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Rütlischwur

Rütlischwur

Titel: Rütlischwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Theurillat
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Woche gebracht. Er muss sehr schwer sein, denn sie haben ihn aus kleinen Teilen zusammengebaut. Mit einem Kran. Er hat auch so einen Koffer.«
    »Und das hier?« Eschenbach deutete auf die Jetons.
    »Das ist unser Geld, Peter …« Sie zog eine Handvoll Chips hervor, ließ sie klappernd auf den Tisch fallen und meinte: »Wir tun nur so, als ob es Geld ist. Du kannst nicht verlieren … Es ist lustig.«
    Langsam setzte sich der Kommissar hin. Er sah auf Gisela Dubachs Hände, wie sie nervös mit den Plastikdingern herumspielten. »Das ist ein Pokerkasten«, sagte er. »Wer hat ihn dir geschenkt?«
    »Pokerkasten«, rief Gisela Dubach laut und freudig. »Genau so heißt es! Jeder bekommt Kärtchen und Geld: Bube … Dame … Acht … Vier … Herz … Herz … Herz.« Sie verteilte Karten und Jetons nach Belieben. Und dann ging es los. Eschenbach gab, nahm und spielte nach den Regeln von Gisela Dubach, Regeln, von denen der Kommissar noch nie zuvor gehört oder gelesen hatte.
    »Ich bin eine Herz-Königin«, sagte Gisela Dubach plötzlich. Sie hielt inne und sah den Kommissar an. »Hast du das gewusst?«
    Der Kommissar schüttelte den Kopf.
    »Das hat sie mir gesagt.«
    »Wer?«
    »Die Schwester. Habe ich dir noch nicht von ihr erzählt? Wir haben zusammen gespielt. Sie hat mich angesehen und dann die Augen geschlossen, weil, dann sieht man es besser … eine Herz-Königin. Ist das nicht schön?«
    »Allerdings.«
    Gisela Dubach nestelte weiter in den Karten und zog eine Karo-Acht.
    Zwei Stunden vergingen. In einem teilweise grotesken Frage-Antwort-Durcheinander hatte der Kommissar herausgefunden, dass es in der Klinik eine neue Pflegerin gab, die – so behauptete Gisela Dubach – ihr diesen Pokerkasten geschenkt hatte.
    »Und die heißt nicht zufällig Judith?«
    »Ja, Judith!«
    Weil der Kommissar nicht sicher war, ob sich Gisela Dubach wirklich an den Namen erinnerte oder ihn nur nachsprach, machte er etwas später den Gegentest:
    »Sie heißt also Doris?«
    »Genau, du sagst es – Doris! Kennst du sie?«
    Es war zum Verzweifeln. Nur was die Haarfarbe anging, da schien Gisela Dubach standhaft zu sein.
    »Blond also?«
    »Ja, blond.«
    »Nicht dunkel?«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Du bist dunkel, Peter. Sie ist blond.«
    »Doris?«
    »Ja.«
    »Oder doch Judith?«
    »Beide.«
    Am Ende des Spiels hatte Gisela Dubach alle Jetons und er alle Karten.
    Es war bereits dunkel draußen. Eschenbach ging den Weg zurück zum Hauptgebäude. Mit Zeigefinger und Daumen drehte er einen Hunderter-Jeton in der Hand. Gisela hatte ihm den Plastikchip geschenkt, nachdem er ihr versprochen hatte wiederzukommen.
    Beim Eingang fand er die Frau, die ihn zum Matterhorn begleitet hatte. Dem Kommissar fielen ihre langen dunkelblonden Haare auf.
    »Haben Sie Frau Dubach den Pokerkasten geschenkt?«
    Die Schwester schüttelte den Kopf und lachte. »Frau Dubach hatte heute Morgen Besuch … eine junge Dame. Ich habe sie noch nie hier gesehen. Sie hat ihn mitgebracht.«
    »Also doch«, murmelte der Kommissar. »Und wissen Sie noch, wie die ausgesehen hat?«
    »Blond«, kam es prompt zurück. »Aber heller als ich. Und kurz … ein Pagenschnitt, wie Anna Wintour in Der Teufel trägt Prada .«
    »Und ihre Augen?«, hakte Eschenbach nach.
    »Sie trug eine Sonnenbrille.«
    Als Eschenbach in Corinas Wohnung im Seefeld ankam, war seine Laune überschwänglich. Er war so gut gelaunt, dass es sogar seiner Frau auffiel.
    »Was ist denn mit dir los?«
    »Ich war heute in Zermatt.«
    »Und ich dachte Bern.«
    »Das ist fast dasselbe«, sagte Eschenbach. Und dann erklärte er Corina die alte Geschichte, was es mit dem Matterhorn auf sich hat. »Ich meine, jeder weiß ja, wie dieser Berg aussieht … dieser tolle Postkartengipfel.« Weil er nicht sicher war, ob er es Corina schon einmal erzählt hatte, begann der Kommissar zögerlich. Erst als seine Frau keine Anstalten machte, ihn zu unterbrechen, legte er wirklich los.
    »Und dann bist du auf der italienischen Seite. Jemand neben dir zeigt auf einen absolut bedeutungslosen Zacken unter dem Himmel und behauptet: Das ist das Matterhorn. Glaubst du ihm?«
    »Nie und nimmer!«, rief Corina, die zum Kühlschrank gegangen war. »Ich sage Blödsinn! Das ist unmöglich, ich kenn doch das Matterhorn. Das sieht ganz anders aus.«
    »Eben.« Eschenbach folgte Corina in die Küche. »Und keiner glaubt dem andern. Bis ein Bergführer kommt und die beiden um den Berg herumführt, bis nach

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