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Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)

Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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doch keine Ahnung. Der Prozess ist nicht angenehm und kostet Kraft.“
    Die Miene des Kontaktmanns wurde eisig. „Dann verstecken Sie sich halt in irgendeinem Loch, darin haben Sie ja Übung. Ich melde mich bei Ihnen, wenn wir ein neues Versteck für Sie haben. Es dauert nur noch ein paar Tage. Aber bis dahin …“, er bohrte Cyron den Zeigefinger in die Brust, „… wäre es gut, wenn Sie das nächste Treffen in die Wege leiten. Verstanden?“
    „Ja ja, schon gut. Ich bin ja nicht blöd.“
    „Das hoffe ich. Ihr Kunde kann sich die Ware dann schon mal ansehen. War nicht so leicht, wie Sie sich vielleicht denken. Wir müssen aufpassen, dass man uns nicht erwischt.“
    Der Typ warf ein paar Dollar auf den Tisch und erhob sich. Cyron klappte seinen Mantelkragen hoch und schaute sich argwöhnisch um. Der hatte wohl zu viele schlechte Filme gesehen. Ich warf Steven einen Blick zu, doch er schüttelte den Kopf.
    „Nicht hier.“
    „Denkst du, ich lass den einfach so davonkommen, wo ich ihn endlich greifbar habe?“
    „Mel! Mach keinen Fehler. Nur ausspionieren. Wenn du ihn dir hier krallst, gibt das nur Ärger.“
    Widerwillig verzog ich den Mund, ließ mich aber von Steven bremsen. Vielleicht konnten wir Cyron verfolgen und so rauskriegen, wo er sich verkroch. Wenige Augenblicke, nachdem der Kontaktmann die Bar verlassen hatte, schwang die Tür so heftig auf, dass sie sich in den Angeln verzog. Alle drehten die Köpfe zum Eingang, einige sprangen auf. Die beiden Türsteher, die kontrollierten, dass hier nur PSI-Wesen und deren menschliche Vertraute Eintritt fanden, flogen in hohem Bogen herein. Der eine mit gebrochenem Genick, der andere krümmte sich noch am Boden. Sein Arm stand in einem ungesunden Winkel vom Körper ab.
    Auch ich konnte nicht mehr schnell genug reagieren. Eine Gestalt mit verhülltem Gesicht sprang herein. Es ging alles rasend schnell. Sie hatte zwei Schnellfeuerwaffen in den Händen, mit denen sie wahllos in den Raum zielte und feuerte. Ich starrte wie paralysiert ins Mündungsfeuer, dann wurde ich niedergerissen und auf die Erde gedrückt. Eine Salve von Schüssen fegte durch den Innenraum. Glas splitterte, Gäste schrien, warfen sich auf den Boden. In Sekunden erfüllte Blutgeruch den Raum. Eine der Lycanerinnen vom Nebentisch fiel neben mir nieder, aus einem Loch in ihrer Kehle pumpte unablässig Blut, während ihre Finger sich im Todeskampf zusammenzogen und ins Leere griffen.
    Steven schützte mich mit seinem Körper, während um uns herum die Kugeln flogen und in Wände, Tresen und Mobiliar einschlugen. Die Bar verwandelte sich in ein Trümmerfeld. Ich lugte unter meinem lebenden Schutzschild hervor und sah überall Verletzte, darunter auch Menschen. Auf der Straße geriet der Verkehr ins Stocken und vom Gehsteig erklang Tumult. Jemand brüllte etwas in ein Mobiltelefon, offenbar hatte er die Polizei oder den Notruf verständigt.
    So plötzlich, wie der Spuk begonnen hatte, war er vorbei und der Maskierte rannte davon, war Sekunden später nicht mehr zu sehen. Im Leonardo’s herrschte Panik und Verwirrung. Was war das gewesen? Es hatte uns alle derart überrumpelt, dass keiner reagierte, obwohl es ein Leichtes hätte sein müssen, den Schützen zu überwinden. Nur das Überraschungsmoment auf seiner Seite konnte doch nicht ausreichen, eine Bar voller PSI-Wesen in Schach zu halten. Aber wie zu sehen, war der Plan aufgegangen.
    „Schnell“, sagte Steven, „wir müssen uns um die Verletzten kümmern und ein paar nach unten bringen, bevor die Polizei auftaucht.“
    In der Ferne hörte man bereits die Sirenen. Nicht gut, wenn ein Polizist oder Sanitäter einen Lycaner oder eine Elfe in die Finger bekam.
    „Wo ist Cyron?“ Ich suchte den Raum nach ihm ab, keine Spur. Hatte er seine Gestalt schon wieder geändert?
    „Der ist eben getürmt. Und jetzt hilf mir.“
    Eine leise Stimme flüsterte mir zu, dass ich bei Steven bleiben und ihm assistieren musste, doch mein Hass auf den Gestaltwandler war stärker.
    „Mel!“, schrie mir Steven noch hinterher, doch ich war schon aus der offenen Tür und heftete mich Cyron an die Fersen, bemüht, dass er mich nicht bemerkte.
    Das war nicht so einfach, denn jemand, der an Verfolgungswahn leidet und gerade mitten in eine Schießerei geraten ist, schaut sich alle drei Sekunden um und glaubt selbst dann, verfolgt zu werden, wenn niemand hinter ihm ist. Ich wollte nicht mehr Aufsehen erregen als nötig, da ohnehin die Hölle auf der Straße los war.

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