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Ruf Der Tiefe

Ruf Der Tiefe

Titel: Ruf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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was genau wir hier machen. Nur die Techniker, die mit der eigentlichen Bohrung beschäftigt sind, wissen es.«
    »Bist du sicher?«, meinte Leon trocken. »Patrick ist kein Idiot, weißt du. Und er hat Augen im Kopf.«
    »Falls er es mitgekriegt hat, hat er es jedenfalls nicht weitererzählt.« Tim klang verkniffen. »Im Gegensatz zu dir. Ja, wir wissen von diesem Journalisten; er hat in der Zentrale in San Francisco angerufen. Zum Glück war’s nur ein Lokalreporter. Ich glaube nicht, dass er das Ganze weiterverfolgt hat.«
    Verlegen schwieg Leon.
    Neunhundertfünfzig Meter – sie näherten sich dem Grund. Jetzt sah Leon, was ihm alles entgangen war, als er mit der OxySkin hier in der Nähe gewesen war: Die Lampen des Tauchboots erhellten ein kompliziertes Gebilde aus Metall auf dem Meeresboden, wahrscheinlich eine spezielle Bohrausrüstung, ein Gewirr aus Rohren und Leitungen, gekrönt von einem Gitterturm, der im gelblich-trüben Wasser kaum zu erkennen war. Daneben die Turbine, von der ein dickes Stromkabel in Richtung Land führte.
    In der Nähe der Bohröffnung schwebte ein Tauchboot – die SeaLink, mit Patrick im Cockpit. Anscheinend waren er und der Techniker an Bord gerade dabei, mit den metallenen Greifarmen des Bootes irgendetwas an der Anlage zu reparieren.
    »Wir haben die Schäden der ersten Panne schon fast beseitigt«, sagte Tim.
    Grimmig betrachtete Leon, was durch das Projekt HotPower aus dem einstigen Schwarzen Raucher auf dem Lo’ihi geworden war. »Tim, du bist Meeresbiologe«, presste er hervor. »Macht dir das gar nichts aus … so etwas hier zu sehen? Weißt du noch, in Galapagos, wie wir über all dieses Leben an den Schloten gestaunt haben?«
    »Solche Schlote sind doch sowieso kurzlebig«, wich Tim aus und fuhr sich mit der Hand durch die Haare.
    »Mag sein. Aber wie lange wird es dauern, bis die Todeszonen, die wir eurer letzten Panne verdanken, wieder verschwinden – wenn sie das überhaupt jemals tun?« Leon rechnete nicht mit einer Antwort. Es gab auch keine.
    Während er das andere Tauchboot beobachtete, merkte er, wie sehr er die Besatzung der Benthos II vermisste. Er konnte sich noch so gut daran erinnern, wie Patrick ihn auf dem Weg hoch zur Thetys aufgemuntert hatte.
    »Ist es okay, wenn ich Hallo sage?«, fragte er, und ohne eine Antwort abzuwarten, zog er sich das Headset über und klickte die Sprechverbindung auf Ein . »Patrick, hier ist Leon. Na, alles klar bei euch?«
    »Hey! Wenn das nicht der Octoboy ist!« Die Freude in Patricks Stimme war unverkennbar. »Wie schön, dass du wieder an Bord bist.«
    »Ja«, sagte Leon. »Ich weiß noch nicht ganz, ob ich es selbst so gut finde. Dieses HotPower-Projekt …«
    Sofort schnitt ihm Tim die Sprechverbindung ab. Doch Patricks Antwort hörten sie beide klar und deutlich. »›Zweifel zu haben ist ein unangenehmer, sich in Sicherheit zu wiegen ein absurder Zustand.‹ Hat vor ein paar Hundert Jahren ein Mann namens Voltaire gesagt. Sollte ich vielleicht mal an ein paar ARAC-Manager mailen.«
    In diesem Moment spürte Leon es. Etwas bewegte sich dort draußen, eins der Gerüste bewegte sich ganz leicht. Vibrierte. Ein Seebeben! Und weil er nicht mehr mit Lucy in Kontakt stand, hatte er nichts gemerkt!
    Tims Kopf fuhr hoch, er murmelte einen Fluch. »Mist. Das hat uns gerade noch gefehlt.« Hastig betätigte er ein paar Schalter, pumpte die Ballasttanks der Moray aus und machte sie bereit für den Aufstieg. »Besser, wir verziehen uns.«
    Doch als Leon durch die Plexiglaskuppel einen Blick auf die Bohrstelle erhaschte, sackte sein Unterkiefer herab. Und er wusste, dass alles, was sie jetzt noch tun konnten, zu spät kam.
    Viel zu spät.
    Carima hielt ein Stück Lachs-Sashimi in der einen Hand und die Bomben-Attrappe in der anderen. Sie kam sich unglaublich lächerlich vor.
    »Es ist ein Jahrestag«, erklärte ihr der Asiate mit großem Ernst. »Mein Vater wurde vor genau fünfzehn Jahren in Okinawa von einem Tsunami getötet.«
    Delilah trat ein paar Schritte näher und warf einen nervösen Seitenblick auf Carima. »Hiroki, es tut uns wirklich furchtbar leid. Arthur und ich, wir haben es einfach vergessen. Und natürlich nehmen wir gerne an Ihrem Essen teil. Aber äh, vielleicht sollten wir erst mal das mit dieser Bombe regeln?«
    »Ja, natürlich«, sagte Hiroki und stellte die Platte mit dem Sashimi sorgfältig wieder ab. Carima zuckte zusammen, als der blauhaarige Asiate einfach auf sie zutrat und ihr die Bombe aus der Hand

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