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Ruf der Sehnsucht

Ruf der Sehnsucht

Titel: Ruf der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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Paar, das mit ineinandergelegten Händen vorn im Priorat stand.
    Die Opulenz würde einige Anhänger der Schottischen Kirche, Reformierte, zu der Kritik veranlassen, dass das Ganze Reminiszenzen an das Pfaffentum enthielt, aber falls diese Bemerkung jemandem von Gilmuir gegenüber gemacht würde, bekäme der Betreffende zur Antwort, dass er lediglich Familiengeschichte miterlebte.
    Generationen von MacRaes hatten sich genau an dieser Stelle vermählt. Der von den Engländern zerstörte Bau war fast originalgetreu wiedererrichtet worden, der Schieferboden erneuert. Die Rundbogenfenster waren wiederhergestellt, aber mit Glasmalerei geschlossen. Dass das Priorat nicht mehr genauso aussah wie ursprünglich, lag an den Veränderungen, die zugunsten des Zugangs zu der ehemals geheimen Treppe vorgenommen worden waren.
    Obwohl der heilige Ort Vergangenheit atmete, war die heutige Zeremonie, für die er den Rahmen bildete, auf die Zukunft ausgerichtet. Der gesamte Clan war anwesend, wenn nicht in Person, dann in Gedanken.
    Jeanne Catherine Alexis du Marchand heiratete Douglas Allen MacRae. Hinter dem Brautpaar stand die gemeinsame Tochter Margaret, über deren Gesicht ein Schatten zog, als sie ihre Heimsuchung hinter einer Säule entdeckte. Ungerührt von ihrer finsteren Miene grinste Cameron frech herüber.
    Alisdair MacRae dachte an Douglas’ Geburt zurück. Als Heranwachsender war er entsetzt gewesen über die Mühen und Schmerzen des Gebärens, und das Erlebnis hatte einen so tiefen Eindruck bei ihm hinterlassen, dass er die beiden Male, die seine geliebte Frau ein Kind zur Welt brachte, voller Ehrfurcht und Bewunderung ob ihrer Tapferkeit gewesen war.
    James MacRae erinnerte sich, wie Douglas als zorniger Siebzehnjähriger unbedingt nach Frankreich zurückwollte, zu der Frau, mit der er sich jetzt, ein Jahrzehnt später, vermählte.
    Hamish hatte Douglas’ Wandlung vom Jungen zum Mann miterlebt und drei Jahre mit ihm die Weltmeere befahren. Er war weder erstaunt über den Erfolg seines Bruders noch über dessen Charakterstärke.
    Brendan erinnerte Douglas als jüngeren Bruder, den er als Ärgernis und immer zu Streichen aufgelegt erlebt hatte. Er warf einen warnenden Blick zu seinen beiden älteren Söhnen, die ihre Streiterei sofort einstellten und stumm geradeaus schauten, um ihren Vater nicht ernsthaft zu erzürnen.
    Mary MacRae, die zum ersten Mal seit über zehn Jahren schottischen Boden betreten hatte, wohnte der Zeremonie mit einem Gefühl innerer Zufriedenheit bei. Ihr Leben war dem Heilen gewidmet, doch sie wusste, dass manche Wunden sich erst schlossen, wenn die Seele es zuließ. Als sie den zärtlichen Blick sah, den Douglas und Jeanne tauschten, kamen ihr vor Rührung die Tränen. In diesem Moment drehte Hamish sich ihr zu und blickte besorgt auf sie herunter. Sie lächelte ihn beruhigend an, nahm seine Hand und drückte sie. Er beugte sich zu seiner Frau und küsste sie liebevoll.
    Nachdem die Gelöbnisse gesprochen waren, lächelten Braut und Bräutigam einander selig an, und die Sonne strahlte noch heller, als gebe der Himmel der Verbindung seinen Segen. Freude erfüllte das Priorat und ließ allenthalben Tränen fließen.
    Margaret trat zwischen ihre Eltern und nahm sie bei den Händen.
    »Jetzt«, sagte sie mit fester Stimme und so laut, als sollten es nicht nur die persönlich, sondern auch die nur in Gedanken Anwesenden hören, »sind wir eine Familie.«
    Die fünf MacRae-Brüder lächelten das kleine Mädchen an, das so sehr an Moira MacRae erinnerte.
    Im hinteren Teil des Priorats beginnend, breitete sich ein immer lauter werdendes Gemurmel aus. Einer nach dem anderen reckten die Mitglieder der Hochzeitsgesellschaft, gleich dem bildlich dargestellten Motto auf dem Clanabzeichen, die rechte Faust in die Höhe.
    Und dann erscholl wie aus einer Kehle der MacRae-Schrei, sowohl Schlachtruf als auch Ausdruck von Verzweiflung und Trauer, und während er das Priorat wieder und wieder in seinen Grundfesten erbeben ließ, veränderte sich sein Klang allmählich, kündete triumphierend von einem Sieg über die Umstände und die Zeit.
    Fortitudine. Unsere Familie. Unsere Stärke!

Nachwort der Autorin
    M ary King’s Close, auch die Peststraße genannt, gibt es noch, sie liegt heute aber unter dem Rathaus der Stadt. Die
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war ein Teil des Gassenlabyrinths des mittelalterlichen Edinburgh. Die unteren Stockwerke der alten bis zu siebenstöckigen Gebäude dienen jetzt als Fundament. Neuesten archäologischen

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