Ruf der Vergangenheit
gerettet.“
„Stimmt.“
„Aber du glaubst nicht, dass es Nikita darum geht.“
Lucas küsste sie zärtlich. „Ich werde nicht versuchen, die Motive deiner Mutter zu ergründen, Sascha. Aber ich könnte es nicht ertragen, wenn du verletzt würdest – sei vorsichtig, Kätzchen.“
Seine Liebe umgab sie wie ein schützender Kokon. „Keine Angst“, sagte sie und kuschelte sich an ihn. „Sie kann mich nicht mehr so schnell verletzen. Ich will nur wissen, warum sie das ausgerechnet jetzt getan hat.“
„Frag sie doch“, sagte Lucas überraschenderweise. „Vielleicht sagt sie dir nicht die Wahrheit – sehr wahrscheinlich nicht –, aber du kannst doch gut zwischen den Zeilen lesen und kennst dich mit Körpersprache aus.“
„Ja, das sollte ich wohl tun.“ Sie küsste ihn auf die Schulter und wechselte zu einem anderen Thema über, das sie an diesem Tag beschäftigt hatte. „Ich glaube, bei den Vergessenen tut sich etwas.“
„Das spüre ich auch.“ Er ließ seinen Körper auf sie sinken. „Die Bewacher von Cruz – Dev scheint mir nicht nur wegen der Medialen besorgt zu sein. Man munkelt, die eigenen Leute wenden sich gegen ihn.“
„Meinst du, die Vergessenen haben jetzt dieselben Schwierigkeiten, die damals die Medialen Silentium in die Arme gerieben haben?“
„Wenn das so ist … hat Dev einen Haufen Probleme.“
Katya fühlte sich, als hätte sie geredet wie ein Buch. Dev hatte nicht widersprochen – aber er hatte seine Meinung auch nicht geändert. „Bist du wahnsinnig?“, schrie sie schließlich, als sie sich anschickten, ein paar Stunden in dem kleinen Hotel zu ruhen, in dem sie schon letzte Nacht ein paar Stunden verbracht hatten. Sie waren lange gefahren, um die schreckliche Gewalttat in Sunshine möglichst weit hinter sich zu lassen. Doch nachdem Dev gesagt hatte, er wolle Ming aufspüren, war Katya nur noch von einem Gedanken besessen: ihn davon abzuhalten. „Genau das will er doch! Dann kann er dich umso leichter umbringen.“
Dev hob die Decke an, er hatte sich bis auf die Jeans ausgezogen, und sie war in lockere Kleidung geschlüpft. „Rein mit dir, ehe du dir deinen hübschen Hintern abfrierst.“
„Du kannst das doch nicht einfach so abtun, Dev.“
„Rein, hab ich gesagt. Oder ich stopf dich eigenhändig unter die Decke.“
Wut schwappte in ihr hoch. „Behandle mich nicht wie ein Kind!“ Sie griff nach dem nächstbesten Ding – einem Stiefel – und bewarf ihn damit.
Er wich elegant aus. „Das war ziemlich dumm, Baby.“ In ruhigem Ton, aber seine Augen glühten.
Sie war zu wütend, um herauszufinden, ob es auf seiner Seite ebenfalls Wut oder Verlangen war. „Ach wirklich? Und was ist hiermit?“ Sie warf den anderen Stiefel.
Er drehte den Kopf so schnell zur Seite, dass sie die Bewegung gar nicht wahrnahm. Dann griff er nach ihr. Sie wollte ausweichen … aber er drückte sie bereits in eine Ecke. „Bei Gott, Dev, ich bin so wütend auf dich –“
Ein Finger legte sich auf ihre Lippen.
Überrascht hielt sie inne.
„Du gehörst mir“, sagte er ruhig und unerschütterlich. „Für immer.“
Ihr ganzer Körper zitterte bei diesen Worten.
„Nichts und niemand kann dich mir wegnehmen.“ Augen mit goldenen Flecken sahen tief in ihr Herz. „Hast du das verstanden?“
„Ich werde nicht zulassen, dass du dich umbringst“, flüsterte sie. Sie schob seinen Finger von ihren Lippen und legte die Hand auf seine Brust. „Wenn du meinetwegen in eine Falle gehst, wenn du meinetwegen stirbst …“
„Das werde ich nicht. Ich bin doch nicht dumm und stürze mich blind in so etwas. Wir werden uns Informationen über Mings Schwachstellen beschaffen.“ Er strich ihr das Haar aus dem Gesicht. „Trotz seiner Macht kann er sich nicht gegen alles schützen.“
„Er ist böse“, flüsterte Katya, ihre Augen wurden ganz dunkel, als sie sich erinnerte. „Ming besitzt nicht den kleinsten Funken Menschlichkeit. So jemandem wie ihm bin ich noch nie begegnet.“
„Wenn das Gute vor dem Bösen flieht“, sagte er und legte die Hände rechts und links neben ihrem Kopf an die Wand, „dann ist die Welt verloren.“
„Er wird dir den Schlüssel niemals geben.“
„Dann stirbt er.“
„Mings Tod wird mich aber nicht retten“, sagte sie und beugte den Kopf vor. „Selbst wenn wir einen Weg fänden, die Programmierung zu löschen oder auszuschalten, bliebe das geistige Gefängnis noch immer an meinen Verstand gekoppelt und würde von ihm
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