Rückkehr von den Sternen
ihm irgend etwas von den Dingen passieren, die ich jetzt nannte?«
»Schonâ¦Â«
»Ja, warum versteifst du dich dann, daà es ausgerechnet das Radio, das Radio und nichts anderes als das Radio war?«
»Vielleicht hast du rechtâ¦Â«, sagte ich. Ich fühlte mich schrecklich müde, und alles war mir auf einmal egal. »Vielleicht hast du recht«, wiederholte ich. »Das Radio ⦠war einfach das wahrscheinlichste, weiÃt du ⦠Nein. Sag nun nichts mehr. Wir haben sowieso schon viel zu oft davon gesprochen. Am besten ist, nicht darüber zu sprechen.«
Olaf trat dicht an mich heran. »Alter Gaul«, sagte er, »du unglückseliger alter Gaul ⦠Hast einfach zuviel des Guten, weiÃt du das?«
»Was für Gutes soll das schon wieder sein?«
»Verantwortungsgefühl. Man muà in allem Maà halten. Und was willst du machen?«
»Womit?«
»Das weiÃt du doch â¦Â«
»Nein.«
»Schlimm â was?«
»Schlimmer kann es gar nicht sein.«
»Willst du denn nicht mit mir mit? Oder irgendwohin â allein. Wenn du willst, helfe ich dir dabei. Ich kann deine Sachen mitnehmen, oder du läÃt sie hier, oderâ¦Â«
»Meinst du, daà ich türmen soll?«
»Ich meine gar nichts. Aber wenn ich dich so sehe, wenn du nur ein biÃchen aus der eigenen Haut fährst, nur ein winziges biÃchen, so wie eben vor einer Weile, weiÃt du ⦠dann â¦Â«
»Ja â dann?«
»Dann fange ich zu denken an.«
»Ich will hier nicht weg. WeiÃt du, was ich dir sage? Ich rühre mich hier nicht vom Fleck. Es sei denn, daàâ¦Â«
»Ja?«
»Nichts. Und der da, in der Werkstatt, was hat er gesagt? Wann soll der Wagen fertig sein? Morgen oder noch heute? Ich hab es vergessen.«
»Morgen früh.«
»Schön. Sieh bloÃ: es wird schon dunkel. Wir haben den ganzen Nachmittag vertratschtâ¦Â«
»Möge dir der Himmel äuÃerst wenig von solchem Getratsche bescheren!«
»Gehen wir noch ins Wasser?«
»Nein. Ich möchte gerne etwas lesen. Gibst du mir was?«
»Nimm, was du willst. Verstehst du mit diesem Kristall umzugehen?«
»Ja. Und ich hoffe, du hast nicht so eine⦠solche Lesemaschine mit der ZuckerguÃstimme.«
»Nein. Ich hab nur den Opton.«
»Fein. Dann nehme ich es. Und du wirst im Schwimmbecken sein?«
»Ja. Aber erst gehe ich mit dir nach oben, muà mich noch umziehen.«
Oben gab ich ihm ein paar Bücher, meist historische, und eine Arbeit über die Stabilisierung der Populationsdynamik, da ihn das interessierte. Auch eine Biologie mit einer groÃen Abhandlung über die Betrisierung. Ich selbst zog mich dann um und suchte meine Badehose, die ich irgendwo verlegt hatte. Ich konnte sie aber nicht finden und nahm daher einen schwarzen Slip von Olaf, warf den Bademantel über die Schultern und ging aus dem Haus.
Die Sonne war schon untergegangen. Vom Westen her zog eine Wolkenbank auf und verdüsterte den Himmel. Ich warf den Mantel auf den Sand, der nach der Tageshitze abgekühlt war. Ich setzte mich, berührte das Wasser mit den Zehenspitzen. Dieses Gespräch hatte mich mehr aufgewühlt, als ich selbst zugeben wollte. Arders Tod steckte in mir wie ein Splitter. Vielleicht hatte Olaf auch recht. Vielleicht war es nur das Gedächtnis, das sich nie damit abfinden konnte â¦
Ich stand auf und sprang mit flachem Kopfsprung ins Wasser. Es war warm, aber ich erwartete kaltes und war durch diese Ãberraschung etwas verdutzt. Ich schwamm hoch. Zu warm war das Wasser, so, als ob ich in einer Suppe herumschwimmen würde. Ich kletterte an der gegenüberliegenden Seite heraus, hinterlieà auf dem Beckenrand dunkle Spuren meiner Hände. Ich spürte einen Stich im Herzen. Die Arder-Geschichte hatte mich in eine völlig andere Welt versetzt; nun aber, vielleicht weil das Wasser so warm war, warm sein sollte, erinnerte ich mich an das Mädchen. Und das war, als fiele mir etwas Schreckliches, ein Unglück ein, dem ich nicht Vorbeugen konnte â und es doch muÃte.
Vielleicht war aber auch das ein Hirngespinst. Ich drehte diesen Gedanken in meinem Kopf herum, unsicher, in der aufkommenden Dunkelheit zusammengekauert. Ich sah kaum noch den eigenen Körper, meine Sonnenbräune verbarg mich in der Finsternis. Die Wolken füllten nun den ganzen Himmel, und plötzlich,
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