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Ruf der Daemmerung

Titel: Ruf der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Riana O Donnell
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kannst gern mitkommen. Ich lade dich ein - du kannst mit uns singen ...«
    »Singen und tanzen wie die Feen?«, fragte Viola lächelnd. »Ist es das, was ihr da unten tut?«
    »Tanzen, Musik machen, den Wellen lauschen, mit den Kleinen Seelen schwimmen ... einfach da sein ... es ist schön, Viola. Doch, du musst mitkommen. Gleich morgen nehme ich dich mit!« Er sah sie strahlend an, wie berauscht von seiner Idee.
    Viola war nicht so begeistert. »Aber deinem Volk würde das nicht gefallen«, bemerkte sie.
    Ahi zuckte die Schultern. »Es ist mir nicht verboten«, erklärte er.
    Viola verdrehte die Augen. »Mag sein. Aber es könnte nicht zufällig passieren, dass deine Familie ihr - hm - Missfallen zeigt, indem sie mich einfach auffrisst?«
    Ahi schüttelte den Kopf. Er wirkte verletzt. »Ich habe dir gesagt, du bist sicher. Warum glaubst du mir nicht? Ich glaube dir, wenn du sagst, dass du mich nicht versklavst.«
    Viola dämmerte langsam, dass sie um einen Besuch bei den Amhralough kaum herumkommen würde. Dabei wusste sie nicht einmal, wie das gehen sollte. Sie war schon vor ein paar Tagen fast erfroren, als sie in den See gefallen war - und sie hatte auch nie einen Tauchkurs gemacht. Mal ganz abgesehen davon, dass ihr die Idee, der Familie ihres Freundes im Taucheranzug und mit einer Pressluftflasche auf dem Rücken einen Besuch abzustatten, ziemlich abwegig erschien.
    »Vielleicht könnten wir uns ja erst mal ... langsam annähern?« fragte sie. »Boot fahren oder so ...«
    Ahi lächelte. »Das möchtest du?« fragte er. »Dann warte.«
    Die beiden hatten den Campingplatz inzwischen wieder erreicht und Viola blieb etwas beklommen auf einem der Felsen sitzen, während Ahi sich lautlos ins Bootshaus schlich. Seine Bewegungen waren auch jetzt voller Anmut, aber er war zudem erstaunlich kräftig. Patrick war es nicht gelungen, ganz ohne Hilfe eines der schweren Ruderboote vom Ständer zu wuchten und zu Wasser zu lassen. Aber Ahi schaffte das fast lautlos und war nicht einmal außer Atem, als er zu Viola zurückkehrte und ihre Hand nahm.
    »So komm, meine Schöne!«, sagte er zärtlich und führte sie zum Steg wie ein Ritter seine Dame zum Tanz. Der See war heute ruhig, aber erste Nebelschwaden zogen darüber, und die Dämmerung kündigte sich an.
    »Wir ... wir bleiben aber nicht zu lange?« Violas Stimme klang ängstlich. Die Sturmnacht stand ihr noch zu deutlich vor Augen, sie fürchtete sich vor dem See in der Dunkelheit.
    »Hab keine Angst ...« Ahis Lippen streiften ihre Hand.
    Dann saß er neben ihr im Boot. Viola erwartete, dass er nach den Rudern greifen würde, aber er ließ nur seine Hand am Kiel des Bootes ins Wasser hängen und bewegte leicht seine langen Finger. Das Boot setzte sich daraufhin wie eine Feenbarke in Bewegung. Sie glitten zunächst nah am Ufer dahin, versteckt zwischen Schilf und ins Wasser herabhängenden Weidenästen. Viola fühlte sich wieder wie in einem Fantasyfilm: das lautlos dahinziehende Boot, die Bäume am Ufer, die ihre Zweige danach ausstreckten, als wollten sie es nicht gehen lassen. Das glasklare Wasser, in dem grasgrüne Schlingpflanzen tanzten, bis sich das Boot vom Ufer entfernte und der Blick in die Tiefe zunächst nur die Nebelschwaden widerspiegelte, die über den See zogen. Irgendwann sah man gar nichts mehr, nur geheimnisvolles, unauslotbares Dunkel.
    Viola lehnte sich an Ahi - sie hätte die Bootsfahrt fast romantisch gefunden, wenn sie nicht zu genau gewusst hätte, wer oder was da in den Tiefen des Wassers lauerte. Ahi legte beruhigend den Arm um sie.
    »Ist es nicht schön?«, fragte er sanft. »Könntest du es nicht lieben?«
    Als seine Lippen ihre Schläfe streiften, verlor Viola ihre Furcht. Wieder erfüllte sie dieses wunderbare Gefühl der Vereinigung ihrer Seelen - mit den Seelen des Sees, der Pflanzen, der Berge und der Wälder.
    »Wir sind einfach da ...« Viola verstand, was Ahi gemeint hatte, und verspürte nun fast etwas wie Neugier auf sein Volk. Aber dann fuhr sie doch wieder zusammen, als sie plötzlich, seitlich des Bootes, einen Pferdekopf auftauchen sah. Ein dunkles Pferd schwamm wohl zunächst dem Ufer zu, aber dann erblickte es das Boot und wechselte die Richtung. Ahi runzelte die Stirn, machte eine abwehrende Handbewegung, woraufhin das Pferd unter Wasser zu verschwinden schien. Stattdessen tauchte neben dem Boot ein Mädchen auf - und Viola stockte der Atem, als sie sah, wie schön es war!
    Auch dieses Kelpie hatte glattes, weiches Haar, aber

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