Ruegen Ranen Rachedurst
Schlagzeilen in unserer Redaktion gut ist!“
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Lydia nahm unterdessen an einer Stadtführung in Putbus teil. Treffpunkt war die Orangerie. Der Stadtführer war ein mittelgroßer, konservativ gekleideter Mann, der sich als Christian Bruhn vorgestellt hatte und offenbar über ein erhebliches lokalhistorisches Wissen verfügte. „Ja, das ist mein Hobby“, erklärte er. „Sie sehen hier den Putbusser Park mit dem Schwanenteich. Naturfreunde haben hier in Putbus und auf ganz Rügen ein zu jeder Jahreszeit interessantes und nahezu unerschöpfliches Erkundungs- und Betätigungsfeld. Der einst im französischen Stil angelegte Schlosspark wurde später in einen 75 Hektar großen englischen Landschaftspark mit Tiergehege umgestaltet. Heute ist der Park als Landschaftsdenkmal unter Schutz gestellt.“
Im Anschluss wollte Lydia noch in das im ehemaligen Affenhaus untergebrachte Puppen- und Spielzeugmuseum vorbeischauen.
„ Sind hier eigentlich auch irgendwelche Mordfälle geschehen, oder war Putbus immer eine friedliche Stadt, wie der Schlosspark vermuten lässt?“, erkundigte sich ein intessierter Rentner in karierter Jacke, offenbar vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse, die die Bewohner der Insel und natürlich aufmerksame Urlauber wie ihn bewegten.
„ Also, eigentlich ist Rügen eine friedliche Insel“, sagte Bruhn. „Und Putbus im Besonderen. Aber wenn Sie unbedingt etwas Aufregung suchen, dann sollten Sie im Internet einmal nachsehen unter der Adresse www.ruegenkrimi-live.de. Und das SPASScamp Rügen bietet exklusive Unterkunft, Spaß und Spannung mit einem Krimi-Spiel für Erwachsene. Das weiß ich zufällig von unseren jungen Leuten aus dem IT-College Putbus.“
„ Klingt interessant! Haben die Veranstalter auch Telefon?“, fragte der Rentner. „Ich hab´s nicht so mit dem Internet.“
„ 0151-270-788-12“, erwiderte Bruhn wie aus der Pistole geschossen.
„ Oh, ick werd verrückt, wat is´n ditte? Geschichtszahlen kanner und das Telefonbuch ooch noch auswendig!“, meinte eine korpulente Frau mit unüberhörbarem Berliner Dialekt und Mutterwitz. „Aber sagen Sie, dieser Köpfer, von dem alle auf der Insel reden – det is doch in echt – oder ooch´n Krimispiel?“
„ Nein, das ist leider ein echter Fall“, erwiderte Bruhn. „Aber wie gesagt, heute, während meiner Führung, geht es ganz sicher nicht kriminell zu.“
„ Wat, wissen Sie denn schon, ob nich ein Taschendieb in der Gruppe is?“, meinte die Berlinerin.
Bruhn nahm auch diese Äußerung mit Humor auf und ging zunächst nicht weiter darauf ein.
„ Wenn man heute nach Putbus kommt“, sagte er, „wird man empfangen von weiß strahlenden Häusern. Das Zentrum bildet ein kreisrunder Platz. Sein imposantes Aussehen verdankt Putbus – bekannt auch als „Weiße Stadt“ und „Rosenstadt“ – seinem Gründer und Bauherren Fürst Malte zu Putbus. Als Vorbild galten dem durch Reisen innerhalb Deutschlands sowie nach Italien, Frankreich, England und Holland kunst- und welterfahrenen Fürsten neben Heiligendamm zum Beispiel die Stadtanlagen von Karlsruhe, der englische Badeort Bath mit seinem weltberühmten ‚Circus‘ und weitere Architekturensembles europäischer Geltung …“
Lydia ertappte sich dabei, wie ihre Gedanken etwas abschweiften. Sie hatte so viel von dem Fall mitbekommen, mit dem sich ihr Mann und George beschäftigten, dass sie gar nicht anders konnte, als auch immer wieder darüber nachzudenken.
„ Namhafte Architekten der ‚Berliner Schule‘ arbeiteten im Auftrag des Putbusser Fürstenhauses an den repräsentativen Bauten des Ortes“, fuhr Bruhn fort. „Dazu zählen Johann Gottfried Steinmeyer und Friedrich August Stüler, der nach Schinkel bedeutendste Architekt der preußischen Bauakademie. Karl Friedrich Schinkel selbst wird die Mitwirkung an einigen Putbusser Bauentwürfen nachgesagt. Eindeutig nachweisbar sind nur seine Besuche auf der Insel Rügen und in Putbus, unter anderem 1821 und 1835, sowie der Entwurf für den Mittelturm des fürstlichen Jagdschlosses in der Granitz. Die architektonische Bedeutung des Ortes Putbus soll nun ein Blick auf einige ausgewählte Bauwerke verdeutlichen.“ Bruhn wandte sich der Berlinerin zu und sagte augenzwinkernd: „Taschendiebe, gute Frau, interessieren sich meiner bescheidenen Lebenserfahrung nach grundsätzlich nicht für Architektur – sondern eher für Mode.“
„ Wat? Wie meinen Se denn ditte?“
„ Na ja, die interessiert doch eher, ob man
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