Rufmord
wollen die Ersten in der Nachmittagsvorstellung sein.«
»Können wir euch nicht an der Bushaltestelle absetzen?«, fragte Peter. »Wir haben es wirklich eilig!«
»Das könnte euch wohl so passen! Eine Hand wäscht die andere. Das Kino liegt doch fast auf dem Weg. Nun zeigt mal, dass ihr echte Kavaliere seid!«
»Schon gut, Kelly, schon gut!« Peter fuhr aus der Parklücke, wendete und gab Gas.
Während der Fahrt zupfte Lys von hinten an Justus’ T-Shirt. »Ich weiß zwar, dass ihr stets professionell vorgeht, Just, aber ich muss euch dringlichst raten vorsichtig zu sein. Bisher kannte ich Kevin Anderson ja nur von seiner Stimme her, aber als Kelly und ich vorhin leibhaftig vor ihm standen, hatte ich ein ganz komisches Gefühl. Dieser Mann hat fiese Augen und ist mir ganz und gar nicht geheuer ...«
Falsche Ahnungen
Während der Fahrt zur psychiatrischen Klinik ließ sich Kevin Anderson die Ohren beschallen. Aus den Lautsprechern seiner Zweihundert-Watt-Anlage im Porsche erklang in voller Lautstärke der erste Satz aus der Oper ›Carmina Burana‹.
Der Sound aus der Stereoanlage wurde über das Empfangsgerät in die Zentrale übertragen. Justus hatte eine Kassette in den Rekorder geschoben und wartete gespannt auf den geeigneten Zeitpunkt, die Aufnahmetaste zu drücken.
»Eigentlich müsste der Typ bald ankommen«, sagte Bob. Er saß im Schneidersitz auf dem Boden des Wohnwagens und wippte mit dem Fuß zum Takt der Musik.
In diesem Moment verstummte der Chorgesang. Kurz darauf wurde der Motor ausgeschaltet. Anhand der nun folgenden Geräusche konnten die drei ??? mitverfolgen, wie der Moderator seinen Wagen verließ und mit schnellen Schritten auf die Klinik zu eilte.
Justus kontrollierte die Uhr und stellte fest: Kevin Anderson war auf die Minute pünktlich; es war genau sechzehn Uhr. Nun schaltete er den Rekorder auf ›Aufnahme‹.
Die Absätze der Schuhe hallten auf den Bodenfliesen, als sich Anderson zum Empfang begab.
»Hi, Mr Anderson«, begrüßte ihn die junge Frau hinter dem Tresen. »Dr. Freeman erwartet Sie bereits in seinem Büro.«
Der Moderator stieß einen verächtlichen Laut aus und lief einen langen Flur entlang. Dann stoppten die Schritte. Es erklang ein dezentes Klopfen.
Die Angeln quietschten beim Öffnen der Tür.
»Hi, Kevin! Gut, dass du da bist! Hier braut sich etwas Unvorstellbares zusammen!«
»Das ist mir auch schon klar! Hast du dir diese Mrs Jordan zur Brust genommen?«
»Setz dich doch erst mal.« Ein Stuhl wurde gerückt. Flaschen klirrten. »Was trinkst du?«
»Einen doppelten Whiskey.«
Die klare Akustik wirkte auf Justus, Peter und Bob beklemmend. Die Stimmen aus den Lautsprechern wurden so lebensecht übertragen, dass beinahe der Eindruck entstand, Kevin Anderson und Dr. Freeman befänden sich unmittelbar bei ihnen in der Zentrale.
Eiswürfel fielen klirrend in zwei Gläser und eine Flüssigkeit wurde eingeschenkt. Die beiden prosteten sich zu.
»Ich bin die letzten zwei Tage beinahe verrückt geworden, Percy. Warum hast du denn nicht wenigstens einmal zurückgerufen? Ich habe an der Hotelrezeption fünf Nachrichten für dich hinterlegen lassen!«
»Tagsüber war ich doch auf dem Kongress.«
»Aber abends bist du doch wohl mal ins Hotel gekommen?«
»Eben nicht.« Mit einem Knall wurde ein Glas auf dem Tisch abgesetzt.
»Was soll das heißen?«
»Ich habe über das Wochenende noch einen Kurztrip nach San Francisco unternommen. Ich musste zwischendurch mal abschalten. Immerhin habe ich mich doch heute Morgen sofort mit dir in Verbindung gesetzt, gleich nachdem ich ins Hotel zurückkam. Ich habe in der Zwischenzeit auch die Sache mit Mrs Jordan untersucht. Der Befund ist negativ!«
»Negativ? Das glaubst du doch wohl selbst nicht. Sie war die erste ›Mystery‹-Anruferin. Du selbst hast ihre Stimme doch schließlich wiedererkannt, nachdem ich dir den Anruf auf Band vorgespielt habe. Du hast es mir bestätigt!«
»Moment, Kevin!«, berichtigte der Doktor. »Ich habe lediglich eine gewisse Ähnlichkeit nicht ausgeschlossen. Das ist ein himmelweiter Unterschied. Aber die Ergebnisse meiner Untersuchung haben den Verdacht nicht bestätigt.«
»Ich brauche mehr Details, wenn ich dich verstehen soll.«
»Ich habe Mrs Jordan heute Mittag in meiner Praxis direkt mit diesem Anruf konfrontiert und ihr das Tonband vorgespielt. Ihrer Reaktion nach zu urteilen, hat sie sich wirklich nicht wiedererkannt, zumal die Anruferin eindeutig die Stimme
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