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Rückkehr zum Mars

Rückkehr zum Mars

Titel: Rückkehr zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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die latente Feindseligkeit ihrer Patientin zu bemerken. »Die Gruppe ist ja jetzt auf die beiden Kuppeln aufgeteilt, da ist es schwierig, alle zu einer ordentlichen Fete zusammenzubringen.«
    »Kein Alkohol«, sagte Deschurowa klipp und klar.
    »Ich meinte kein Besäufnis«, verbesserte sich Vijay rasch, ein Auge auf den Monitoren. Deschurowa schien so weit gesund zu sein; Blutdruck ein bisschen niedriger als sonst, aber durchaus noch innerhalb akzeptabler Grenzen.
    »Was dann?«
    Vijay zuckte die Achseln und wickelte die Manschette vom fleischigen Oberarm der Kosmonautin. Deschurowa zog mit der freien Hand die Sensoren ab.
    »Wir brauchen irgendwas«, sagte Vijay. »Die Moral sinkt allmählich auf einen Tiefstand. In den letzten Monaten haben wir immer nur gearbeitet, gearbeitet, gearbeitet. Es ist überhaupt nichts Aufregendes passiert. Das ist nicht gut für unsere seelische Verfassung.«
    »Trudy und Tom scheinen glücklich zu sein.« Deschurowa stand vom Untersuchungstisch auf und griff nach ihrem Overall.
    »Wenn sie zusammen sind, ja«, stimmte Vijay zu. »Aber wenn nicht, bläst Tommy schon öfters mal Trübsal.«
    Stacy schüttelte den Kopf. »Ich kann den Arbeitsplan ja nicht an ihre Affäre anpassen.«
    »Nein, natürlich nicht. Und offen gesagt, ich glaube, Trudy ist dankbar, wenn Tommy nicht ständig um sie herum ist.«
    »Du meinst, sie liebt Tom nicht?«
    »Liebe hat sehr wenig damit zu tun«, sagte Vijay, und ihr Gesicht wurde ernst. »Tommy mag ja total verrückt nach ihr sein, aber sie …« Vijay verstummte.
    »Ja? Was?«
    »Ich bin nicht sicher«, sagte Vijay mit gequälter Miene. »Trudy mag Tom natürlich. Sogar sehr. Aber ich glaube nicht, dass man das Liebe nennen kann, bei keinem der beiden.«
    »Ist das deine professionelle Meinung?«, fragte Deschurowa und drückte den Klettverschluss des Overalls zu.
    »Nicht unbedingt.«
    Stacy tippte Vijay mit einem schweren, dicken Finger auf die Schulter. »Oder ist es vielleicht eine Projektion, wie ihr Psychologen das nennt?«
    »Eine Projektion?«
    »Du kannst dich nicht auf Jamie festlegen, also glaubst du, dass Trudy dasselbe Problem hat.«
    »Ich kann mich nicht …?« Vijays dunkle Augen blitzten auf, dann wandte sie den Blick von Deschurowa ab.
    Mit einem grimmigen Lächeln sagte Deschurowa: »Dex und Jamie sind beide in der zweiten Kuppel. Ich glaube, es ist gut, dich von ihnen fern zu halten. Keine Party.«
    Und damit marschierte sie aus dem Krankenrevier.
    Statt einer Party brachte Deschurowa alle acht Forscher beim Abendessen auf elektronische Weise zusammen. Sie stellte ein Bildtelefon ans Ende des Tisches in der Messe von Kuppel Eins und befahl Jamie, in Kuppel Zwei dasselbe zu tun.
    »Möge dieser Meilenstein im Zeichen von Einheit und Kameradschaft stehen«, sagte sie vom Kopfende ihres Tisches aus und hob ein Glas Grapefruitsaft.
    »Einheit und Kameradschaft«, wiederholte Jamie am Kopfende seines Tisches.
    Doch als er einen Blick auf die drei anderen warf, die bei ihm waren, wurde Jamie klar, dass der Toast jedes Inhalts entbehrte. Fuchida hatte den Verdacht, dass einer ihrer Kameraden ein wahnsinniger Saboteur war, und Rodriguez ließ den Kopf hängen, weil er jetzt gern bei Trudy gewesen wäre.
    Als er Dex ansah, dachte Jamie, dass er sich im letzten Jahr sehr verändert hatte. Besonders seit wir das Gebäude gefunden haben, sagte er sich. Aber was seinen Vater betrifft, ist er innerlich zerrissen. Und tief drin, dort, wo es drauf ankommt, will er den Mars nach wie vor in ein profitables Unternehmen verwandeln.
    Einheit und Kameradschaft, wiederholte Jamie stumm. Wer's glaubt, wird selig.
    Nach dem Essen ging Jamie ins Kommunikationszentrum, vor allem, um von den anderen wegzukommen. Aber es sollte nicht sein. Er hatte kaum angefangen, das Arbeitsprogramm für den nächsten Tag noch einmal durchzugehen, als Fuchida eintrat und sich wortlos den zweiten Stuhl heranzog.
    »Was ist los, Mitsuo?«, fragte er und fürchtete die Antwort.
    Fuchida zog eine Minidisk aus der Brusttasche seines Overalls.
    »Ich glaube, ich weiß, wer unser Saboteur ist«, sagte er beinahe im Flüsterton.
    Unwillkürlich fragte Jamie: »Wer denn?«
    Fuchida hielt ihm die Scheibe hin. »Sieh dir das an.«
    Jamie schob sie in den Laufwerksschacht des Computers. »Was ist das?«
    »Ich habe jeden so genannten ›Unfall‹ mit unseren jeweiligen Aufgaben zum entsprechenden Zeitpunkt korreliert«, sagte der Biologe.
    Jamie sah ein verwirrendes Diagramm auf dem

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