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Ruf der Vergangenheit

Ruf der Vergangenheit

Titel: Ruf der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Verbindung zum Dunklen haben?“
    Katya hatte viele Stunden damit verbracht, sich dieselben Fragen zu stellen. „Wenn es nicht so wäre, würden die Medialen die Welt beherrschen – dieser Defekt, diese Achillesferse macht uns verletzlich und dämpft unsere Arroganz.“
    Seine Finger streichelten über ihr Haar; dabei fiel die Mütze von ihrem Kopf. „Macht ist verführerisch.“
    „Ja.“ Sie dachte an die Kollegen im Labor, so begabt und doch so unfähig zu erkennen, dass ihre Forschungen monströs waren. „So viel Macht ohne jegliche Kontrolle verändert jeden von Grund auf.“ Und das Ergebnis war nicht immer menschlich zu nennen.
    „Gefühle haben eine Kontrollfunktion.“ Er hörte auf, sie zu streicheln, und hob die Mütze auf. „Aber sie geben nicht auf alles eine Antwort.“
    „Wenn sie es täten“, murmelte sie, während er ihr die Mütze voller Zärtlichkeit aufsetzte. „Dann wäre Silentium niemals eingeführt worden.“
    „Damit schließt sich der Kreis.“ Er öffnete die Tür. „Bereit?“
    „Ja.“ Doch das war gelogen. Sie würde nie bereit sein, dem Tod gegenüberzutreten, der Sunshine mit einem dunklen, beinahe schwarzen Rot überzogen hatte. Doch das zählte nicht. Es musste getan werden. Jemand musste den Verlust so vieler Gedanken, Träume und Hoffnungen bezeugen. „Ja. Gehen wir.“
    Archiv Familie Petrokov
    Brief vom 5. Januar 1979
    Lieber Matthew,
    ich kann kaum glauben, dass wir es wirklich geschafft haben. Das Schattennetz, wie dieses neue Netzwerk genannt wird, ist ein lebendiger, chaotischer Ort. Aufgrund unserer Anzahl ist es nicht so dicht wie das Medialnet, aber es lebt. Und das alleine zählt.
    Die Ächtung hat schon angefangen. Wir haben deinen Onkel Greg angerufen, um ihm zu sagen, dass wir in Sicherheit sind. In seinen Augen sah ich die Erleichterung, aber laut sagte er nur, wir sollten ihn nicht mehr anrufen. Er befürchtet wohl, sie nehmen ihm die Kinder weg, sobald er Gefühle uns gegenüber zeigt.
    Danach habe ich geweint. Du hast es gesehen und meine Tränen fortgewischt. Da wusste ich tief in mir, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte.
    Ich liebe dich über alles
    Mamotschka

 
    41
    Wie immer wurde es schnell dunkel, aber sie waren bereits fertig. Keiner von ihnen stellte die Frage, ob sie bleiben wollten. Dev setzte sich hinter das Steuer und fuhr los. Nach einer Stunde brach Katya das Schweigen. „Ich erinnere mich jetzt an Dinge, zu denen ich vorher keinen Zugang hatte.“
    „Noch etwas Ähnliches wie das hier?“
    „Nein.“ Sie schwieg lange. „Die Erinnerung an die Zeit, als Noor und Jon im Labor waren, ist fast vollständig zurückgekehrt.“
    Er versuchte nicht, ihr die Schuldgefühle auszureden – es würde alles seine Zeit brauchen. Die Frau, die Katya nun war, würde sich diesen dunklen Erinnerungen stellen. Er wählte seine Worte so neutral wie möglich. „Sie scheint keinen Schaden davongetragen zu haben, und er ist sehr stark.“
    „Und äußerst begabt“, sagte Katya leise. „Seine Gabe lädt geradezu zum Missbrauch ein.“
    „Nicht, wenn man ihm den richtigen Weg weist.“
    „Als Kind habe ich oft telepathisch versucht, den anderen in der Krippe meinen Willen aufzuzwingen.“
    „Das ist eine ganz normale Entwicklung bei telepathisch begabten Kindern.“ Dev hatte als Kind auch Dinge getan, die nicht ganz in Ordnung waren – er hatte gelernt, mit seinen Stärken umzugehen, hatte ausprobiert. Er hätte es Katya gerne erzählt, hätte ihr gerne die Wahrheit über seine Gaben in Bezug auf Maschinen und Metall mitgeteilt. „Es macht mich verrückt, dass ich nicht offen mit dir reden kann.“ Seine Hände schmerzten, so fest hielt er das Lenkrad umklammert. Er zwang sich, lockerzulassen, und stieß zischend die Luft zwischen den zusammengebissenen Zähnen aus.
    „Ich sage mir andauernd, dass sich die Dinge ändern werden, dass ich einen Ausweg finde.“
    Ihm fiel ein, was sie ihm über Mings Klauen in ihrem Kopf gesagt hatte. „Du hast noch keine Möglichkeit gefunden, die Programmierung zu lösen?“
    „Nein“, sagte sie und umarmte ihn so fest, dass eine Naht ihrer Jacke einriss. „Nicht ohne meinen Verstand zu schädigen. Sie reichen zu tief.“
    „Vielleicht ist die Programmierung so stark“, sagte er, Schmerz durchfuhr ihn, als er die Zähne fest zusammenbiss. „Aber es dürfte keinen längerfristigen körperlichen Effekt haben. Schließlich ist es ein psychisches Konstrukt.“
    „Dev … es geht nicht um die

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