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Ruf der Daemmerung

Titel: Ruf der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Riana O Donnell
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erschienen. Außerdem konnte sie jetzt plausibel machen und mit Katja diskutieren, dass seine Familie sie ablehnte. Und es war auch logisch, dass Alistair, wie sie ihn weiterhin nannte, bei ihrer eigenen Familie nicht allzu willkommen sein würde.
    Katja schrieb gleich zurück und äußerte sich erleichtert.
    »Na also, ganz diesseitig, dein Typ. Und eine Art Zigeuner - das ist sooo romantisch! Haben die echt noch bunte Wagen mit gescheckten Pferden davor? Wie vor hundert Jahren? Ich bin jedenfalls froh, dass du von diesem Trip mit den Geistern runter bist. Ein bisschen anders ist ja ganz schön, aber man soll's doch nicht übertreiben. Und jetzt bitte mehr Einzelheiten! Er hat dich auf den Mund geküsst, aber nicht mit Zunge oder was?«
    Viola musste lachen. Aber die Frage kam ihr plötzlich ein bisschen kindisch vor. Sie war mit Ahi an die Grenzen des Universums gestoßen. Und Katja wollte wissen, was er dabei mit seiner Zunge gemacht hatte?
 

 
    Am nächsten Abend erschien Ahi wieder beim Bootshaus - nachdem Viola Shawna losgeworden war, die erneut den grauen Hengst und diesmal auch die cremefarbene Stute gesehen hatte.
    »Dummerweise war Bill auch dabei - und kriegte sich vor Aufregung kaum ein. So schöne Pferde, er fing gleich an, sich auszurechnen, was man dafür wohl in Dublin auf dem Pferdemarkt kriegen würde. Die Pferde waren natürlich gleich weg, als er mit Guinness im Schlepptau heranstapfte. Aber es wäre besser, sie hielten sich fern - oder ließen sich von mir einfangen. Wenn der Alte sie erwischt, prüft er garantiert nicht nach, ob sie gechipt sind.«
    Viola machte sich kurz Gedanken, aber ihre Besorgnis um den alten Bill hielt sich in Grenzen. Er mochte versuchen, einem Kelpie ein Halfter anzulegen, aber reiten würde er es nicht.
    Außerdem konnte sie Ahi auf die Begegnung ansprechen und ihn warnen. Aber dann vergaß sie alles um sich herum, als sie ihn endlich wiedersah. Er strahlte sie an und diesmal fanden ihre Hände ganz selbstverständlich die seinen. Er wirbelte sie herum wie im Tanz, und seine Augen lachten dabei, als spiegele sich der Sommerhimmel im See.
    »Wo warst du gestern?«, fragte Viola, nachdem sie den Tanz ihrer Seelen wiederholt hatten. Diesmal war sie es gewesen, deren Lippen seine suchten, und wieder hatte allein eine zarte Berührung genügt, um sie miteinander zu verbinden. Sie mochten einander nun auch nicht mehr loslassen - ihre Hand blieb in seiner und sie schmiegte sich an ihn.
    »Ich konnte nicht gehen«, seufzte Ahi. »Ich musste mit ... mit den Amhralough singen. Sie ... sie versuchen, mich einzubinden, damit ich die Zeit vergesse. Sie wollen nicht, dass ich dich jeden Tag sehe ...«
    Er führte sie auf einen Wanderweg, der bergauf führte. Weg vom Bootshaus und weg von eventuellen neugierigen Blicken aus blauen Pferdeaugen.
    In Viola regte sich Unbehagen. »Das klingt nicht nach der großen Freiheit, von der du immer sprichst.«
    »Es ist nicht, wie du denkst ...«, meinte Ahi gequält. »Sie ... sie haben Angst um mich. Sie fürchten, dass du mich einfängst und versklavst.«
    Viola musste lachen. »Ich soll dir ein Halfter umlegen? Hast du ihnen nicht gesagt, dass ich mir nichts aus Pferden mache? Und mir liegt auch nichts ferner, als meinen Freund zu versklaven. Gute Menschen tun das nicht. Kannst du ihnen sagen!«
    Ahi seufzte. Sie hatten unter einem Baum angehalten, um einander zu liebkosen, und er griff nach einem der welken Zweige. »Menschen zählen die Jahre ...«, meinte er und zerbröselte ein Blatt zwischen den Fingern. »Sie wollen sich binden ... Sie wollen den anderen besitzen ...«
    Viola runzelte verärgert die Stirn. »Das sagen sie, ja? Und gleichzeitig tun sie alles, um dich ihrerseits festzunageln. Du sollst Seelen jagen, du sollst Zeit mit den ... Amhralough« - sie sprach das Wort zum ersten Mal aus - »... verbringen und was nicht alles. Egal ob dir das gefällt oder nicht. Vielleicht würdest du es ja sogar schöner finden, eingefangen zu werden und als Mensch zu leben ...«
    Ahi fuhr auf und ließ ihre Hand ebenso los wie das welke Blatt. Seine Augen weiteten sich. »Sag das nicht, Viola! Du machst mir Angst!«
    Viola umfing ihn zärtlich. »Ahi, ich würde dich nie zu etwas zwingen. Aber denk doch mal nach: So anders als unser Leben erscheint mir eures gar nicht. Du hast Familie, Pflichten, du tust Dinge, die du nicht wirklich willst. Wo ist der Unterschied?«
    Ahi streichelte über ihr Haar. »Es ist schwer zu erklären ... aber du

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