Rückkehr von den Sternen
weià auch, was für einen Nacken ich jetzt habe. Sonst wäre ich dort erstickt wie eine Ratte. Die arbeiteten ja, sogar als ich schlief. Sogar bei der Hibernisation. Alles wog doppelt soviel. Daher kommt es.«
»Und bei den anderen? ⦠Entschuldigen Sie die Frage, da bricht meine ärztliche Neugier durch ⦠Es hat ja nie so eine lange Expedition gegeben, wissen Sie.«
»Weià ich. Die anderen? Olaf fast so wie ich. Das liegt wohl am Knochenbau, breit war ich schon immer. Arder war gröÃer als ich. Ãber zwei. Tja, der Arder ⦠Was sagte ich eben? Die anderen â na, ich war der Jüngste und hatte die gröÃten Anpassungsfähigkeiten. So behauptete mindestens Venturi ⦠Kennen Sie die Arbeiten von Janssen?«
»Ob ich sie kenne? Für uns ist das schon Klassik, Bregg.«
»So? Lustig, er war so ein quirliger, kleiner Doktor ⦠ich hielt bei ihm neunundsiebzig g anderthalb Sekunden aus â wissen Sie?«
»Was erzählen Sie da?«
Ich lächelte. »Ich habe es schriftlich. Das war vor einhundertdreiÃig Jahren ⦠nun sind vierzig zuviel für mich.«
»Bregg, heute hält keiner mehr als zwanzig aus!«
»Warum â vielleicht wegen der Betrisierung?«
Er schwieg. Ich hatte den Eindruck, daà er etwas wuÃte, was er mir nicht sagen wollte. Ich stand auf.
»Bregg«, sagte er, »wenn wir schon davon sprechen: Geben Sie acht!«
»Worauf?«
»Auf sich selbst und die anderen. Der Fortschritt kommt nie umsonst. Wir wurden Tausende von Gefahren und Konflikten los, aber man muà alles bezahlen. Die Gesellschaft wurde weich. Und Sie selbst sind â können â vielleicht⦠hart sein. Verstehen Sie?«
»Ich verstehe«, sagte ich und dachte an den Mann, der da im Restaurant lachte und still wurde, als ich näher kam.
»Doktor«, sagte ich plötzlich, »ja ⦠in der Nacht traf ich einen Löwen. Sogar zwei Löwen. Warum haben die mir nichts getan?«
»Raubtiere gibt es nicht mehr, Bregg ⦠Die Betrisierung ⦠haben Sie sie in der Nacht getroffen? Und was taten Sie da?«
»Ich kraulte sie am Hals«, sagte ich und zeigte ihm, wie ich es getan hatte. »Aber der Vergleich mit der âºIliasâ¹, Doktor, das ist doch eine Ãbertreibung. Ich hatte ganz schön Angst. Was bin ich Ihnen schuldig?«
»Denken Sie nicht mehr daran. Und wenn Sie jemals wieder herkommen möchten â¦Â«
»Danke.«
»Warten Sie aber nicht allzu lange«, sagte er fast wie zu sich selbst, als ich schon hinausging. Erst auf der Treppe verstand ich, was er meinte: er war fast neunzig Jahre alt.
Ich ging ins Hotel zurück. In der Halle gab es einen Friseur. Natürlich ein Roboter. Ich lieà mir die Haare schneiden. Sie waren ziemlich lang geworden, besonders hinter den Ohren. Die Schläfen waren am meisten ergraut. Als er fertig war, hatte ich das Gefühl, weniger wild auszusehen. Er fragte mit einer melodiösen Stimme, ob er das Haar nachdunkeln solle.
»Nein.«
»Aprex?«
»Was ist das?«
»Gegen Runzeln.«
Ich zögerte. Fühlte mich ungemein blöde, aber vielleicht hatte der Doktor doch recht.
»Gut«, stimmte ich endlich zu. Er bedeckte mein ganzes Gesicht mit einer Schicht scharfriechenden Gelees, das zu einer Maske erstarrte. Ich lag unter den Tüchern, recht froh, daà mein Gesicht nun unsichtbar wurde.
Dann fuhr ich nach oben. Im Zimmer lagen bereits die Päckchen mit der flüssigen Wäsche, ich zog meinen Anzug aus und ging ins Badezimmer. Da gab es einen Spiegel.
Ja. Ich konnte wirklich erschrecken. Ich sah wie ein Jahrmarktkämpfer aus. Gewölbte Brustmuskeln, der Körper durchtrainiert, ich war überhaupt ganz und gar athletisch. Als ich den Arm hob und mein Brustmuskel anschwoll, sah ich darin eine handbreite Schramme. Ich wollte noch die andere Narbe unterm Schulterblatt ansehen, für die ich Glückspilz genannt wurde; denn wäre damals ein Splitter nur drei Zentimeter mehr nach links gegangen, hätte er mir die Wirbelsäule zerschmettert. Ich schlug mit der Faust auf meinen brettartigen Bauch.
»Du Rindvieh«, sagte ich zum Spiegelbild. Ich hatte Lust auf ein Bad, ein richtiges, nicht im Ozonwind, und war froh bei dem Gedanken an das Schwimmbecken, das es bei der Villa geben würde. Ich wollte etwas von den neuen Sachen anziehen, konnte mich aber irgendwie
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