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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Decke empor.
    »Oh, meine Güte«, sagte Nanny, die gerade das Baby entgegengenommen hatte. »Und es sind überhaupt keine Vulkane in der Nähe. Was denkt sie sich nur dabei?« Zielstrebig schritt sie dem Feuer entgegen.
    »Vorsicht!« rief Agnes. »Perdita meint, es sei echt!«
»Und wenn schon.« Nanny blieb nicht stehen und trat direkt ins Feuer. Die Flammen verschwanden abrupt.
Die beiden anderen Hexen standen im feuchten, kalten Halbdunkel. Magrat schauderte. »Nanny, du trägst das Baby .«
»Hier kann man nur durch das zu Schaden kommen, was man mitbringt«, sagte Nanny. »Und es sind Omas Gedanken, die diesem Ort Form geben. Sie würde auf keinen Fall zulassen, daß einem Kind etwas zustößt. Nein, zu so etwas wäre sie nicht fähig.«
    »Dieser Ort reagiert auf ihre Gedanken?« fragte Agnes.
»Ja.« Nanny Ogg setzte sich wieder in Bewegung.
»Ich verabscheue es, in ihrem Kopf zu sein!«
    »Wir sind fast da«, sagte Nanny. »Kommt. Wir haben das Feuer überwunden, und mit mehr rechne ich nicht.«
    Sie fanden Oma in einer Höhle. Der Boden bestand aus Sand, und darin zeigte sich nur eine Fußspur. Ihren Hut hatte sie säuberlich beiseite gelegt, und ein Beutel diente ihr als Kopfkissen. In den steifen Händen hielt Oma ein Schild.
    Die Aufschrift lautete: GEHET WEG.
    »Das ist nicht sehr hilfreich«, meinte Magrat und nahm mit dem Baby auf ihrem Schoß Platz. »Nach all den Mühen…«
»Können wir sie nicht wecken?« fragte Agnes.
    »Das wäre gefährlich«, erwiderte Nanny Ogg. »Sie zurückholen, obwohl sie vielleicht nicht dafür bereit ist… Eine problematische Angelegenheit.«
    »Und wenn wir sie auf dem Rückweg mitnehmen?«
»Nun, sie läßt sich nur schwer durch Kurven bugsieren, aber wir könnten sie als Brücke benutzen«, meinte Nanny.
»Nein, sie ist aus einem bestimmten Grund hierhergekommen.« Sie zog den Beutel unter Omas Kopf hervor, der sich nicht bewegte, und öffnete ihn.
    »Ein verschrumpelter Apfel, eine Flasche mit Wasser und ein Käsebrot, an dem man ein Hufeisen verbiegen könnte«, sagte sie. »Und ihre Schachtel.«
    Sie stellte sie auf den Boden.
»Was ist da drin?« fragte Agnes.
»Oh, Andenken. Memoraribililien, wie ich schon sagte. Sie meinte immer, daß sie darin Gegenstände aufbewahrt, die sie nicht mehr braucht.« Nanny trommelte mit den Fingern auf die Schachtel, als spielte sie in Gedanken Klavier. Dann griff sie danach.
    »Darfst du das tun?« fragte Agnes.
    »Nein«, antwortete Nanny. Sie öffnete die Schachtel, entnahm ihr ein Bündel Papier, das von einem Band umschlungen war, und legte es beiseite.
    Licht schimmerte aus der Schachtel. Nanny griff erneut hinein, holte ein mit einem Korken verschlossenes Medizinfläschchen hervor und hielt es hoch. Im Halbdunkel der Höhle war das Glühen darin deutlich zu erkennen.
    »Das Fläschchen habe ich schon einmal gesehen«, sagte Nanny. »Sie stopfte immer wieder das eine oder andere hinein. Aber dieses Glühen sehe ich jetzt zum erstenmal.«
    Agnes nahm das Fläschchen entgegen und sah in seinem Innern ein Stück Farnkraut oder… Nein, es war eine Feder, fast ganz schwarz, bis auf die gelbe Spitze, so hell wie eine Kerzenflamme.
    »Weißt du, was das ist?«
    »Nein. Oma findet dauernd irgendwelchen Kram. Wie dem auch sei: Das Fläschchen hat sie schon lange, denn ich hab’s einmal da drin gesehen…«
    »Ich habe gefehen, wie fie…« Magrat nahm eine Sicherheitsnadel aus dem Mund. »Ich habe gesehen, wie sie das Ding vor einigen Jahren gefunden hat«, versuchte sie es erneut. »Es war etwa um diese Jahreszeit. Wir wanderten im Wald und sahen eine Sternschnuppe, und ein Licht löste sich davon und fiel zu Boden. Wir suchten und entdeckten das dort. Es sah nach einer Flamme aus, aber Oma konnte es aufheben.«
    »Klingt ganz nach der Feder eines Feuervogels«, sagte Nanny. »Es gibt Geschichten über sie. Angeblich fliegen sie gelegentlich über Lancre hinweg. Aber wenn man ihre Federn berührt, sollte man verdammt auf der Hut sein, denn es heißt, daß sie in der Gegenwart des Bösen brennen…«
    »Feuervogel?« wiederholte Agnes. »Meinst du einen Phönix? Festgreifaah sucht einen.«
    »Ich habe schon seit vielen Jahren keinen mehr gesehen«, sagte Nanny. »Als ich ein Mädchen war, konnte man manchmal zwei oder drei beobachten, als dahinschwebende Lichter hoch am Himmel.«
    »Nein, nein, der Phönix… Es kann nur jeweils einen geben, darum geht es ja gerade«, meinte Agnes.
»Ein Exemplar von einer Sorte hat überhaupt

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