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Ruf der Vergangenheit

Ruf der Vergangenheit

Titel: Ruf der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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„Sie sind es wohl gewohnt, Befehle zu erteilen?“
    „Denen man gewöhnlich gehorcht.“ Er verbarg seinen starken Willen nicht. Denn dieser hatte ihn schließlich so weit gebracht und schützte die Vergessenen vor den Versuchen des Rats, sie für immer vom Erdboden zu tilgen. „Können Sie ein paar Fragen aushalten?“
    „Würden Sie keine stellen, wenn ich es nicht könnte?“
    „Doch.“ Er musste ihr drohen – äußerlich war sie zerbrechlich wie Glas, aber auch die meisten Gifte sahen ganz harmlos aus.
    Viele hätten vor seiner grimmigen Miene die Augen niedergeschlagen, doch sie sah ihn unverwandt an. „Zumindest sind Sie ehrlich.“
    „Verglichen mit wem?“
    Sie schüttelte den Kopf, darauf würde sie nicht antworten. „Stellen Sie Ihre Fragen.“
    „Sind Sie im Medialnet?“
    Sie blinzelte. „Natürlich.“ Doch sie klang unsicher, auf ihrer Stirn erschienen tiefe Furchen.
    Dev wartete, Katya senkte die Augenlider, ihre Augäpfel bewegten sich. Dann klappten die Lider wieder auf. „Ich bin gefangen.“ Ihre Finger krümmten sich, die Nägel kratzten über das Furnier. „Er hat mich in meinem Kopf begraben.“
    „Nein, denn dann wären Sie tot.“
    Die harten Worte waren wie ein Schlag ins Gesicht. Katyas Kopf fuhr hoch, und sie sah in kalte, abweisende Augen. Von diesem Mann hatte sie keine Sanftmut zu erwarten. Das war nicht der Dev, der ihr Haar gebürstet und ihr gestattet hatte, ihn zu berühren. Er würde zwar nicht zögern, wenn es darum ging, das ihr gegebene Versprechen zu halten. Aber diesen Mann hätte sie nicht darum gebeten.
    Paradoxerweise gab ihr gerade die Rücksichtslosigkeit ihres Gegenübers wieder Kraft. Ihre geschlagene Seele richtete sich auf. Für Dev wäre sie weich geworden, aber dem Direktor der Shine -Stiftung würde sie niemals die Befriedigung verschaffen, sie schwach zu sehen. „Stimmt“, sagte sie und unterdrückte die aufsteigende Panik. „Das Biofeedback muss ja irgendwie durchkommen.“ Gegen diese logische Folgerung konnte man nicht argumentieren – ohne das Feedback des Medialnet, mit dem sie alle von Geburt an verbunden waren, hätte sie kaum ein paar Minuten überlebt. „Aber ich glaube, ich kann nicht mehr von mir aus hinein.“
    „Was nicht heißt, dass es keinen Weg von dort in Ihren Kopf gibt.“
    Ihr drehte sich der Magen um. Nur mit großer Mühe behielt sie ihr Essen bei sich. „Sie denken, das ist schon geschehen“, flüsterte sie und sah in die mitleidlosen Augen. „Sie glauben, ich wäre nur seine Marionette.“
    Dev verließ die erschöpfte Katya – ja, der Name passte viel besser zu ihr als Ekaterina – und ging nach oben in sein Büro. Er überlegte, wer wohl das Geheimnis von Katya Haas lüften könnte. Sein Netzwerk von Informanten war ebenso weit verzweigt wie das Medialnet. Doch bislang war es ihm nicht gelungen, sich Zugang zum Netzwerk der Medialen zu verschaffen. Im DarkRiver-Leopardenrudel gab es mehr als eine Mediale – und sehr wahrscheinlich dadurch auch eine direkte Verbindung dorthin.
    Von seinem Fenster sah Dev auf das brodelnde New York und überlegte, was er als Nächstes tun sollte. Falls man Katya als Warnung auf seine Türschwelle gelegt hatte, wussten die Mächtigen im Medialnet, dass sie lebte und kontrollierten sie – das hatte sie selbst gesagt. Aber er musste auch eine andere Möglichkeit in Betracht ziehen: Jemand konnte Katya gerettet und zu ihm gebracht haben, weil er wusste, dass die Vergessenen niemals mit dem Rat zusammenarbeiten würden. In diesem Fall konnte jedes Herumstochern in ihrem Leben sie gefährden.
    „Dev?“
    Er wandte sich der Stimme zu. Maggie stand im Türrahmen. „Was gibt’s?“
    „Jack ist auf dem Weg hierher.“ Ihre Augen blickten mitfühlend.
    Devs Magen zog sich zusammen, in seinem Kopf tauchten Bilder von Jacks Sohn William auf. Als er ihn das letzte Mal gesehen hatte, war Will ein lustiger kleiner Bursche voller Energie gewesen. Aber jetzt … „Bring ihn rein, sobald er hier ist.“
    Schneegraupel schlugen ans Fenster, ein Schauer war heftiger und lauter als der andere. Dev wandte der plötzlichen Dunkelheit den Rücken zu und kehrte an seinen Schreibtisch zurück. Zu seiner Verantwortung. Wenn es um Informationen über Katya ging, konnte es nur eine Entscheidung geben: Tausende von Vergessenen, deren Schutz er sich verschworen hatte, waren wichtiger als eine Mediale. Eine rücksichtslose Einstellung, aber er musste dabei bleiben.
    Mehrere Stockwerke tiefer schlief Katya

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