Ruegen Ranen Rachedurst
hätte, dann hätte er eine andere genutzt, um sein Ziel zu erreichen.“
„ Tja, ich bin froh, dass ich mich nur um die Wahrheit kümmern muss“, sagte Benecke. „Oder besser gesagt, meine Sichtweise der Wahrheit. Aber ich brauche sie nicht zu interpretieren oder zu beurteilen.“
„ Sie beide haben uns jedenfalls sehr geholfen bei unseren Ermittlungen“, gab Jensen unumwunden zu. „Dafür vielen Dank.“
Nachdem Benecke und George das Polizeipräsidium verlassen hatten, sahen sie noch kurz im Krankenhaus vorbei, wo Bruno Dücker behandelt wurde. Es ging ihm den Umständen entsprechend gut.
***
„ Nach Rügen fahren wir auf jeden Fall noch mal“, sagte Lydia, während sie mit ihrem Wagen die Landstraße von Bergen aus in Richtung der Autobahn A20 fuhren. Jeder Urlaub war irgendwann einmal zu Ende – so auch der von Mark Benecke. Vor ihnen fuhr Georg Schmitz, den seine Pflichten nach Geilenkirchen riefen.
„ Ja“, sagte Benecke. „War echt schön hier.“
„ Aber das nächste Mal – nur mit zeitlich begrenzter Nutzung des MacBooks und ohne dein Köfferchen mit den Tatort-Utensilien ...“
„ Hör mal …“
„ Das ist eine Bedingung, Mark.“
Benecke atmete tief durch. „Ich finde, wir haben eine Menge von der Insel gesehen!“, meinte er.
„ Ich ja – du nicht!“
„ Jetzt übertreibst du aber!“
Als George in Rambin zur „Alten Pommernkate“ abbog, folgte Lydia ihm, und wenig später parkten sie nebeneinander auf dem dazugehörigen Parkplatz. Hier befand sich auch der Info- und Reiseshop der Tourismuszentrale Rügen.
„ So, hier werden sich unsere Wege ja wohl trennen“, meinte George, als sie im Hofcafé noch einen Kaffee tranken. Er hatte sich mit dem sympathischen Ehepaar angefreundet und mittlerweile duzten sie sich. Alle drei bedauerten, sich nun voneinander verabschieden zu müssen. Doch plötzlich hellte sich Georges Miene auf. „Aber Geilenkirchen und Köln sind ja nur eine Stunde Autofahrt voneinander entfernt, und ihr seid herzlichst eingeladen, unseren schönen Selfkant mal kennen zu lernen.“
„ Das Problem ist nur, dass wir Termine oft bereits ein bis zwei Jahre im Voraus planen müssen. Aber mit einer E-Mail an Tina, die alle meine Termine - auch hier mache ich zwischen privat und beruflich keinen Unterschied - koordiniert und verwaltet, wird sich das sicher einrichten lassen“, entgegnete Benecke freundlich.
„ Hier habt ihr übrigens die letzte Chance, ein Kreidemännchen zu erwerben – denn ohne dieses Souvenir solltet ihr die Insel auf keinen Fall verlassen.“
„ Kreidemännchen?“, fragte Benecke. „Vom Kreidefelsen habe ich gehört, aber Kreidemännchen …?“
„ Zwerge spielen in den Sagen hier auf Rügen eine wichtige Rolle“, meinte George. „Es gibt sie in verschiedenen Ausführungen. Na ja, und ich werde mir auf jeden Fall noch eine Flasche Sanddornlikör mitnehmen.“
Sie gingen in die „Alte Pommernkate“, ein im historischen Stil wiederhergestelltes Haus. Man hatte hier das inselweit größte Angebot an regionalen und rügentypischen Produkten – unter anderem auch die berühmten weißen Kreidemännchen.
Lydia betrachtete interessiert die über zwanzig Varianten, und ihr fiel es schwer, sich zu entscheiden.
„ Was hältst du davon, wenn wir sie alle nehmen? Von jeder Sorte einen!“, schlug sie vor.
„ Das ist jetzt aber nicht ernst gemeint?“, fragte Benecke entsetzt, und George bekam einen Lachanfall.
„ Ich weiß, das passt nicht so ganz zu unserem Gothic-Style, aber ich mag sie und fänd das gut.“
„ Lydia …“ Benecke nahm eines der Kreidemännchen in die Hand und atmete tief durch.
„ Also, wenn du keine Einwände hast, dann werde ich vielleicht nicht ganz so streng auf die Einhaltung der Bedingungen für den nächsten Urlaub hier auf Rügen achten“, entgegnete Lydia augenzwinkernd.
„ Du meinst …“
„ Richtig: MacBook mit Zeitlimit, kein Tatortkoffer.“
„ Na gut, quasi eine Ausnahmegenehmigung für Notfälle“, beharrte Benecke. „Und Morde sind immer Notfälle!“
Damit war klar, wer das eine will, muss das andere mögen. Lydia hatte sich mal wieder diplomatisch durchgesetzt und die Wohnung der Beneckes war um eine Souvenirfamilie der besonderen Art reicher.
Übrigens: Dass es in der Pommernkate keinen Ranen-Met zu kaufen gab, störte weder die Beneckes noch George.
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