Rufmord
wäre. Als ich von ihm wissen wollte, ob denn etwas dagegen spräche, fragte er zurück, ob ich mit euch über ›Mystery‹ gesprochen hätte. Da wurde ich hellhörig.«
»Und was haben Sie geantwortet?«, fragte Peter.
»Die Wahrheit. Allerdings in abgeschwächter Form. Ich erzählte ihm nur, dass ihr darüber verwundert wart, dass ihm ›Mysterys‹ harmlose Äußerung regelrecht die Sprache verschlagen hatte, und ihr von mir wissen wolltet, ob ich dafür eine Erklärung hätte. Nach dieser Aussage wurde er weiß wie die Wand und seine Augenlider begannen nervös zu flattern. Er bohrte weiter und erkundigte sich, was ich auf eure Frage geantwortet hätte. Ich gab ohne Umschweife zu, dass mir die Sache merkwürdig vorkäme und dass ich dafür plädieren würde, ›Mystery‹ mit Hilfe einer Fangschaltung aufzuspüren, damit die Sendung in Zukunft wieder reibungslos ablaufen könnte. Natürlich müsste man zu diesem Zweck die Polizei informieren.« Mrs Brighton triumphierte. »Da hättet ihr mal sein Gesicht sehen sollen! Ihm klappte die Kinnlade herunter. Er hatte sich aber schnell wieder im Griff und giftete mich an, dass es ganz allein seine Entscheidung sei und ich mich da nicht einmischen solle! Als ich mich dann zum Gehen wandte, schärfte er mir noch ein, dass ich den Kontakt zu euch sofort beenden müsse, da ihr nur Ärger bringen würdet!«
Justus grinste zuversichtlich. »Den werden wir ihm nun auch unweigerlich bereiten. Wie ging die Sache dann weiter?«
»Nachdem ich wusste, wie Mr Anderson auf den Vorschlag mit der Polizei reagierte, nahm ich mir vor, sein ohnehin schon angegriffenes Nervenkostüm noch ein wenig weiter zu strapazieren, und versuchte meine Idee mit der Fangschaltung in der obersten Chefetage durchzusetzen. Mein Argument war, dass man sich schließlich von ›Mystery‹ nicht das Sendekonzept verpfuschen lassen dürfe! Insgeheim ging es mir natürlich darum, herauszufinden, inwiefern Anderson ›Mysterys‹ Anrufe fürchtete. Zugegeben – es amüsierte mich auch, dass er es diesmal war, der in Schwierigkeiten steckte. Anderson hat nämlich die Existenz von mehreren Mitarbeitern aufs Spiel gesetzt, weil er in seiner erfolgreichen Position die Macht besitzt, über ihre berufliche Zukunft zu entscheiden. Wer nicht mit ihm an einem Strang zieht, wird früher oder später auf seine Anweisung hin vor die Tür gesetzt!«
»Aber mit welcher Begründung denn?«, hakte Peter entrüstet nach.
»Da reichen fadenscheinige Argumente. Kevin Anderson ist das momentane Zugpferd des Senders«, erklärte Mrs Brighton erbost. »Die Chefetage erfüllt ihm jeden Wunsch, solange die Einschaltquoten auf solch hohem Niveau liegen, wie es gegenwärtig der Fall ist!«
»Erzählen Sie weiter der Reihe nach«, forderte der Erste Detektiv sie auf, um nicht den Faden zu verlieren.
»Nachdem ich meinem Chef nahe gelegt hatte, von der Polizei eine Fangschaltung einrichten zu lassen, versprach er mir, über die Sache nachzudenken. Merkwürdigerweise erkundigte er sich dann beiläufig bei mir, ob ich seine Armbanduhr gesehen hätte. Er hatte sie irgendwo in Gedanken abgestreift und konnte sich nicht mehr daran erinnern, wo. Ich verneinte diese Frage und zog mich in meine Kabine zurück, um die Anrufe für die folgende ›Prime-Time‹ entgegenzunehmen. Während der Live-Sendung kam es dann zu einem weiteren Zwischenfall: ›Mysterys‹ dritter Anruf. Habt ihr die Sendung mitverfolgt?«
Justus nickte. »Ich nehme an, dass Sie auf dieselbe Art und Weise reingelegt wurden, wie schon die zwei Male zuvor; was ja auch kein großes Problem darstellte, da es sich wieder um eine neue Stimme handelte.«
»Richtig«, fuhr Mrs Brighton fort. »Aber was meint ihr, was los war, nachdem die Sendung vorbei war! Wieder wurde ich ins Studio gebeten und erneut verlangte Mr Anderson von mir, mich für diese Panne zu rechtfertigen. Selbstverständlich wieder vor versammelter Mannschaft, inklusive meines Chefs. Ich kann von Glück sprechen, dass die Studiogäste schon gegangen waren, denn plötzlich begannen Andersons Augen zu glitzern und eine unheimliche Stille trat ein.«
Peter schwante Übles. »Ich kann mir schon denken, was jetzt kommt ...«
Gekonnt gelang es Mrs Brighton, Kevin Andersons Stimme zu imitieren. »›Ach, Gloria, du hast nicht zufällig eine Ahnung, wo Mr Wilder seine Uhr verloren haben könnte? Wir alle haben nämlich schon den halben Sender auf den Kopf gestellt und sind nicht fündig geworden.‹ Ich
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