Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition)
seine Hände, darauf vertrauend, dass mein Leben nie in Gefahr war, wenn ich es ihm schenkte.
Wüstenwind streichelte unsere verschwitzten Körper, zauberte eine Gänsehaut darauf, unter der sich Armands Muskeln noch stärker zusammenzogen, noch härter erschienen. Wie Marmor – geschaffen für die Ewigkeit.
Die Wunden an meinem Hals schlossen sich nicht sofort, als er genug getrunken hatte. Warmes Blut rann über meine Haut, versickerte im Sand. Ich klammerte mich an Armand, als hinge mein Leben allein von seiner Gegenwart ab, spürte, wie der Gipfel nahte. Seine grauen Augen brannten sich für Sekunden in den meinen fest, reflektierten das Grün meiner Iris, bis sie geisterhaft fluoreszierten. Unwirklich wie dieser Moment, in dem die Zeit stillstand. Mein Dämon sammelte sich, lauschte auf das schnelle Schlagen von Armands Herz, ließ den Hunger langsam erwachen, genoss das sich steigernde Brennen. Ich hörte den Rhythmus, mit dem das unsterbliche Leben durch die Adern meines Gefährten rauschte, war hypnotisiert von dem Pulsieren der Schlagader und wagte doch noch nicht, zuzubeißen.
Armand wusste, es lag allein an ihm. Ich würde es erst tun, wenn er es mir gewährte. Er konnte den Moment so lange hinauszögern, dass es für uns beide zur Qual wurde – einer süßen Qual.
Endlich schloss er die Augen, legte den Kopf in den Nacken und lud mich ein. Fauchend richtete ich mich halb unter ihm auf, umfasste seinen Nacken und holte mir den begehrten Lebenssaft. Heiß und würzig, süß und berauschend. Eine Droge, der ich mich nicht entziehen konnte.
Während ich meinen Hunger an seinem Blut stillte, wurden seine Stöße immer schneller und härter, trieb die Intimität des Bluttausches unsere Leidenschaft auf den Höhepunkt, bis wir beide in Körper und Seele verschmolzen für einen Augenblick vollkommenen Glücks. Das, wofür wir lebten. Jetzt und vielleicht in alle Ewigkeit.
Ich hielt die Arme um meinen nackten Leib geschlungen, meine Augen geschlossen und lauschte in die Nacht. So sehr ich die Stunden genoss, die nur Armand und mir gehörten, in denen wir die Welt dort draußen vollkommen ausblendeten, ich wusste, dass diese Momente kostbar und selten bleiben mussten.
Sieben Jahre! Eine kleine Ewigkeit. Der Sieg über Kaliste hatte einen hohen Preis von mir gefordert. Ich war seither nicht einem meiner Freunde begegnet. Wusste von ihnen nur über die Stimmen, die der Nachtwind mir zutrug. Oder den Bildern, die mir meine Träume brachten. Aber ich wagte keine Rückkehr, fühlte mich allen so fern wie nie.
Nur Armand nicht. Wir waren unzertrennlich. Das vollkommene Königspaar der Vampire. Mächtig, wachend, aber unerreichbar.
Ich war ihm dankbar, dass wir keine von Kalistes einstigen Heimstätten in Besitz genommen hatten. Ich trug einen Teil von ihr immer bei mir, konnte mich dessen nicht entledigen, so sehr ich es wollte. Da wäre es mir eine Qual gewesen, auch noch an einem Ort leben zu müssen, den sie geprägt und besessen hatte.
Wir waren meiner Liebe zu Ägypten gefolgt, hatten uns tief in die Wüste zurückgezogen, wo eine unentdeckte Pyramide vom Sand verborgen lag. Ein sicheres Zuhause.
Ob Armand manchmal sein altes Leben vermisste? Immerhin hatte er jeden Luxus der modernen Zeit besessen und genossen. Er sprach nie davon. Ich überließ es ihm, ob er dann und wann unser Exil verließ, doch er machte nur selten Gebrauch von dieser Option. Wollte mich nicht allein wissen, obwohl mir die Einsamkeit nichts mehr ausmachte. Umso mehr freute ich mich auf seine Rückkehr.
Seine Geschäfte liefen dank Henry weiter wie bisher, doch was, wenn dieser nicht mehr da war? Wir konnten das Altern unserer sterblichen Freunde nicht aufhalten, nicht einmal mehr verlangsamen. Ich dachte an meinen Vater. Wie erwartet entschied er sich für Lucien. Und da Franklin den ersten Schritt tat, hatte der Lord auch keine Skrupel, meine Warnung in den Wind zu schlagen. Durfte man es Liebe nennen? Mit den Machtspielen von einst hatte es jedenfalls nichts mehr zu tun. Luciens Gründe, sich zusehends stärker an meinen Vater zu binden und nicht nur ihn an sich, waren mir nicht klar, doch dass Franklin sich mehr denn je vor dem Altern fürchtete, konnte ich durchaus nachvollziehen.
Ich verstand nur nicht, warum er Tizians Angebot abgelehnt hatte. Kalistes Bruder fühlte sich in meiner Schuld und war daher nach Gorlem Manor gegangen, um Franklin sein Blut anzubieten. Ohne jede Gegenleistung. Das Einzige, was er ihm nicht
Weitere Kostenlose Bücher