Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ruf Der Tiefe

Ruf Der Tiefe

Titel: Ruf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
Vom Netzwerk:
nahm. Ein kurzes Tauziehen, dann war sie ihre Attrappe los.
    »He!«, protestierte Carima schwach, doch in diesem Moment packte Arthur sie schon und hielt ihre Handgelenke in eisernem Griff.
    »Wir könnten sie in einer der leeren Kabinen unterbringen, die sind abschließbar«, knurrte er. »Mädchen, wie auch immer du heißt, diese ganze Sache war ein übler Fehler. Brandneu ist hier alles, jawohl, brandneu, und wer hier auch nur einen Fleck hinterlässt, kriegt Ärger …«
    »Reg dich ab, Arthur, sie tut deiner Station schon nichts«, sagte Delilah. Sie hielt die Attrappe in beiden Händen und brach gerade mit einer Grimasse ein Stück durchweichte Pappe davon ab. »Das hier könnte nicht mal eine Hundehütte zerlegen. Ich bringe das Mädel jetzt in eine der Kabinen, da ist sie gut untergebracht, bis ihre Eltern oder die Cops oder wer auch immer sie abholen. Und jetzt sag mal, Arthur, wolltest du nicht Kontakt mit der SeaLink halten?«
    Beleidigt verschwand der Mann mit den Biberzähnen, und Delilah übernahm es, Carima festzuhalten. Doch sie packte weit weniger grob zu, und sobald die Männer außer Sicht waren, ließ sie ganz los, wandte sich Carima zu und nestelte an ihrem Hals herum. Verblüfft sah Carima, dass die junge Frau ein Triskell hervorzog. »No Compromise!«, flüsterte sie und ließ das Symbol wieder unter dem Stoff verschwinden. »Los, komm, ich lasse die Station auftauchen und bringe dich von Bord, bevor die beiden anderen Idioten kapiert haben, was Sache ist. Ich sage einfach, dass du mich überrumpelt hast. Bist verliebt, was? Kenn ich. Da ist man eine Zeit lang einfach nicht ganz zurechnungsfähig.« Delilah seufzte.
    Carima konnte es noch nicht ganz fassen. »Du bist eine NoCom und arbeitest für die ARAC, wie geht denn das?«
    Delilah grinste breit. »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass wir uns nur ein schönes technikfreies Leben unter Palmen machen, oder? Unser Ziel ist es, sämtliche große Firmen zu unterwandern.«
    »Das heißt, du bist so etwas wie eine Undercover-Agentin?«, fragte Carima verblüfft. »Aber … dann wussten die NoComs von HotPower …«
    Grimmig schüttelte Delilah den Kopf. »Leider nicht. Bin erst seit zwei Wochen hier und hatte noch keine Zeit, unbemerkt Bericht zu erstatten.«
    »Das ist echt der Hammer«, sagte Carima – und genau in diesem Moment schrillten Sirenen durch die Station.
    Ungläubig starrte Leon durch das vordere Sichtfenster der Moray . Ganz langsam, wie in Zeitlupe, wurde die Bohrausrüstung von ungeheuren Kräften auseinandergerissen, lösten sich Verbindungen, stürzten tonnenschwere Stahlteile um und sanken wie in Zeitlupe auf den Meeresboden. Im Tauchboot hörte Leon dumpfe Schläge, manchmal ein scharfes metallisches Geräusch – und dann kam noch ein Donnern hinzu. Aus dem Boden schoss mit der Gewalt eines Geysirs ein gelblich dunkelgrauer Strahl, der wahrscheinlich aus extrem heißem Wasser bestand und jedes Lebewesen in seiner Nähe augenblicklich tötete. Das andere Tauchboot, in dem Patrick und der Techniker hockten, warf seine Steuerdüsen an, versuchte, dem Inferno zu entkommen. Doch es war zu nah an der Bohrstelle, und Leon sah sofort, dass es keine Chance hatte. Die SeaLink wurde von umherwirbelnden Trümmerteilen getroffen, erzitterte unter den Einschlägen und ein Schrei gellte durch die Funkverbindung, Patricks Schrei. Wie silberne Spinnweben breiteten sich Risse im Plexiglas des vorderen Sichtfensters aus und der Druck der Tiefe erledigte den Rest. Einen Moment lang konnte Leon das zerquetschte Wrack der SeaLink noch sehen; dann nahm ihm das vor Hitze flimmernde Wasser die Sicht.
    Leon spürte, wie ihm Tränen über die Wangen liefen. Jetzt würde Patrick nie wieder eine Universität von innen sehen. Doch für die Trauer um ihn und seinen Kopiloten war keine Zeit; die gelblich schwarzen Wolken wälzten sich auf sie zu, in ein paar Sekunden würde die Druckwelle der unterseeischen Explosion auch die Moray treffen.
    »Ich werfe die Ballastplatte ab, sonst kommen wir nicht schnell genug hoch!«, brüllte Tim, seine Finger flogen über die Tasten und Hebel auf der Steuerkonsole. Ein Ruck ging durch das Tauchboot, dann fühlte es sich an, als sacke Leons Magen in die Tiefe – es ging aufwärts.
    Leon übernahm den Funk. »Mayday, Mayday «, rief er ins Mikrofon, gab ihre Position durch und konnte nur hoffen, dass irgendjemand das hörte; Tim hatte auf dieser Fahrt von Anfang an keinen Kontakt zur Basis gehalten.
    Schweißtropfen

Weitere Kostenlose Bücher