Rückkehr von den Sternen
inne. Und wenn die Tür nicht aufging? Allein die Vorstellung eines solchen Rückzugs: das würde mir für eine längere Zeit viel Stoff zum Nachdenken geben. Und ich spürte, daà ich, je länger ich so stand, desto schwächer wurde, so, als verlieÃen mich alle Kräfte. Ich berührte die Platte. Sie gab nicht nach. Ich drückte nun stärker.
»Sind Sie das?« hörte ich ihre Stimme. Sie muÃte dicht hinter der Tür stehen.
»Ja.«
Stille. Eine halbe, eine ganze Minute lang.
Die Tür ging auf. Sie stand an der Schwelle. Hatte einen flauschigen Morgenmantel an. Das Haar fiel ihr bis auf den Kragen. Schwer zu glauben: aber jetzt erst sah ich, daà es kastanienbraun war.
Die Tür war nur einen Spalt geöffnet. Sie hielt sie fest. Als ich einen Schritt nach vorn machte, trat sie zurück. Von allein und völlig geräuschslos schnappte die Tür hinter mir zu.
Und plötzlich, als ob mir Schuppen von den Augen fielen, merkte ich, wie das alles aussah. Sie blickte mich an, reglos, blaÃ, beide Teile ihres Mantels mit den Händen festhaltend, und ich stand ihr gegenüber, nackt, wassertriefend, im schwarzen Slip von Olaf, mit einem sandverkrusteten Bademantel in der Hand â und starrte sie anâ¦
Plötzlich muÃte ich gerade wegen all dieser Dinge lächeln. Ich schüttelte meinen Bademantel, zog ihn an und setzte mich. An der Stelle, wo ich gestanden hatte, bemerkte ich zwei feuchte Flecke. Aber ich hatte absolut nichts zu sagen. Was konnte ich schon sagen? Auf einmal wuÃte ich es. Es war wie eine Inspiration.
»Wissen Sie, wer ich bin?«
»Ja.«
»So? Na schön. Vom Reisebüro?«
»Nein.«
»Auch egal. Ich bin â ein Wilder â wissen Sie das?«
»So?«
»Ja. Schrecklich wild. Wie heiÃen Sie?«
»Wissen Sie es denn nicht?«
»Ihr Vorname.«
»Eri.«
»Ich nehme dich fort von hier.«
»Was?«
»Ja. Ich nehme dich von hier fort. Willst du?«
»Nein.«
»Das schadet nichts. Ich nehme dich mit. WeiÃt du, warum?«
»Ungefähr.«
»Nein, du weiÃt es nicht. Ich weià es selbst nicht.«
Sie schwieg.
»Ich kann mir nicht helfen«, sprach ich weiter. »Es ist eigentlich geschehen, als ich dich sah. Vorgestern. Am Mittagstisch. WeiÃt du?«
»Ich weiÃ.«
»Warte. Du meinst vielleicht, daà ich scherze?«
»Nein.«
»Woher kannst du ⦠ach, egal. Wirst du versuchen zu fliehen?«
Sie schwieg.
»Tu das nicht«, bat ich. »Es wird dir nichts nützen, weiÃt du. Ich lasse dich sowieso nicht in Ruhe. Obwohl ich es gerne möchte, glaubst du das?«
Sie schwieg.
»Siehst du, es liegt nicht nur daran, daà ich nicht betrisiert bin. Mir liegt an gar nichts mehr, weiÃt du. An nichts. AuÃer dir. Ich muà dich sehen. Muà dich ansehen können. Muà deine Stimme hören. Ich muà es, etwas anderes interessiert mich nicht mehr. Nichts. Ich weià noch nicht, was mit uns werden wird. Mir scheint, daà dies ein schlechtes Ende nehmen kann. Aber das ist mir egal. Denn nun lohnt es sich schon. Weil ich es laut sage und du es hörst. Verstehst du? Nein. Du kannst es nicht verstehen. Ihre seid eure Schicksalsdramatik losgeworden, um in aller Ruhe zu leben. Ich kann das nicht. Brauche es auch nicht.«
Sie schwieg. Ich holte Luft.
»Eri«, sagte ich, »hör doch ⦠setz dich erst einmal hin.«
Sie rührte sich nicht.
»Setz dich doch. Bitte.«
Nichts.
»Das kann dir doch nicht schaden. Setz dich.«
Plötzlich begriff ich. Meine Kiefermuskeln spannten sich.
»Wenn du nicht willst â warum hast du mich denn âreingelassen?«
Nichts.
Ich stand auf, nahm sie bei den Schultern. Sie wehrte sich nicht. Ich setzte sie in einen Sessel. Brachte dann den meinen so nahe, daà sich unsere Knie fast berührten.
»Du kannst machen, was du willst. Aber hör zu. Es ist nicht meine Schuld. Und deine schon ganz bestimmt nicht. Keiner ist schuld. Ich habe es nicht gewollt. Aber es ist nun einmal so. Es ist, siehst du, die Ausgangssituation. Ich weiÃ, daà ich mich wie ein armer Irrer benehme. Aber ich sage dir auch gleich, warum. Willst du mit mir denn überhaupt nicht mehr sprechen?«
»Vielleicht«, sagte sie.
»Danke schön dafür. Ja. Ich weiÃ. Ich habe nicht das geringste Recht und so weiter. Also â was ich
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