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Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Titel: Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delacroix Claire
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sich vorsichtshalber das zu bestätigen, was für sie ohnehin feststand. Er war hochgewachsen und breitschultrig, genau so, wie sie ihn gerade eine Nacht zuvor gesehen hatte, das Haar im Nacken gestutzt in einem widerspenstigen Wirbel in Lohfarben und Goldblond. Seine Haut war gebräunt, die Brauen schimmerten leicht golden, und angesichts seiner Größe, der Haarfarbe und der tiefen, grollenden Stimme schien es Sophie fast, als sei er so etwas wie ein Wappenlöwe vom Banner eines Herzogs, der vor ihren Augen zum Leben erwacht war.
    Ungeduldig wartete sie auf ein Zeichen, und schließlich sah er wie zufällig zu ihr herüber.
    Als ihre Blicke sich begegneten, fühlte Sophie, wie jede Faser ihres Seins schlagartig erwachte. Sie waren füreinander bestimmt; auch seine Miene, da gab es für sie keinen Zweifel, spiegelte diese Erkenntnis. Kühn hielt sie ihm stand – eine Ewigkeit, wie es ihr schien. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, doch dann glitt sein Blick über sie hinweg, als sei sie ebenso nebensächlich wie eine Fliege an der Wand.
    Das liegt nur an der Gesellschaft hier, schloss sie, und ihr Herz schwang sich empor bei diesem Gedanken, während ihr Blick rasch über die versammelten Männer schweifte. Dies war nun einmal nicht der rechte Ort, um darüber zu sprechen, wie das Schicksal sie hier zusammengeführt hatte.
    Als sie den Sachverhalt vollends begriff, nickte sie kaum merklich, heilfroh darüber, dass er so geistesgegenwärtig gewesen war, sich an die geltenden Konventionen zu halten. Vor Stolz erglühte ihr Herz, dass solch ein Mann ausgerechnet für sie ausersehen war. Nur mühsam bezwang sie ein siegesgewisses Lächeln, das sich bereits auf ihre Lippen gestohlen hatte.
    Sie faltete die Hände im Schoß und gab sich der Stimme ihres Ritters hin, während sie ihn gründlich studierte und dabei feststellte, dass er haargenau mit dem Bild aus ihrem Traum übereinstimmte – bis hin zu den winzigsten Einzelheiten. Die nahezu träge Art, mit der er beim Sprechen gestikulierte, erinnerte sie an die Weise, in der dieselbe Hand den Saum der Haube gelüftet hatte. Seine flüssige, redegewandte Sprache gemahnte sie an das scharfsinnige Funkeln, das sie im Traum kurz in seinen Augen gesehen hatte.
    Wie oft war sie der Verzweiflung nahe bei dem Gedanken, sie müsse womöglich alt werden ohne einen Ehegefährten! Nun sah es so aus, als seien all diese Sorgen unbegründet gewesen. Tatsächlich hatte sie nur darauf gewartet, dass das Schicksal ihr den Ehemann schenkte, der ihr zustand.
    Jetzt war er da. Und ihre Zukunft sollte mit ihm beginnen.
    Auch wenn er nicht mehr in ihre Richtung sah, nahm Sophie ihm das nicht weiter übel. Ihr war nicht entgangen, wie fahrig er war, was wohl an ihrer Anwesenheit lag. Nach der Ratssitzung, so ihr Vorsatz, mussten sie sich unbedingt wiederbegegnen. Also bereitete sie sich in Gedanken auf diesen unausweichlichen Moment vor, in dem sie ihm Auge in Auge gegenüberstehen sollte.
    Was fiel dem Kerl bloß ein, zu solch einer Versammlung sein Weib mitzubringen?
    Hugues zwang sich dazu, sich auf seinen sorgfältig eingeübten Vorschlag zu konzentrieren und während des Vortrags einem Ratsmitglied nach dem anderen scharf ins Auge zu schauen. Trotzdem sträubten sich ihm die Nackenhaare, weil ihm bewusst war, dass dieses Frauenzimmer ihm gegenüber ihn wie zuvor aufmerksam beäugte. Immer noch zog sich alles in ihm zusammen, denn der Blick aus diesen ungewöhnlich veilchenblauen Augen vorhin hatte ihn getroffen wie ein Blitz aus heiterem Himmel.
    Nur – wozu mochte ihr Ehemann sie bloß hergeschleppt haben? Denn falls sie alle männlichen Wesen auf diese Weise mit Blicken verschlang, dann tat der Gatte gut daran, sie tunlichst nicht aus den Augen zu lassen. Als Hugues noch einmal unauffällig zu ihr hinüberschielte, fiel ihm erneut der erhebliche Altersunterschied zwischen den beiden auf, und dass ihm dieser Umstand missfiel, gab ihm doch sehr zu denken. Was geht es dich an?, schalt er sich unwirsch und widmete sich wieder bewusst seinem Vortrag, mit dem er der Versammlung den Vorschlag der Regentin schmackhaft zu machen suchte.
    Wie würde der Magistrat das Angebot wohl aufnehmen? Hugues vermochte es beim besten Willen nicht zu sagen, so sehr kreisten seine Gedanken weiter um die ihm vis-à-vis sitzende Dame und ihren verzückten Blick. Und was war mit diesem ältlichen Hagestolz, der da so ungeniert neben ihr thronte? Dass die zwei offensichtlich altersmäßig weit auseinanderlagen

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