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Ruhe unsanft

Ruhe unsanft

Titel: Ruhe unsanft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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an seiner Stelle die Hände auch nicht in den Schoß legen. Selbst als U n beteiligter bin ich neugierig…«
    Er unterbrach sich, um Miss Marple streng anzusehen. »Darum also müssen Sie zur Erholung nach Dillmouth! Sich in Dinge mischen, die Sie nichts angehen!«
    »Keineswegs, Doktor. Ich mache mir nur Sorgen um die jungen Leute. Sie sind viel zu unerfahren und gu t gläubig. Ich habe das Gefühl, dass ich ein bisschen auf sie aufpassen muss.«
    »Aufpassen nennen Sie das? Können Sie einen Mordfall nie ruhen lassen? Nicht mal einen, der Jahrzehnte zurüc k liegt?«
    Miss Marple gestattete sich ein feines kleines Lächeln.
    »Aber Sie meinen doch auch, dass ein paar Wochen in Dillmouth meiner Gesundheit gut tun würden?«
    »Oder Ihnen den Garaus machen«, sagte der Doktor. »Aber Sie hören ja doch nicht auf mich!«
     
    Auf dem Weg zu ihren alten Freunden, Colonel Bantry und seiner Frau, traf Miss Marple den Colonel schon in der Einfahrt, das Gewehr über der Schulter, den Spaniel an seiner Seite. Er begrüßte sie herzlich.
    »Freut mich, Sie wieder hier zu sehen. Wie war’s in Lo n don?« Miss Marple erwiderte, es sei sehr schön gewesen. Ihr Neffe habe sie ein paar Mal ins Theater ausgeführt.
    »Verrücktes modernes Zeug, wette ich. Ich persönlich mag nur Musikkomödien.«
    »Wir waren in einem russischen Stück«, sagte Miss Marple. »Sehr interessant, nur etwas lang.«
    »Russen!«, explodierte der Colonel. Er hatte einmal im Krankenhaus einen Roman von Dostojewski zu lesen bekommen. »Wenn Sie Dolly suchen – die ist im Garten«, fügte er hinzu.
    Dort war Mrs Bantry eigentlich immer zu finden. Sie war Gärtnerin aus Leidenschaft. Ihre Lieblingslektüre waren Knollenkataloge, und ihre Unterhaltung drehte sich fast ausschließlich um Primeln, Tulpenzwiebeln, Ziersträucher und Neuzüchtungen aller Art. Das erste, was Miss Marple von ihr erblickte, war ein hochgerecktes, umfangreiches Hinterteil in verschossenem Tweed.
    Als sie die nahenden Schritte hörte, richtete Mrs Bantry sich mit schmerzlichem Ächzen auf, denn ihr Hobby hatte ihr ein Rheumaleiden eingetragen, wischte sich mit der erdigen Hand die heiße Stirn ab und begrüßte ihre Freundin.
    »Hab schon gehört, dass Sie wieder da sind, Jane. Die neuen Rittersporne gedeihen prächtig, was? Und haben Sie schon mal so eine kleine Enziansorte gesehen? Ich hatte erst Schwierigkeiten, aber ich glaube, die meisten sind nun angegangen. Was wir brauchen, ist Regen. Furchtbar, diese Trockenheit. Esther hat behauptet, Sie lägen krank im Bett«, fügte sie hinzu. Esther war Bantrys Köchin und die Verbindung zum Dorfklatsch. »Freut mich, dass es nicht stimmt.«
    »Bloß ein bisschen angegriffen«, sagte Miss Marple. »Dr. Haydock hat mir eine Kur in frischer Seeluft em p fohlen.«
    »Aber Sie können doch gerade jetzt unmöglich weg!«, rief Mrs Bantry. »In der besten Gartenzeit. Ihr Beet muss auch schon anfangen zu blühen.«
    »Nun, der Doktor hält es für ratsam.«
    »Na ja«, gab Mrs Bantry widerwillig zu, »Haydock ist nicht so dumm wie die meisten Ärzte.«
    »Etwas anderes, Dolly. Ich musste neulich an Ihre fr ü here Köchin denken.«
    »Welche? Brauchen Sie eine? Meinen Sie etwa die, die gesoffen hat?«
    »Nein, nein… Ich meine die, die so vorzüglich backen konnte. Ihr Mann war, glaube ich, Butler.«
    »Ach, das war die ›Schildkröte‹«, sagte Mrs Bantry. »E i ne Person mit einer tiefen klagenden Stimme, als wollte sie jeden Augenblick in Tränen ausbrechen. Ja, die war tüchtig. Ihr Mann war faul und fett, und Arthur behau p tete immer, er verlängere den Whisky mit Wasser. Kann ich nicht beurteilen. Schade, dass bei Dienerehepaaren immer einer nichts taugt. Sie machten dann eine kleine Erbschaft, kündigten und eröffneten eine Fremdenpens i on an der Südküste.«
    »Richtig, ich hatte so eine schwache Erinnerung. War es nicht in Dillmouth?«
    »Stimmt. Dillmouth, Sea Parade 14.«
    »Da könnte ich eigentlich wohnen, wenn Dr. Haydock mich sowieso ans Meer schickt. Hießen sie nicht Sau n ders?«
    »Ja. Eine gute Idee, Jane. Besser können Sie nicht u n terkommen. Mrs Saunders wird gut für Sie sorgen, und jetzt, außerhalb der Saison, ist es billiger. Gutes Essen und Seeluft werden Sie bald wieder auf die Beine bri n gen.«
    »Das glaube ich auch, Dolly«, sagte Miss Marple. »Vi e len Dank.«

6
     
    » W o, glaubst du, hat die Leiche gelegen?«, fragte Giles. »Hier?«
    Er und Gwenda standen in der Halle von ›Hillside‹. Sie

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