Ruf der Daemmerung
College-Austauschprogramm. Sie studieren alles Mögliche. Einer auch Musik, aber wenn sie blau sind, singen sie eigentlich alle.«
Viola atmete auf. Wenigstens das hatten die Typen also mit Ahi gemeinsam. Und jetzt war auch keine Zeit mehr, weiter darüber nachzudenken. Das Spiel begann, indem der Schiedsrichter den Ball von der Mittellinie aus einwarf. Ahi fing ihn sofort - und gleich auf die eleganteste Art mit dem Schläger. Er gab ihn an einen anderen Spieler weiter, rannte nach vorn und war kurze Zeit später wieder im Ballbesitz. Es dauerte keine fünf Minuten, bis Roundwood das erste Tor erzielte.
Patrick konnte es kaum glauben. »Und das will der in drei Monaten gelernt haben?«, fragte er fassungslos. »Mädels, ich hab das selbst gespielt und ich war gar nicht mal so schlecht. Aber das hier ... Der würde auch in der Championsleague nicht auffallen. Oder höchstens positiv ... Guckt mal, er hat den Sliotar schon wieder!«
Der Jubel der Schüler von Roundwood kannte inzwischen keine Grenzen mehr. Sie feierten Ahi frenetisch, obwohl dieser deutlich versuchte, sich nicht zu sehr in den Vordergrund zu spielen. Er gab den Ball häufig ab, verhielt sich absolut regelgerecht und ließ den Ball lieber in die Hand der Gegner fallen, als ein Gerangel oder ein Foul zu riskieren. Meistens wich er dem aber einfach aus, er war atemberaubend schnell. Schon am Ende der ersten Spielzeit führte Roundwood mit sensationellen drei Toren und zwölf Punkten. Ahi hatte zwei Tore erzielt und den Ball dreimal über die Torstange gebracht, das dritte Tor schaffte Mike. Hank machte nur durch ein Foul von sich reden, dem prompt ein Freistoß für die Gegner folgte. Ihr Stürmer nutzte die Chance und erzielte das einzige Tor für die anderen.
Die zweite Spielzeit verlief ähnlich, wobei Ahi allerdings erste Müdigkeit zeigte. Viola betrachtete das mit etwas Sorge - allerdings wirkte ihr Freund eher traurig als erschöpft. Auf jeden Fall überließ er seinen Mannschaftskameraden häufiger den Ball. Hank prügelte sich damit bis knapp vor die Torlinie durch. Dann stoppte ihn jedoch der Schiedsrichter wegen eines Regelverstoßes und der Trainer wechselte ihn aus. Hank schimpfte auf irgendjemanden ein, Ahi wirkte peinlich berührt. In dieser Halbzeit reichte es nur noch zu einem richtigen Tor, aber immerhin sechzehn Punkten. Die andere Mannschaft schaffte ebenfalls ein Tor und acht Punkte. Insgesamt war sie hoffnungslos abgeschlagen.
Roundwood High feierte Alistair Nokken.
»So heißt er?«, fragte Patrick verwundert. »Komischer Name. Aber komm, Shawna, gehen wir ihm gratulieren. Vio schleust uns doch sicher ganz nah an die Spieler ran. Oder willst du ihn diesmal nicht vor versammelter Mannschaft küssen?«
Viola hätte die Begegnung zwischen Patrick und Ahi zwar gern verhindert, aber ihr fiel keine Möglichkeit dazu ein. Also zog sie widerstrebend mit ihrem Anhang aufs Spielfeld, wo die Jungs von Roundwood sich gegenseitig feierten und umarmten wie üblich. Nur Ahi rührte keiner an. Insofern nickte der Trainer auch fast erleichtert, als Viola auf ihn zulief. Ahi schmiegte sich nicht triumphierend, sondern eher schutzsuchend in ihre Arme. »Sie reden nicht mit mir«, meinte er unglücklich. »Sie bauen Barrieren um sich herum auf, ich weiß manchmal nicht mal, wen ich anspielen soll. Findest du das wirklich eine gute Idee, hier mitzumachen? Du hast mal was von Harmonie gesagt - aber da ist keine ...«
Viola fand es inzwischen überhaupt keine gute Idee mehr, aber ihr fiel auch nichts ein, wie Ahi jetzt wieder aus der Sache herauskommen sollte. Der Trainer würde seinen neuen Star auf keinen Fall problemlos gehen lassen und aus dem Publikum brandete ihm ein Schwall von Zuneigung entgegen.
Zum Glück mischte sich Shawna jetzt ein. Viola fragte sich, ob sie Ahis Frust gespürt hatte oder ob sie ihre Mitschüler einfach gut kannte und die Stimmung insofern richtig deutete. »Mach dir nichts aus Hank und Co.!«, tröstete sie. »Hör lieber zu, was sie oben singen! Die Fans lieben dich!«
Hoch auf den Rängen intonierten ein paar Typen irische Folksongs. Ahi lächelte schwach, schien aber nicht wirklich getröstet.
In dieser ohnehin schon geknickten Stimmung erwischte ihn dann auch noch Patrick. Natürlich war der Student aus Dublin überaus freundlich, stellte nur wenige Fragen und brachte Ahi sogar nochmals zum Lächeln. Aber Viola gab sich keinerlei Illusionen hin. Ahis Tarnung überzeugte Patrick nicht.
»Und du kennst
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