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Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Titel: Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delacroix Claire
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fallen und schenkte sich einen Becher Wein aus dem Krug ein, der dort stets griffbereit stand. „Was glaubst du wohl, warum ich dich heute Abend zur Sitzung des Stadtrats mitgenommen habe?“, fragte er schneidend und sah seine Tochter scharf an, ehe er einen kräftigen Schluck nahm.
    „Woher soll ich das wissen?“, erwiderte sie kleinlaut. Aus Angst, sie könne sich womöglich irren, wagte sie nicht, ihren Verdacht zu äußern. Ihr Vater schüttelte den Kopf, als habe er einen besonders begriffsstutzigen Tölpel vor sich. Sophie spürte, dass sich da gewaltiger Ärger mit ihrem Vater anbahnte.
    „War Gérard auch da?“, forschte ihre Mutter leise, was Sophies Befürchtungen nur verstärkte.
    Doch einmal mehr wehrte Gaillard nur kopfschüttelnd ab. „Nein, aber er hätte getrost da sein können. Bei der Missachtung, die diese da dem Rustengo gegenüber an den Tag legte.“
    „Rustengo?“, wiederholte Sophie fassungslos.
    „Jawohl, Rustengo“,raunzte ihr Vater mit unheilvollem Blick. „Ein treffliches Mannsbild ist er. Bei seinem florierenden Gewerbe würde ihm jedes Weib mit Freuden zur Seite stehen wollen.“
    „Du würdest mich Rustengo de Cambris zur Frau geben?“
    Als sie die bejahende Miene ihres Vaters bemerkte, nahm sie niedergeschlagen ihm gegenüber am Tisch Platz. Also hatte sie seine Absichten tatsächlich richtig eingeschätzt.
    „Der ist doch zu alt für mich“,raunte sie, worauf ihr Vater ein verächtliches Schnauben hören ließ.
    „Nach diesem Abend brauchst du wohl kaum zu befürchten, dass er um deine Hand anhält“, polterte er und genehmigte sich noch einen Schluck.
    „Was, in aller Welt, soll das denn heißen?“, erkundigte sich Hélène, legte ihre Nadelarbeit beiseite und beugte sich mit wachsender Besorgnis zu ihrem Mann herüber.
    „Diese Göre hatte nur Augen für den Ritter der Regentin“, schimpfte Gaillard und beschrieb dabei einen solch schwungvollen Bogen mit seinem Becher, dass der Inhalt über den Rand schwappte. „Achtzehn Lenze schon – und trotzdem gibt sie sämtlichen Bewerbern einen Korb.“
    „Sophie!“, sagte ihre Mutter tadelnd. „Du hast Rustengo doch nicht die kalte Schulter gezeigt?“
    „Wer konnte denn ahnen, dass ich mit ihm sprechen sollte?“, versetzte Sophie. „Da hättet ihr mich eben vorher über eure Absichten ins Bild setzen müssen.“
    „Ach, papperlapapp“, schnaubte der Vater abfällig. „Wärest du dann etwa freiwillig mitgegangen?“ Sophie musste den Blick niederschlagen, denn wo ihr Vater recht hatte, da hatte er recht. „Himmelt da derart unverblümt einen ausgewachsenen Ritter an, als wäre sie die Maienkönigin persönlich“, erklärte er seiner Gattin, wobei er seinen Groll mit dem nächsten Schluck Wein hinunterspülte. „Und ein einfacher hiesiger Adeliger, der tut’s ja nicht für unsere Sophie, oh nein! Da muss schon einer aus dem persönlichen Gefolge der Regentin her!“
    „Sophie, was hat das zu bedeuten?“, erkundigte sich ihre Mutter, derweil Gaillard sich anscheinend mehr für den Boden seines Weinbechers interessierte als für weitere Mitteilungen.
    „Da war tatsächlich ein Rittersmann vom Hof der Regentin“, bestätigte Sophie widerstrebend, wenig erpicht darauf, zu erklären, dass sie ihn als ihren Traumritter erkannt hatte. „Einen so fein gekleideten habe ich noch nie zuvor gesehen“, fuhr sie fort. Kaum waren die Worte heraus, merkte sie auch schon, wie albern dieser Hinweis klang. „Und was für ein herrliches Schlachtross. So eines habe ich noch nie zu Gesicht bekommen.“
    Hélène schürzte die Lippen und musterte ihre Tochter nachdenklich, ehe sie erneut ihren Gemahl ansprach. „Nach meinem Gefühl erklärt das die Sache hinreichend“, bekundete sie milde, was ihr jedoch auch nur ein verächtliches Schnauben ihres Mannes eintrug.
    „Schön und gut“, räumte Gaillard ein. Er wandte sich wieder an seine Tochter, die sich unter dem wissenden Blick in seinen Augen wand. „Aber es war mehr als das. Habe ich recht, Sophie? Kaum hattest du ihn erspäht, hast du nicht mehr rechts noch links geguckt. Seltsam, dass der Kerl so gar nicht auf dein Gaffen einging.“
    „Ich weiß nicht, worauf du hinauswillst.“
    „So?“, fragte er süffisant, wobei er sich entschlossen erhob. „Nun, dafür weiß ich es umso besser. Das gleicht es für uns alle aus. Vor achtzehn Jahren warst du schon ein Kind der Walpurgisnacht, und du bist es auch nach wie vor. Jetzt setzt sich deine wahre Natur durch,

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