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Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)

Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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nur hatte er gezögert, seine Gabe schon vor dem Haus einzusetzen? Dann wäre der Raum mit den Waffen jetzt in seiner Hand, niemand hätte ihn bemerken oder gar erkennen können.
    Knarrend ging eine weitere Tür auf und diesmal flutete das Licht aus dem Raum dahinter die halbe Eingangshalle. Erhellte die Gestalt, die leicht gebeugt den unteren Treppenabsatz erreicht hatte und sich umdrehte. Bis zu ihm reichte der Schein noch nicht.
    „Victor! Gut, dass Sie da sind. Ich muss dringend noch etwas mit Ihnen besprechen.“
    Der Mann, der das sagte, stand im Türrahmen. Sein Gesicht blieb im Dunkeln, nur sein Schatten fiel auf den mit schwarzem und weißem Marmor gefliesten Boden.
    „Hat das nicht Zeit bis Morgen, Donald? Ich bin müde und eben schon in der Bibliothek eingenickt.“
    „Nein, es wäre mir lieber, wenn wir das sofort klären könnten. Es wird auch nicht lange dauern, doch Ihren Schlaf müssen Sie einstweilen verschieben.“
    Victor seufzte, drehte sich um und ging auf die geöffnete Tür zu. Wenig später wurde sie hinter ihm geschlossen, die dicke Holzvertäfelung schluckte die Stimmen der beiden Männer, sodass er nicht mehr erfuhr, worüber Donald so dringend mit seinem Kollegen hatte reden müssen. Aber es war ihm egal. Hauptsache, er war der Entdeckung entgangen. Mit einem Seufzer der Erleichterung setzte er seinen Weg fort. Der Raum besaß keinen direkten Zugang vom Flur, sondern lag in einem anderen Zimmer verborgen. Er fand ihn dennoch, weil der Grundriss des Gebäudes wie eine Karte vor seinem inneren Auge pulsierte. Nur ungern nutzte er seine Gabe auf dem offenen Gang, weil immer noch die Gefahr bestand, dass jemand aus einem Zimmer kam oder die beiden Männer im unteren Stock ihr Gespräch zu rasch beendeten. Das Licht konnte sogar unter einer Tür hindurchleuchten und auf ihn aufmerksam machen. Aber leider war der Raum abgeschlossen, der zur separaten Kammer führte. So oder so, der einzige Weg hinein führte über ein Tor. Er würde nicht unverrichteter Dinge wieder gehen, jetzt wo er seinem Ziel so nah war. Ein letztes Mal lauschte er, kein Geräusch deutete auf Menschen in seiner Nähe hin. Er nahm seinen Mut zusammen, wich in eine Ecke des Ganges zurück, wo er sich an die Mauer presste und das Undenkbare, Verbotene tat. Das, was jeder von ihnen nur ein Mal im Leben tun sollte, an einem wohl gewählten, einsamen Ort. Er wendete es zum unzähligsten Male an, weil er keinen anderen Weg sah. Beinah war es zur Gewohnheit geworden. Er schuf ein Tor ohne Tür, das nicht gesehen, wohl aber durchschritten und niemals mehr verschlossen werden konnte. Nur ein Siegel gewährte für begrenzte Zeit Schutz, wenn er sein Vorhaben erfüllt und Selbiges auf sein Werk gelegt hatte.
    In Gedanken bat er seine Ahnen um Vergebung, doch als er die Augen öffnete und die Reichtümer seines Zieles vor ihm lagen, schwanden alle Bedenken. Er tat das Richtige. Und jetzt hielt er auch das Werkzeug dazu in Händen. Behutsam ergriff er ein paar ausgewählte Stücke, deren Bedienung keiner Erklärung bedurfte. Die Munition war fein säuberlich beschriftet. Er wählte klug, nur nicht zu gierig. Wie lange dauerte es, bis es jemandem auffiel? Würde man ihn aufhalten? Konnten die Lux Sangui das überhaupt?
    Er schwankte zwischen der Überlegung, so viel wie möglich fortzuschaffen oder unauffällig zu agieren und lieber noch mal wiederzukommen. Schließlich entschied er sich für Letzteres. Das versprach ein größeres Zeitfenster.
    Nachdem er denselben Weg zurück genommen hatte und wieder im oberen Flur stand, versiegelte er das unsichtbare Tor, um ein zufälliges Hindurchgleiten eines Menschen zu verhindern. Das sollte fürs Erste genügen. Jetzt wollte er nur noch raus hier und Pläne für seine künftigen Missionen schmieden. Auf der Treppe mied er die Stufe, die unter seinem Gewicht geknarrt hatte, gelangte lautlos und ungesehen in die Halle. Er setzte den Fuß von der letzten Stufe auf den Boden der Halle, als die Tür von vorhin sich wieder öffnete und die beiden Männer heraustraten. Schnell schlüpfte er von Schatten zu Schatten Richtung Eingangstür. Er hörte Schritte hinter sich, sein Puls raste. Wenn man ihn mit seiner Beute erwischte, war alles aus.
    Gleich kamen sie um die Ecke, würden sehen, wenn er durch den Haupteingang entkommen wollte, aber ebenso, wenn er hier wie auf dem Präsentierteller stehen blieb. Es musste schnell gehen. In seinen Ohren klangen seine Schritte auf dem Marmorboden so laut, dass

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