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Rückkehr zum Mars

Rückkehr zum Mars

Titel: Rückkehr zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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anderen Ende, ihm gegenüber. Sie lächelte ihn an, und er lächelte befangen zurück.
    »Gut geschlafen?«, fragte Trudy, ihre Miene das Inbild unschuldiger Neugier.
    Jamie nickte und wandte seine Aufmerksamkeit der Schüssel Instant-Müsli zu, die vor ihm stand.
    Die Unterhaltung war anstrengend. Ganz gleich, was Hall oder Deschurowa sagten, alles klang für Jamie wie eine versteckte Anspielung auf Sex. Vijay wirkte jedoch völlig entspannt. Ihr macht dieses Geschäker Spaß , dachte Jamie.
    Er schaufelte sein Essen so schnell in sich hinein, wie er konnte, und ging dann zum Kommunikationszentrum.
    »Ich muss mich mit den anderen in Verbindung setzen«, erklärte er den Frauen.
    »Ich habe schon mit beiden Teams gesprochen«, rief Stacy seinem entschwindenden Rücken nach. »Possum hat eine streikende Brennstoffzelle, aber ansonsten ist alles okay.«
    Jamie blieb stehen und drehte sich zu ihr um. »Und Tomas?«
    »Sie sind unterwegs zur großen Caldera, genau nach Plan.«
    »Gut«, sagte Jamie. Dann machte er sich wieder auf den Weg zum Kommunikationszentrum.
    Ein paar Minuten, nachdem er mit Fuchida gesprochen hatte, schlüpfte Vijay in die Kabine und setzte sich neben ihn.
    »Es ist kein Verbrechen, weißt du«, sagte sie. Ihre Lippen verzogen sich zu einem leisen Lächeln.
    »Ich weiß.«
    »Wir sind schließlich erwachsene Menschen.«
    »Ich weiß«, wiederholte er.
    »Hast du gedacht, die anderen wären eifersüchtig?«
    »Ach, komm schon, Vijay …«
    Sie lachte fröhlich. »Schon besser. Mann, warst du vorhin verkrampft!«
    »Wissen sie Bescheid?«
    »Ich hab nichts gesagt, aber so wie du dich benommen hast, müssen sie's erraten haben.«
    »Verdammt.«
    »Kein Grund, sich zu schämen.«
    »Ich weiß, aber …«
    »Es ist nun mal passiert, Jamie. Jetzt vergiss es. Mach einfach so weiter wie bisher. Du brauchst dich zu nichts verpflichtet zu fühlen. Daran liegt mir nichts.«
    Er war erleichtert und enttäuscht zugleich. »Vijay, ich … sieh mal, das kompliziert irgendwie alles.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Keine Sorge, Kamerad. Keine Komplikationen. Es ist passiert, und es war sehr nett. Vielleicht wird's wieder passieren, wenn der Mond richtig steht. Vielleicht auch nicht. Denk nicht weiter drüber nach.«
    »Wie, zum Teufel, soll ich das anstellen, nicht weiter darüber nachzudenken?«
    Ihr Lächeln kehrte zurück. »Das wollte ich von dir hören, Jamie. Das ist alles, was ich hören wollte.«

NACHMITTAG: SOL 49
     
    Rodriguez fühlte, wie ihn ein eisiger, beklemmender Schauer überlief, als er in die Caldera starrte. Es war, als stünde man am Rand eines riesigen Lochs in der Welt, eines Lochs, das bis in die Hölle hinunterführte.
    »Nietzsche hatte Recht«, sagte Fuchida. In Rodriguez' Helmlautsprechern klang seine Stimme ehrfürchtig, fast ängstlich.
    Rodriguez musste den gesamten Oberkörper drehen, um den japanischen Biologen anzusehen, der neben ihm stand. In seinem klobigen Raumanzug war er nur an den blauen Streifen an den Armen zu erkennen.
    »Du meinst das mit dem Abgrund, in den man schaut, und der dann irgendwann in einen zurückschaut.«
    »Hast du Nietzsche gelesen?«
    Rodriguez grunzte. »Auf Spanisch.«
    »Das muss interessant gewesen sein. Ich habe ihn auf Japanisch gelesen.«
    Mit einem leisen Glucksen sagte Rodriguez: »Deutsch kann also offenbar keiner von uns beiden, hm?«
    Es war eine so gute Art wie jede andere, die Spannung zu lösen. Die Caldera war riesig, eine Mammutgrube, die sich von Horizont zu Horizont erstreckte. An ihrem Rand zu stehen und in die dunklen, schattigen Tiefen zu schauen, die wer weiß wie weit hinabreichten, war ausgesprochen verstörend.
    »Das ist 'n höllisches Loch«, murmelte Rodriguez.
    »Es könnte den kompletten Mount Everest schlucken«, sagte Fuchida. Seine Stimme klang ein wenig dumpf vor Ehrfurcht.
    »Wie lange ist dieses Biest schon tot?«
    »Mindestens zehn oder zwanzig Millionen Jahre. Vielleicht auch viel länger. Das ist eins der Dinge, die wir hier herausfinden wollen.«
    »Was meinst du, ist demnächst 'n neuer Ausbruch fällig?«
    Fuchida lachte zittrig. »Wir würden ausreichend vorgewarnt werden, keine Angst.«
    »Was, ich und Angst?«
    Sie begannen, die Ausrüstung abzuladen, die sie auf dem Schlitten mitgeschleppt hatten. Die beiden Kufen waren mit kleinen, teflonbeschichteten Rädern bestückt, sodass die Muskelkraft der beiden Männer ausreichte, um ihn auch über unebenen Boden zu ziehen. Ein großer Teil der Ausrüstung war

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