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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Pflaster auf den Nasen. Sie wichen hastig beiseite, um dem König Platz zu machen, der sie gar nicht zu bemerken schien.
    Nanny Ogg spielte einen Akkord auf dem Harmonium, als das königliche Paar mitsamt Gefolge gegangen war.
    »Wenn du morgen früh Jason in der Schmiede besuchst, bringt er den Blasebalg dieses Dings in Ordnung«, sagte sie zurückhaltend. Himmelwärts begriff, daß er für die Begriffe von Nanny Ogg gerade ein dreifaches Hurra und den ausdrücklichen Dank der ganzen Bevölkerung bekommen hatte.
    »Es hat mich sehr beeindruckt, daß all die Leute aus freiem Willen kamen«, sagte er. »Sozusagen spontan.«
»Stell dein Glück nicht auf die Probe.« Nanny stand auf.
    »Freut mich, dich kennengelernt zu haben, Frau Ogg.«
Nanny ging einige Schritte, doch Oggs ließen nie etwas unausgesprochen.
    »Ich halte noch immer nicht viel von Priestern wie dir«, sagte sie steif. »Aber wenn du in dieser Gegend jemals an eine Ogg-Tür klopfen solltest… Dann kannst du mit einer warmen Mahlzeit rechnen. Du bist viel zu dürr. Selbst am Bleistift des Metzgers ist mehr Fleisch dran.«
    »Danke.«
»Ich kann dir allerdings keinen Nachtisch versprechen.«
»Natürlich nicht.«
    »Na schön…« Nanny Ogg zuckte mit den Schultern. »Viel Glück in Überwald.«
    »Om wird bestimmt mit mir sein«, erwiderte Himmelwärts. Er fragte sich, ob er Nanny ärgern konnte, indem er ganz ruhig mit ihr sprach. Hatte Oma Wetterwachs so etwas jemals versucht?
    »Hoffentlich«, sagte Nanny. »Ich möchte nämlich nicht, daß er sich hier herumtreibt.«
Als sie gegangen war, zündete Himmelwärts das schreckliche Bett an und legte die Gesangbücher in die Nähe des Feuers, um sie zu trocknen. »Hallo…«
    Von einer Hexe in der Dunkelheit sieht man nur das Gesicht, das einem von Schwärze umgeben entgegenschwebt. Nach einigen Sekunden gab es mehr Kontraste: Ein Teil des Schattens löste sich und wurde zu Agnes.
    »Oh, guten Abend«, sagte Himmelwärts. »Danke, daß du gekommen bist. Nie zuvor habe ich jemanden gehört, der mit sich selbst mehrstimmig singen kann.«
    Agnes hüstelte nervös.
»Willst du wirklich nach Überwald?«
»Es gibt doch keinen Grund für mich, hier in Lancre zu bleiben.« Agnes’ linker Arm zuckte mehrmals. Sie griff mit der rechten Hand
    danach.
    »Vermutlich nicht«, sagte sie leise. »Nein! Sei still! Dies ist kein geeigneter Zeitpunkt!«
»Wie bitte?«
    »Ich habe nur… äh… mit mir selbst geredet«, brachte Agnes hervor. »Nun… alle wissen, daß du Oma geholfen hast. Sie tun nur so, als hätten sie keine Ahnung.«
    »Ja. Ich weiß.«
»Und es macht dir nichts aus?«
Himmelwärts zuckte mit den Schultern. Agnes hüstelte erneut. »Ich dachte, du bleibst vielleicht noch eine Weile hier.«
»Das hätte keinen Sinn. Hier werde ich nicht gebraucht.«
    »Ich bezweifle, daß Vampiren und ähnlichen Geschöpfen viel daran gelegen ist, Gottesdienste zu besuchen und zu singen«, sagte Agnes. »Vielleicht können sie etwas anderes lernen«, erwiderte Himmelwärts. »Mal sehen, was ich in Überwald ausrichten kann.«
Agnes zögerte einige Sekunden.
»Ich habe dies für dich«, sagte sie und reichte dem Priester einen Beutel. Er nahm ihn entgegen und holte ein kleines Glas daraus hervor. Darin glühte eine Phönixfeder. Ihr klares, kühles Licht drang durch die Nacht.
»Sie stammt von…«, begann Agnes.
    »Ich weiß, von wem die Feder stammt«, sagte Himmelwärts. »Geht es Frau Wetterwachs gut? Ich habe sie eben nicht unter den Leuten gesehen.«
    »Äh… sie ruht sich heute aus.«
»Bitte danke ihr in meinem Namen.«
»Sie meinte, du sollst das Licht zu dunklen Orten tragen.«
Himmelwärts lachte.
»Äh… ja. Äh… vielleicht komme ich morgen früh, um dich zu verabschieden…«, sagte Agnes unsicher.
    »Das wäre nett von dir.«
»Also… dann bis… du weißt schon…«
»Ja.«
Agnes schien mit einem inneren Widerstand zu ringen.
Schließlich brachte sie hervor: »Und… äh… ich wollte… ich meine,
    ich habe da etwas für dich, das…«
»Ja?«
    Agnes’ rechte Hand tauchte rasch in eine Tasche und holte ein Päckchen aus Pergamentpapier hervor.
    »Ein Wickel«, platzte es aus ihr heraus. »Das Rezept ist sehr gut, und im Buch steht, daß es immer wirkt, und wenn du das Mittel erhitzt und aufträgst, sollte das Furunkel bald verschwinden.«
    Himmelwärts nahm das Päckchen behutsam entgegen. »Vielleicht ist dies das schönste Geschenk, das ich jemals bekommen habe«, sagte er. »Äh… gut. Es ist…

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