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Rücksichtslos

Rücksichtslos

Titel: Rücksichtslos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Slottke
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T-Shirt. Doch die feuchtkalte Luft machte ihm nichts aus. Sein kahler Schädel glänzte nass und sein Hals verschwand unter einer Fettschicht, sodass es aussah, als würde sein rundlicher Kopf direkt auf dem massigen Körper aufsitzen. In dem aufgedunsenen Gesicht wirkten seine blaugrauen Augen wie Knöpfe. Mit starrem Blick und völlig reglos beobachtete er die Vorkommnisse am anderen Ufer. Gerade wurde der Sarg in den Leichenwagen geschoben. Sein Gehirn arbeitete, insofern überhaupt möglich, auf Hochtouren. Karl wusste genau, wen sie da aus dem Fluss gezogen hatten. Doch ihm war nicht klar, warum sie die Frau so schnell gefunden hatten. Dafür würde er bestimmt Ärger bekommen. Wahrscheinlich würde sein Boss ihn wieder damit bestrafen, dass er heute Abend nicht fernsehen durfte. Seine ohnehin schon schmalen Lippen verzogen sich zu einem noch schm a leren Strich, sodass sie kaum mehr zu sehen waren.

Mittwoch 07.12. 201 1
     
    Katharina klopfte an Alfreds Bürotür. Es erfolgte keine Reaktion. Da sie Stimmen hörte und daraus schloss, dass er nicht allein war, klopfte sie erneut und drückte kurz danach die Klinke herunter. Im selben Moment hörte sie ein lautes Knallen, ein kleiner Gegenstand zischte über ihren Kopf hinweg und prallte gegen die Wand. Reflexartig warf sie sich auf den Boden, zog instinktiv ihre Waffe und entsicherte sie noch im Fallen. Katharina lag kaum auf dem Bauch und zielte in den Raum, als sie sofort eine Rolle um die Längsachse ihres Körpers anschloss. Währenddessen verschaffte sie sich einen Überblick. Das ganze Manöver hatte nur zwei Sekunden gedauert, die Zeit kam ihr jedoch viel länger vor. Ihr Gehirn hatte auf eine andere Empfangsfrequenz umgeschaltet, und sie konnte jede Einzelheit in diesem Büro aufnehmen. Nachdem sie ihre Drehung beendet hatte, stöhnte sie auf, verdrehte die Augen und verbarg ihren Kopf unterm Arm. Alle im Raum Anwesenden starrten nicht minder entgeistert zurück. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Doch das einzig wahrnehmbare Geräusch war das des überschäumenden Sektes, der aus der von Alfred geöffneten Flasche auf den Boden tropfte. Dieser rührte sich auch als Erster und lachte lauthals los, sodass sein Bauch auf und ab hüpfte.
    „ Super Reaktion, Kleine“, meinte er daraufhin und lachte sofort wieder polternd weiter.
    Angesteckt von diesem Lachanfall fielen die restlichen Anwesenden mit ein. Katharina lag noch immer am Boden. Ihre Wangen glühten, und sie wäre am liebsten im Erdboden versunken.
    „ Ich glaube, du kannst wieder aufstehen“, meinte Thomas feixend und stieg über sie hinweg.
    „ Ich will aber nicht“, erwiderte sie dumpf, da ihre Stimme vom Boden geschluckt wurde.
    „ Na komm . Trink ein Glas Sekt . Ich habe extra alkoholfreien zum Anstoßen mitgebracht.“ Alfred schenkte ein Glas ein und wartete.
    Schließlich stand Katharina mit rot brennenden Wangen auf und steckte ihre gesicherte Waffe in das Holster zurück. „ Oh Mann. Ist das peinlich . “
    „ Ach. Das hätte doch jedem passieren können.“ Alfred gab ihr das Glas, zwinkerte ihr zu und legte tröstend einen Arm um sie.
    „ Alfred hat heute seinen fünfzigsten Geburtstag“, flüsterte Thomas, noch immer glucksend, in ihr Ohr.
    „ Das hast du gewusst?“, zischte Katharina ebenso leise zurück.
    „ Ja . “
    „ Warum hast du mir nichts davon gesagt?“
    „ Weil ich der Meinung war, dass du das ebenfalls weißt.“
    Nun. Eigentlich wusste sie es auch. Nur hatte sie es, aufgrund der heutigen Ereignisse, schlichtweg vergessen.
    „ Na, dann lassen wir dich mal hochleben . Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!“
    Katharina stieß mit Alfred an und drückte ihm einen Kuss auf die Wange, woraufhin der sie breit angrinste. Die anwesenden Kollegen, unter ihnen auch ihr Chef Eduard Bauer, erhoben ihre Gläser und prosteten Alfred zu.
     
    Wenig später waren Thomas und Katharina mit Alfred Krüger allein. Nachdem sie ihm die Ereignisse des Tages berichtet hatten, legte sich Alfreds hohe Stirn in Falten und er strich sich nachdenklich über sein Kinn.
    „ Mist. Eine junge Frau, die kurz zuvor entbunden hat“, meinte er leise. „Klar, dass du da hellhörig geworden bist. Ich habe die Akte von der Toten aus der Müllverbrennung, oder vielmehr dem Müllheizkraftwerk, noch immer auf dem Schreibtisch liegen. Der Fall ist noch nicht abgeschlossen. Noch lange nicht, auch wenn es derzeit keine neuen Erkenntnisse gibt. Ich gebe euch kurz eine

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