Rückkehr von den Sternen
kann?«
Sie wurde lebhafter. »Das ist ganz einfach. Das Fernsehen â so hat man es früher genannt. An den Decken gibt es Bildschirme â sie übermitteln alles, was über der Erde ist, das Bild vom Himmel, und Wolken â¦Â«
»Diese Ebenen sind aber gar nicht sehr hoch«, meinte ich, »und dabei stehen dort Häuser mit vierzig Stockwerken â¦Â«
»Eine Illusion«, lächelte sie, »nur ein Teil dieser Häuser ist real; das Bild ist ihre Verlängerung. Verstehen Sie?«
»Schon, ich kann ja verstehen wie, aber nicht wozu das so ist.«
»Damit sich die Bewohner von verschiedenen Ebenen nicht benachteiligt fühlen â in keinerlei Weise â¦Â«
»So«, sagte ich. »Na, das ist keine schlechte Idee ⦠und noch etwas. Ich will mir Bücher besorgen. Können Sie mir da einiges aus Ihrem Gebiet empfehlen? Mehr so ⦠kompilatorische Sachen.«
»Wollen Sie denn Psychologie studieren?« staunte sie.
»Nein, nur hätte ich gerne gewuÃt, was ihr hier in dieser Zeit getan habt.«
»Dann würde ich Ihnen den Mayssen empfehlen«, sagte sie.
»Was ist das?«
»Ein Schülerlehrbuch.«
»Ich möchte eher etwas GröÃeres. Kompendien, Monographien ⦠Sachen aus erster Hand â¦Â«
»Die dürften vielleicht zu ⦠schwer sein.«
Ich lächelte freundlich. »Vielleicht aber auch nicht. Worauf beruht denn diese Schwierigkeit?«
»Die Psychologie hat sich arg mathematisiert â¦Â«
»Ich auch. Bis zu dem Punkt, an dem ich vor hundert Jahren aufhörte. Braucht man inzwischen noch mehr?«
»Sie sind aber kein Mathematiker?«
»Beruflich nicht. Immerhin habe ich studiert. Auf dem âºPrometheusâ¹. Es gab da ⦠recht viel Freizeit, wissen Sie.«
Erstaunt und verwirrt, sagte sie gar nichts mehr. Sie gab mir einen Zettel mit verschiedenen Büchertiteln. Als sie wegging, kehrte ich zum Schreibtisch zurück und setzte mich schwer hin. Sogar sie, eine Mitarbeiterin des ADAPT ⦠Mathematik? Ach wo. Ein wilder Mann. âºIch hasse sie alleâ¹, dachte ich. âºHasse, hasse sie.â¹ Ich wuÃte nicht, an wen ich dabei dachte. An alle wohl. Ja, einfach an alle. Man hatte mich betrogen. Sie hatten mich hergeschickt, ohne zu wissen, was sie taten, ich sollte nicht zurückkehren, wie Venturi, wie Arder und Thomas, aber ich kehrte doch wieder, damit sie Angst vor mir bekamen. Damit ich umherirrte wie ein lebendiger Vorwurf, den niemand haben wollte. âºIch tauge nichts mehrâ¹, dachte ich. Wenn ich nur hätte weinen können. Arder konnte es. Er sagte, daà man sich seiner Tränen nicht schämen sollte. Möglich, daà ich vor dem Doktor gelogen hatte. Ich hatte es nie jemandem gesagt, aber ich war nicht sicher, ob ich das für irgendeinen anderen tun würde. Vielleicht doch. Für Olaf, später. Aber so ganz sicher war ich dessen nicht. Arder! Wie haben sie uns zugrunde gerichtet, und wie haben wir ihnen geglaubt und die ganze Zeit über auÃerhalb von uns die Erde gespürt, eine existierende, an uns glaubende, an uns denkende Erde. Keiner sprach davon, wozu auch? Darüber, was selbstverständlich ist, spricht man nicht.
Ich stand auf. Konnte nicht mehr sitzen. Ging von der einen Ecke in die andere.
Genug. Ich machte die Tür zum Badezimmer auf â es gab nicht einmal Wasser, um den Kopf abzukühlen. Ãbrigens â was für eine Idee. Rein hysterisch.
Ich ging ins Zimmer zurück und fing an zu packen.
III
Den ganzen Nachmittag verbrachte ich in der Buchhandlung. Dort gab es nicht etwa Bücher. Seit fast einem halben Jahrhundert wurden keine mehr gedruckt. Und ich hatte mich so sehr darauf gefreut nach den Mikrofilmen, aus denen die Bibliothek des »Prometheus« bestand. Pustekuchen. Keiner konnte mehr in Regalen stöbern, schwere Bände in der Hand wiegen, ihr Volumen richtig auskosten, das den Umfang des Lesevergnügens voraussagte. Die Buchhandlung erinnerte an ein elektronisches Labor. Bücher waren kleine Kristalle mit gespeichertem Inhalt. Lesen konnte man sie mit Hilfe eines Optons. Der sah einem Buch sogar ähnlich, allerdings mit nur einer einzigen Seite zwischen den Einbanddeckeln. Berührte man dieses eine Blatt, so erschienen hintereinander die Textseiten in ihrer Reihenfolge. Aber es wurde â wie mir der Roboter-Verkäufer sagte â von den Optonen
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