»Die Jacke?« staunte ich. »Die wurde mir doch erst heute gemacht, scheint wohl der letzte Modeschrei zu sein, stimmtâs?«
»Ja. Nur Sie haben sie unnötigerweise aufgebläht ⦠Sie gestatten?«
»Bitte«, sagte ich ganz leise. Sie lehnte sich aus ihrem Sessel heraus, schlug mit ausgestreckten Fingern leicht an meine Brust und schrie dann leise auf: »Was haben Sie denn da?«
»Nichts â auÃer mir selbst«, antwortete ich mit einem schiefen Lächeln.
Mit der Rechten umfing sie die Finger ihrer linken Hand und stand auf. Meine von einer bösartigen Genugtuung begleitete Ruhe erstarrte plötzlich zu Eis.
»Setzen Sie sich doch wieder, bitte.«
»Aber⦠ich bitte Sie vielmals um Entschuldigung, aber ichâ¦Â«
»Keine Ursache. Arbeiten Sie schon lange im ADAPT?«
»Das zweite Jahr.«
»So â und dies wäre der erste Patient?« Ich zeigte mit dem Finger auf mich selbst. Sie wurde ein biÃchen rot. »Darf ich Sie etwas fragen?«
Ihre Lider flatterten. Dachte sie, ich wollte ein Stelldichein mit ihr vereinbaren? »Selbstverständlich â¦Â«
»Wie ist das wohl gemacht, daà man auf jeder Stadtebene den Himmel sehen
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