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Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Titel: Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delacroix Claire
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versuchte Hugues, dieser Erwiderung einen Sinn abzugewinnen. Wäre das Frauenzimmer da vor ihm irgendeine Spelunkendirne gewesen, hätte er genau gewusst, wie die Bemerkung gemeint war.
    Allmählich beschlich ihn das mulmige Gefühl, dass ihm wohl eine entscheidende Kleinigkeit in diesem Austausch entgangen sein musste. Deshalb wagte er noch einen Blick, sah allerdings bloß, dass sie mit ihrer Enttäuschung kämpfte. Er wand sich unbehaglich, unerklärlicherweise geplagt von Gewissensbissen, obgleich er nicht die geringste Ahnung hatte, was sie eigentlich von ihm wollte.
    „Ihr habt doch nicht etwa die Absicht, es zu leugnen?“,forschte sie unsicher. Hugues wäre nicht er selbst gewesen, hätte er angesichts ihrer tränenumflorten Augen nicht am liebsten die Flucht ergriffen.
    „Leugnen? Was denn leugnen?“, fragte er hilflos. Hätte er bloß gewusst, um was es eigentlich ging!
    „Das fragt Ihr noch?“, versetzte sie aufgebracht, wobei ihr eine Träne über die Wange lief. Bedrückt nagte sie an ihrer Unterlippe und wandte sich einen Augenblick ab. Hugues hoffte, sie endlich abgewimmelt zu haben, doch unter Aufbietung aller Kräfte drehte sie sich noch einmal zu ihm um und blitzte ihn erbost an.
    „Was denn leugnen, fragt Ihr? Als wäre nichts zwischen uns gewesen?“, fauchte sie, was in Hugues jene dumpfe Ahnung, er müsse etwas Wichtiges überhört haben, nur noch verstärkte.
    „Ich weiß nicht, auf was Ihr hinauswollt“, wandte er kleinlaut ein. Allerdings war diese Antwort wohl nicht das, was sie erwartete. Verächtlich schnaubend bohrte sie ihm den schlanken Finger in die Brust, sodass die eisernen Gliederringe seines Kettenhemds sich unerwartet tief in die Haut gruben. Hugues stand reglos da und ließ ihre Tirade schweigend über sich ergehen.
    „Was fällt Euch ein, die Gunst des Schicksals dermaßen leichtfertig zu vertun?“, herrschte sie ihn an, während Hugues sie nur verblüfft ansehen konnte.
    „Treibt keine Spielchen mit mir!“, mahnte sie, schon etwas gefasster, und als sie sich vorbeugte, sah er wieder Tränen in ihren Augen schimmern. „Erkennt ihr denn nicht, dass wir füreinander bestimmt sind?“, setzte sie noch hinzu, was Hugues in seinem Entschluss festigte, Bordeaux schleunigst den Rücken zu kehren.
    „Ich wollte Euch nicht zu nahe treten, Gnädigste“, wandte er hastig ein und trat einen Schritt zurück, um etwas Abstand zu ihr zu gewinnen, denn sie presste ihm gerade auf höchst unziemliche Weise die Hand auf seine Brust. „Doch mir scheint, Ihr täuscht Euch.“ Jetzt hätte zu seinem Glück nur noch gefehlt, dass der Ehemann auftauchte und seine Gattin in dieser verfänglichen Situation überraschte! Zu Hugues’ Bestürzung setzte sie aber gleich nach und machte einen Schritt nach vorn, sodass sie sich beide wieder viel zu nah gegenüberstanden.
    „Ich täusche mich keineswegs, und das wisst Ihr nur zu gut“, versicherte sie mit leiser Stimme.
    Abwehrend verschränkte Hugues die Arme vor der Brust. „Dann sagt mir klipp und klar, was Ihr meint“, forderte er sie auf. Dass er damit zu weit gegangen war, merkte er erst bei dem Ausdruck der Bestürzung, der sich über ihre Züge legte, ehe sie sich hastig wieder fing. Doch es gab keinen anderen Weg, die ganze Geschichte zu erfahren. Offensichtlich ging die Frau davon aus, dass er etwas wusste, wovon er aber nicht die leiseste Ahnung hatte. Und dass er etwas derart Außergewöhnliches wie dieses aufdringliche Weib vergessen haben sollte, schien ihm unwahrscheinlich, auch wenn ihm wahrlich gewichtigere Dinge auf der Seele lasteten. Allmählich begann er sich zu fragen, ob sie möglicherweise nicht ganz richtig im Kopf war.
    „Wir sind füreinander bestimmt, denn so erschien es mir in einem Traum“, flüsterte sie mit weit aufgerissenen Augen. Hugues wurde direkt unheimlich angesichts der Erkenntnis, dass seine Ahnung ihn wohl nicht trog. Sie war tatsächlich nicht ganz bei Sinnen. Auf einmal verspürte er sogar so etwas wie Mitleid mit dem Gatten. Anscheinend durfte er ihr nicht von der Seite weichen.
    „Ihr glaubt mir nicht“, stieß sie bestürzt hervor und riss Hugues mit ihrer leisen Stimme aus seinen Gedanken.
    „Allerdings nicht, Verehrteste“, bekräftigte er liebenswürdig. Innerlich jedoch krampfte sich wieder alles in ihm zusammen, denn abermals kämpfte sie sichtlich mit den Tränen.
    „Aber Ihr könnt es doch unmöglich abstreiten“, erregte sie sich. „Tief im Herzen weiß ich, dass es die

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