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Ruhe unsanft

Ruhe unsanft

Titel: Ruhe unsanft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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den Angelegenheiten der Firma zu tun. Ein Major Halliday, sagten Sie? Nein, an einen Herrn dieses Namens kann ich mich nicht eri n nern.«
    »Vielleicht Ihr Vater?«, fragte Gwenda.
    »Vater?« Miss Galbraith schüttelte den Kopf. »Er nimmt nicht mehr viel von der Umwelt wahr, und sein Gedächtnis ist sehr lückenhaft.«
    Gwendas Augen ruhten nachdenklich auf einem zis e lierten indischen Messingtisch und wanderten zu einer Reihe Elefanten aus Elfenbein weiter, die der Größe nach auf dem Kaminsims angeordnet waren.
    »Vielleicht regt es sein Gedächtnis an«, sagte sie, »wenn er hört, dass mein Vater gerade aus Indien kam, als er sich in Dillmouth niederließ. Ihr Haus heißt ›Calcutta Lodge‹?«, fügte sie in fragendem Ton hinzu.
    »Ja«, antwortete Miss Galbraith. »Mein Vater war eine Zeit lang geschäftlich in Kalkutta. Nach dem Krieg mus s te er die Firma hier übernehmen, aber er sagte immer, er wäre lieber nach Indien zurückgegangen. Meine Mutter war dagegen, und das Klima drüben ist ja auch wirklich alles andere als gesund. Ja, ich weiß nicht… Vielleicht könnten Sie meinen Vater doch kurz sprechen. Ich gla u be, er hat einen leidlich guten Tag.«
    Sie führte ihre Besucher in ein kleines Arbeitszimmer, wo in einem großen schäbigen Ledersessel ein alter Mann mit einem weißen Walrossschnurrbart saß. Sein Gesicht war etwas schief. Ungeachtet dessen beäugte er Gwenda sehr anerkennend, als seine Tochter ihm die jungen Leute vorstellte.
    »Mein Gedächtnis ist wie ein Sieb«, entschuldigte er sich etwas undeutlich. »Halliday, sagen Sie? Nein, den Namen kenne ich nicht. Ein Schulkamerad in Yorkshire hieß mal so ähnlich… Das ist aber mehr als siebzig Jahre her.«
    »Major Halliday hatte vor etwa zwanzig Jahren ›Hillside‹ gemietet; jedenfalls nehmen wir das an«, sagte Giles.
    ›»Hillside‹? Hieß das Haus damals schon ›Hillside‹?« Mr Galbraiths noch bewegliches Augenlid zuckte. »Finde y sons haben da gewohnt. Feine Frau.«
    »Möglicherweise hat mein Vater es möbliert gemietet«, sagte Gwenda. »Er kam nämlich gerade aus Indien z u rück.«
    »Indien? Sagten Sie Indien? Da kannte ich mal einen jüngeren Kerl… Offizier. Der kannte auch den alten Gauner Hassan, der mich mit Teppichen übers Ohr gehauen hat. Hatte der nicht eine ganz junge Frau? Und ein kleines Kind… ein Mädchen?«
    »Das war ich«, sagte Gwenda bestimmt.
    »Sie? In… der… Tat. Kaum zu glauben. Wie die Zeit fliegt! Wie hieß er noch schnell? Suchte hier ein möblie r tes Haus, ja… Mrs Findeyson wollte in Ägypten überwi n tern… Kateridee! Wie war noch der Name?«
    »Halliday«, sagte Gwenda.
    »Richtig, meine Liebe – Halliday. Major Halliday. Netter Bursche. Bildhübsche Frau – blutjung – hellblond. Wollte in die Nähe ihrer Familie oder so. Sehr hübsch.«
    »Wissen Sie etwas über ihre Familie?«
    »Keine Ahnung. Sind Sie die Tochter. Sie sehen ihr gar nicht ähnlich.«
    Gwenda hätte fast gesagt: »Sie war nur meine Stiefmu t ter«, vermied es aber, das Gespräch damit unnötig zu komplizieren. Stattdessen fragte sie: »Was machte sie für einen Eindruck?«
    Mr Galbraith erwiderte unerwartet: »Sorgenvoll sah sie aus. Als hätte sie Kummer. Dabei war dieser Major doch wirklich ein patenter Kerl. Interessierte sich für meine Erlebnisse in Kalkutta. Nicht wie diese Schnösel, die nie aus England rausgekommen sind. Borniert sind sie, j a wohl! Ich habe was von der Welt gesehen. Wie hieß er noch schnell, der Major – der ein möbliertes Haus wol l te?«
    Er erinnerte jetzt an ein ausgeleiertes Grammofon, de s sen Nadel auf einer abgenutzten Platte zurückspringt.
    »›St. Catherine‹. Das war’s! Er nahm ›St. Catherine‹ – sechs Guinea die Woche – während Mrs Findeyson in Ägypten war. Ist dort gestorben, die Ärmste. Haus zur Versteigerung frei gegeben… Wer hat es dann gekauft? Richtig, Elworth hießen die alten Schachteln – Schwe s tern. Haben den Namen geändert – fanden ›St. Catherine‹ papistisch. Waren gegen alles Papistische – verteilten pa u linische Traktätchen. Hässlich allesamt. Kümmerten sich um die Nigger, schickten ihnen Hosen und Bibeln nach Afrika. Wollten mit aller Gewalt die Heiden bekehren.«
    Er sank plötzlich seufzend im Sessel zurück.
    »Zu lange her«, nörgelte er undeutlich. »Kann keine Namen behalten. Major aus Indien… Netter Kerl… Ich bin müde, Gladys. Ich möchte meinen Tee.«
    Giles und Gwenda verabschiedeten sich unter Danks a

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