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Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht

Titel: Ruhe Ist Die Erste Buergerpflicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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mit Waid gefärbt, wie ich Ihnen sagte – halten Sie's gegen's Licht – Der Baron krümmt es sich einzugestehen, das passirt so obstinaten Leuten. Aber was Teufel, Eitelbach! hätte er sich beinah vergriffen und aus der Färbeflasche eingeschenkt.«
    »In der Stadt ist man sehr unruhig.« sagte Dallach. »Niemand weiß recht was, aber es sollen beunruhigende Nachrichten eingelaufen sein.« – »Pah! nichts von Politik. – Herzensmann. Sie essen zu viel Kompott! Nach der Melone, Vorsicht! Vorsicht! Das merken Sie sich auch, Herr Dallach, nicht zu viel Obst Ihren Gästen, Sie haben es zu verantworten. Schicken Sie uns Portwein, der wird dem Magen des Barons gutthun.«
    Ein Zeichen für Herren Dallach, sich zu entfernen. Auch der Baron war einen Augenblick aufgestanden und wiedergekommen. Der Portwein schien ihm wohlzuthun. Und doch saß er wieder in sich versunken. Es war nicht seine Art: »Eine niederträchtige Geschichte. Denken Sie sich, der Schmeckedanz, der Kerl auf dem Mühlendamm – ein verfluchter Jude –« »Hat doch nicht Wechsel auf Baron Eitelbach?« – »Aber Dohlenecks Wechsel aufgekauft, Gott weiß wie. – Und nun der todt ist –« »Bravo! kann er sich Fidibus davon machen.« – »Nein, er schickt sie meiner Frau.« –»O, das ist zum Todtlachen.« – »Nein, zum Einlösen.« – »Ist der Kerl verrückt?« – »Wenn nur nicht ein Brief dabei wäre –« »Von wem?« – »Vom todten Rittmeister, ich meine, vom Major Dohleneck.« – »Schreiben die Todten wieder Briefe?« – »Nein, eh' er ausmarschirte. Solch ein Galimathias. Wenn er fiele, sollt' er sich nur an meine Frau wenden, die sei so sterblich in ihn verliebt, daß sie seine Ehre auch nach dem Tode nicht sitzen ließe. Bei Lebzeiten hätte er sie können um den Finger wickeln, und sie hätte gehörig blechen müssen. Und wenn sie nach seinem Tode nicht zahlen wollte, so –« »Schnell noch ein Glas Port. Ich kann mir denken, wie die Niederträchtigkeit Sie afficirt.«
    Der Baron saß zurückgelehnt auf dem Stuhl, leichenblaß. »Die Erzählung hat Sie angegriffen. Hoffentlich hat der Jude nicht die Effronterie gehabt, Ihrer Frau Gemahlin den Brief zu schicken.« – »Hat's! Das ist es eben.« – »O pfui! Sind Sie auch sicher, daß der Brief wirklich von Dohleneck ist? Ich hielt ihn für sehr beschränkt, aber ehrlich.« – »Das ist's eben – darüber heult sie mehr, als daß er todt ist.« – »Gemeine Seelen! – Nun hat sie ihn kennen gelernt. – Sie hat doch den Brief in gerechtem Zorn zerrissen und die Wechsel auch?« – »Nein – sie will sie auslösen – sie ist obstinat. Ich soll's aus ihrem –« »O, das müssen wir hindern – auf der Stelle – wir wollen zu ihr – Was ist Ihnen?« –
    Der Baron stürzte hinaus. Er kam nach einer Weile, von einem Kellner geführt, wieder herein. Wandel schien die Verwandlung auf seinem Gesicht nicht zu bemerken; in solcher Agitation ging er im Zimmer auf und ab: »Ich kann's mir denken – ihren Seelenzustand! Sie verachtet ihn. Und doch, sie will sich dadurch an ihm rächen, daß sie seine Manen beschämt. Das soll das letzte Opfer sein, was sie aus ewig von ihm scheidet. O, dort in jener Ewigkeit – mit welchem stolzen, vernichtenden Blicke wird sie ihm entgegentreten –«
    Der Baron hörte nichts davon, er konnte nichts davon hören. Der Legationsrath that einen Schrei – er riß die Thüren auf. Herr Dallach und die Kellner, die hereintraten, sahen die liebende Theilnahme, mit welcher Wandel dem Erkrankten den Kopf hielt. »Ein Arzt!« – »Ein Wagen!« – »Die verdammte Melone! Habe ich ihn nicht gewarnt?«
    Herr Dallach reichte dem Kranken wieder ein Glas Portwein. Er wehrte es mit der Hand ab, Wandel schenkte ihm ein Glas Wasser ein. Er athmete wieder auf. »Ach, das Wasser,« sagte Wandel, »wenn die Aerzte erst seine wunderbare Heilkraft ganz kennten! – Jetzt nur frische Luft!«
    Es kam kein Arzt, kein Wagen. »Die Stadt ist in Verwirrung.« »Würden Sie sich stark finden, theuerster Baron, zu Fuß nach Ihrer Wohnung – ich führe Sie.« Der Baron war aufgestanden: »Es wird gehen, es wird schon besser werden. Ich erhole mich.« – »Die verfluchte Melone!« knirschte Wandel und stampfte; er stülpte den Hut auf. Er zog den Wirth noch ein Mal bei Seile: »Herr Dallach, habe ich's nicht gesagt? O, es wird noch ärger kommen. Wir können uns gratuliren.« – »Was ist denn, Herr Legationsrath?« – »Die Cholera!« schrie er ihm ins Ohr. »Ein Anfall

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