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Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition)

Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 6 - Wolfspakt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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niemanden sehen.“ Dabei hob er nicht einmal den Blick, um sie anzusehen.
    Alle Versuche Raphaels, zu beschreiben, was er sah, wären fehlgeschlagen. Lokis Gestalt war unbeständig, wandelte sich im Sekundentakt und irritierte ihn. Wahrlich der Urvater der Gestaltwandlung. Mal trug er die schillernden Schuppen der Fische zur Schau, mal üppig-buntes Gefieder und dann wieder die nackte Haut eines wohlgestalteten Mannes oder das Fell eines Wolfes.
    „Ich weiß, dass du dich seit Ewigkeiten zurückgezogen hast“, begann Raphael, wurde aber von Lokis höhnischem Lachen unterbrochen.
    „Zurückgezogen? Verbannt hat man mich. Weil ich unbequem war, indem ich sagte, was ich denke und was die Wahrheit ist. Ich passte nicht in die Welt, die man erschaffen wollte. Also war ich überflüssig.“
    Betreten suchte Rafe nach Worten, doch in diesem Moment brach Tizian zusammen. Er wand sich in Krämpfen am Boden, und zu Raphaels Verwunderung kam Loki sofort herbei, befühlte die Stirn des Vampirs und schüttelte den Kopf.
    „Warum hast du nicht gesagt, dass er von den Ranken verletzt wurde?“ Er warf einen Blick auf seine Hände. „Und du ebenso, auch wenn das Gift bei dir langsamer wirkt. Ihr müsst es auswaschen. Komm und bring ihn mit.“
    Ohne weitere Erklärungen erhob sich Loki und ging voran zu einem klaren Gewässer, bei dem man bis auf den Grund sehen konnte.
    „Nur keine Scham. Legt eure Kleidung ab und badet darin. Es wird das Gift aufheben und ihn heilen.“
    Raphael stellte Lokis Aufforderung nicht infrage. Rasch entledigte er sich seiner Sachen und zog Tizian aus, der mittlerweile in ein Delirium gefallen war. Die Fluten waren kühl und wuschen die Zeichen der Verletzung von ihrer Haut, als wären sie nur aufgemalt. Tizians Körper wurde kühler und die Krämpfe hörten auf. Nur das Bewusstsein erlangte er nicht wieder.
    „Er wird noch eine Weile schlafen. Hier“, Loki reichte ihm ein Tuch aus feinster Wolle, „deck ihn damit zu. Bis er aufwacht, haben wir Zeit zu reden.“
    Wohl fühlte er sich nicht, Tizian schutzlos und schlafend zurückzulassen, doch sie waren schließlich aus einem bestimmten Grund hier. „Wir brauchen deine Hilfe, Loki.“
    „Wir?“
    „Die Menschen, Vampire und auch viele deiner Kinder.“
    Der Gott lachte freudlos. „Du meinst andere Gestaltwandler? Sie sind nicht meine Kinder, nur weil wir eine Fähigkeit teilen. Aber ich denke, das tut für dein Anliegen nichts zur Sache.“
    Es war schwer, sich Argumente zurechtzulegen, wenn das Gegenüber so unstet war und darüber hinaus alles, was man sagte, zerredete. „Jemand hat die Midgard-Schlange befreit.“
    Loki nahm die Gestalt eines Zentauers an und hob fragend eine Braue. „Nicht nur sie. Auch Garm und Managarm sind bereits in eurer Welt auf der Jagd. Ich fürchte, dass er Hati und Skalli ebenfalls holen wird und der Amarok hat die meisten Ketten schon zerschlagen, die den Fenris-Wolf binden.“
    Rafe war sprachlos. „Das alles weißt du und tust nichts, um es aufzuhalten?“
    „Warum sollte ich? Mich kümmern die Menschen nicht, die mich verleumden, meinen Namen beschmutzen und mich zum Dämon vieler Mythen in mancherlei Gestalt gemacht haben. Und das, wo die wahren Teufel doch sie selbst sind. Soll die Midgard sie verschlingen, sollen die Wölfe sie zerfetzen. Der Welt wird es kaum schaden. Im Gegenteil. Ohne Menschen ist sie vielleicht besser dran.“
    Sein Blick war gleichgültig. Er deutete auf den Ring. „Dachtest du, wenn du mir den Ring meines Halbbruders zeigst, würde ich euch zu Hilfe eilen? Aus Gründen der Familienbande? Ich muss dich enttäuschen, Crawler. Man hat mir stets nur List und Bosheit nachgesagt, nun soll die Welt damit leben, dass ich so bin, wie sie mich haben will und ich sie ohne Skrupel ihrem Schicksal überlasse. Der Tag des Jüngsten Gerichts.“
    Raphael fehlten die Worte. Er hatte nicht erwartet, jemanden vorzufinden, der so in seiner Bitterkeit versunken war. „Denkst du nicht, es wäre auch eine Möglichkeit, zu beweisen, dass sie sich irren? Wenn du die Schlange mit deiner Flöte besänftigst?“
    „Wozu? Ich tat es schon einmal und hat man es mir gedankt? Nein! Sie glauben sowieso, was sie wollen. Und weil sie im Grunde nichts glauben, wird es ihnen nun zum Verhängnis.“
    „Aber die Auswirkungen. Auch auf die Welt der Dämonen.“
    Wieder lachte Loki und verwandelte sich in einen schneeweißen Schwan, der sein Gefieder putzte. „Im schlimmsten Fall sterben wir alle. Und das wäre

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