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Ruf der Daemmerung

Titel: Ruf der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Riana O Donnell
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Berührung ihrer Seelen. Hinterher fühlte Viola sich jedoch nicht schwach, sondern wie aufgeladen mit der Liebe all der Menschen, die hier seit undenklichen Zeiten die Verschmelzung von Körpern und Seelen suchten.
    Die anderen Schüler neckten sie, aber Viola und Ahi konnten die Hände auch auf der Fähre nach Galway nicht voneinander lassen. Sie standen am Heck des Schiffes und strahlten in das aufgewühlte Meer, waren hinterher nass von der Brandung und berauscht von dem überwältigenden Gefühl, zusammen und glücklich zu sein.
    Aber dann kamen wieder der Alltag, Ahis Zweifel und Violas zunehmende Schwäche. Sie verlor weiter an Gewicht und inzwischen machten Shawna und die anderen Mädchen Bemerkungen darüber.
    »Macht ihr eine gemeinsame Diät, oder was?«, erkundigte sich Moira vor einem der Hurlingspiele. Ihr war aufgefallen, dass auch Ahi zwischen den vierschrötigen anderen Spielern immer schmaler und blasser wirkte.
    Und selbst Katja schien etwas zu merken. Sie beschwerte sich immer häufiger, dass Viola nur noch selten mailte.
    »Beschäftigt dein Süßer dich derart, dass du gar keine Zeit mehr für alte Freunde hast?«, fragte sie eifersüchtig. »Mittlerweile bin ich mehr als neugierig auf den Typen! Kriege ich vielleicht endlich mal ein Foto, auf dem er auch zu erkennen ist?«
    Viola hatte ihr auf ihr Drängen hin ein Bild gemailt, allerdings zeigte es Ahi beim Hurling - mit Helm und Gesichtsschutz. Und was das Mailen anging - inzwischen wusste Viola kaum noch, was sie Katja über Alistair schreiben sollte, ohne sich irgendwie zu verraten. Die Idee, ihn als Tinker auszugeben, erwies sich immer mehr als Eigentor. Katja hatte sich über die Lebensweise des fahrenden Volkes kundig gemacht und kommentierte Violas Erlebnisse mit Ahi verwundert.
    »Komisch, dass der Typ so ein Tierfreund sein soll. Also laut Internet sind Tinker häufig Pferdehändler. Und die gehen doch selten zimperlich mit ihren Viechern um. Und Vegetarier? Das kann kaum funktionieren bei nomadischer Lebensweise. Man bleibt einfach nicht lange genug an einem Ort, bis die Kartoffeln reif sind. Bist du sicher, Vio, dass der Typ dir nichts vom Pferd erzählt?«
    Viola wusste nicht, was sie darauf antworten sollte, und da sie abends ohnehin meist todmüde war, schrieb sie gar nicht. Katja äußerte darüber zunächst Beunruhigung, schien es dann aber aufzugeben - bis zu einem Brückenwochenende kurz vor Ainnés Hochzeit. Die Schüler in Braunschweig würden insgesamt vier Tage freihaben und am Dienstag davor erreichte Viola eine als wichtig gekennzeichnete Mail.
    »Hi, Vio! Ich hoffe, du hast am nächsten Wochenende noch nichts vor. Wenn doch, musst du's aufschieben, denn ich komme zu Besuch! Ja, im Ernst, ich lande Donnerstagmittag in Dublin. Billigflieger Last Minute - hat nur ein paar Euro gekostet. Sonntag bist du mich auch schon wieder los, aber zwischendurch will ich so viel von Irland und deinem sagenhaften Boyfriend sehen wie eben möglich. Schreib mir, ob du mich abholen kommst! Gruß, Katja«
    Violas erste Regung war überschäumende Freude, aber dann wurde sie doch etwas nervös. Katja hatte scharfe Augen - es würde schwer sein, Ahis Andersartigkeit vor ihr zu verbergen oder zu erklären. Außerdem reagierte Ainné gar nicht begeistert auf einen Hausgast.
    »Eine Woche vor der Hochzeit? Hast du den Verstand verloren, Vio? Du siehst doch, wie es hier drunter und drüber geht ...«
    Viola konnte das nicht leugnen, bezweifelte aber, dass Katjas Anwesenheit das Chaos irgendwie beeinflussen würde. Ohnehin spielte sich der Stress schwerpunktmäßig in Ainnés Kopf ab. Schließlich gab es gar nicht mehr so viel zu regeln. Die McNamaras würden im Lovely View feiern. Shawnas Eltern machten also das Catering und die Gäste von auswärts waren in den drei Apartments im Lovely View sowie im Hotel von Moiras Eltern untergebracht. Nur Brian und seine Frau mochten kein Zimmer bezahlen und würden bei den McNamaras wohnen, aber die hatte man Weihnachten und Silvester schließlich auch überlebt.
    Ainné machte allerdings viel Gewese um ihr Brautkleid und das Taufkleid für Kevin - Letzteres ein Familienerbstück, während Ainnés Kleid genäht werden musste.
    »Als gäbe es in Dublin keine Hochzeitskleider«, bemerkte Viola genervt zu Shawna. »Sie könnte einfach hingehen und eins aussuchen. Und vor allem sollte sie sich langsam mal entscheiden, wie weit sie sich noch reinhungern will ...« Das Brautkleid hatte schon zweimal geändert

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