Rückkehr zum Mars
sinken.
»Na ja, es stinkt mir eben, dass ich hier nur 'n Bürger zweiter Klasse bin.«
Trumball sah ihn erstaunt an. »Bürger zweiter Klasse?«
»Ja, du weißt schon – die denken alle, ich bin bloß so 'ne Art Mechaniker, Scheiße noch mal.«
»Also …«
»Ich bin Wissenschaftler, genau wie du und die anderen«, knurrte Craig. »Kann schon sein, dass ich meinen Abschluss nich an 'ner Uni mit 'nem großen Namen gemacht hab, kann auch sein, dass ich fast immer bei Ölfirmen gearbeitet hab, aber ich hatte genug auf der Pfanne, um 'nen Haufen Jungs mit schickerem Stammbaum zu schlagen.«
»Na klar bist du 'n Wissenschaftler.«
»Dieser Fuchida. Der verdammte Japs is dermaßen steif, dass ich Angst hab, er fällt aus'nander, wenn er bloß niest. Schaut mich an, als wär ich 'n Diener oder so.«
»Das ist nun mal seine Art.«
»Und die Frauen! Die benehmen sich alle, als wär ich 'n Opa. Verdammt, ich bin jünger als Jamie. Ich bin jünger als Stacy, weißt du das?«
Zum ersten Mal begriff Dex Trumball, dass Craig gekränkt war. Und verletzlich. Dieser zottelige, gutmütige Bär von einem Mann mit den Hängebacken, der vorspringenden Nase und den ewigen nachmittäglichen Bartstoppeln wollte mit Respekt behandelt werden. Das machte ihn benutzbar, erkannte Dex.
»Hör mal, Wiley«, begann er, »ich wusste nicht, dass wir dich gekränkt haben.«
»Du gar nicht so sehr. Es sind die andern. Die denken, ich bin bloß als ihr verdammter Handwerker hier. Du nennst mich wenigstens Wiley. Possum hat mir nie gefallen. Mein Name ist Peter J. Craig.«
Die Mikrowelle gab einen Glockenton von sich. Dex ignorierte ihn und setzte sich auf seine eigene Liege, gegenüber von Craig. »Dann werd ich die anderen dazu bringen, dich Wiley zu nennen. Oder Peter, wenn dir das lieber ist.«
»Wiley 's okay.«
Ein Lächeln kroch über Trumballs Gesicht. »Gut. Dann also von jetzt an Wiley. Ich sorge schon dafür, dass Jamie und die anderen es mitkriegen.«
Mit verlegener Miene murmelte Craig: »Irgendwie albern, was.«
»Nein, nein«, sagte Dex. »Wenn Jamie und die anderen dir auf die Nerven gehen, hast du jedes Recht, dich darüber zu beschweren.«
Bei sich dachte Trumball: Falls und wenn es so weit kommt, dass ich die Sache mit Jamie austragen muss, brauche ich Wiley an meiner Seite. Wiley und so viele andere, wie ich kriegen kann.
Nach dem Abendessen sprach Jamie fast eine Stunde lang mit Rodriguez und Fuchida auf dem Olympus Mons. Sie verbrachten die Nacht sitzend im Cockpit des Flugzeugs. So als wollte man in einem Passagierflugzeug schlafen, dachte Jamie. In der Touristenklasse. In den Raumanzügen. Er beneidete sie wahrhaftig nicht. Anschließend sah er – immer noch im Kommunikationszentrum – die Nachrichten durch, die sich während des langen, ereignisreichen, kräftezehrenden Tages angesammelt hatten. Dafür brauchte er mehr als eine weitere Stunde: alles von einer Bitte des Internationalen Rats der naturwissenschaftlichen Lehrkräfte um mehr VR-Sendungen bis zu einer Erinnerung, dass sein wöchentlicher aktueller Lagebericht morgen früh fällig war.
Eine Nachricht kam von Darryl C. Trumball. Da sie mit PERSÖNLICH UND VERTRAULICH gekennzeichnet war, speicherte Jamie sie ab, weil er sie sich eigentlich in seiner Kabine ansehen wollte. Doch als er alle anderen Nachrichten durchgearbeitet hatte, blickte er vom Bildschirm auf und sah, dass die Kuppel bereits für die Nacht abgedunkelt worden war. Er fröstelte auf einmal, als würde die Kälte der Marsnacht durch die Kunststoffwände der Kuppel einsickern. Offenbar war niemand mehr wach. Keine Stimmen, nur die Hintergrundgeräusche der Geräte und, wenn er konzentriert genug lauschte, das leise Seufzen des Nachtwinds draußen.
Also öffnete er Trumballs persönliche Nachricht.
Darryl C. Trumballs Augen loderten. Sein totenschädelartiges Gesicht sah so grimmig aus wie der Tod.
»Wer, zum Teufel, hat Ihnen erlaubt, meinen Sohn auf diese Exkursion zur Sagan-Station zu schicken?«, begann er wütend, ohne Einleitung.
»In Dreiteufelsnamen, Waterman, ich hatte ausdrückliche Anweisung gegeben, dass Dex nicht auf diese Exkursion gehen darf!«
Und so ging es weiter, fast fünfzehn mörderische Minuten lang. Jamie betrachtete Trumballs zorniges Gesicht, zuerst sprachlos, dann zunehmend wütend.
Doch während der ältere Mann weiterschimpfte, verflog Jamies Wut langsam. Hinter Trumballs Tirade erblickte er einen Mann, der sich Sorgen um die Sicherheit seines Sohnes
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