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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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und wurde zu einem fünfzehn Zentimeter großen blauen Mann mit rotem Haar. Er trug ein Schwert, das ebenso lang war wie er selbst groß.
    »Wag’s bloß nicht, mich noch einmal mit dem verdammten Ding zu schlagen, du alte Zicke!«
»Ach, du bist’s«, sagte Nanny und entspannte sich. »Möchtest du was zu trinken?«
    Das Schwert senkte sich ein wenig, doch etwas kündigte an, daß es sofort wieder nach oben kommen konnte.
»Was sachste da?«
    Nanny griff in die Kiste neben ihrem Stuhl und suchte zwischen den Flaschen.
    »Wie wär’s mit Knieweich?« fragte sie. »Ein besonders guter Jahrgang.« In den Augen des kleinen Mannes blitzte es. »Vom letzten Dienstach ?« »Ja. Agnes, öffne den Nähkasten da drüben und gib mir einen Fingerhut. Komm her, Mann.« Sie wandte sich sicherheitshalber vom Feuer ab, bevor sie die Flasche öffnete und den Fingerhut füllte. »Meine Damen, das ist – zeig mal deine Tätowierungen – jemand aus dem Stamm, der sich Wir-sind-die-Größten nennt. Etwa einmal im Jahr kommen die kleinen Mistkerle hierher und überfallen mein Haus. Ich glaube, ich erkenne die Tätowierungen wieder.«
    »Meine Güte, wurde auch Zeit, dasses was Flüssiges gibt, meine Kehle ist ganz ausgedörrt«, sagte der blaue Mann und nahm den Fingerhut entgegen.
    »Wer oder was ist das?« fragte Magrat.
»Es sind Gnome«, antwortete Nanny.
Der Mann ließ den Fingerhut sinken. »Kobolde!«
»Na schön, Kobolde, wenn du darauf bestehst«, sagte Nanny. »Sie leben in den hohen Mooren, unweit von Überwald…«
    Der kleine Bursche stimmte ein seltsames Geheul an, in dem sich nur einzelne Silben identifizieren ließen. Nanny hörte genau hin und füllte den Fingerhut wieder auf.
    »Na schön«, sagte sie, als der Wicht endlich Ruhe gab. »Nun, er meint, die Wir-sind-die-Größten seien von den Vampiren vertrieben worden. Die ›Blutsauger‹, wie er sie nennt, vertreiben alle…« Nannys Lippen bewegten sich, während sie verschiedene Übersetzungen ausprobierte. »… alten Leute…«
    »Das ist gemein!« empörte sich Magrat.
    »Nein, ich meine… die alten Völker. Geschöpfe, die in den… Ecken leben. Ihr wißt schon: Wesen, die man nicht oft sieht. Wie zum Beispiel Zentauren, Butzemänner, Gnome…«
    »Kobolde!«
»Ja, meinetwegen… Sie werden aus Überwald vertrieben.« »Warum denn?«
    »Wahrscheinlich deshalb, weil sie nicht mehr in Mode sind oder so«, sagte Nanny.
    Agnes beobachtete den Kobold aufmerksam. Wenn die Skala des Ätherischen von eins bis zehn reichte, so galt für dieses Geschöpf eine ganz andere Skala, die vermutlich irgendwo tief im Schlick des Meeresgrunds steckte. Die blaue Farbe seiner Haut ging auf Tätowierungen und Farbe zurück. Das rote Haar stand nach allen Richtungen von seinem Kopf ab. Das einzige Zugeständnis an die recht niedrige Temperatur war ein ledernes Lendentuch.
    Der Wicht bemerkte den Blick. »Starr mich nicht so an, du starrender Fettkloß!«
»Oh, entschuldige«, erwiderte Agnes verunsichert.
    »Sie drücken sich manchmal nicht besonders vornehm aus, die Burschen«, sagte Nanny. »Aber wenn man die Wir-sind-die-Größten auf seiner Seite hat, braucht man kaum etwas zu befürchten.«
    »Das Zeuch hier soll was taugen?« beschwerte sich die kleine Gestalt. »Is ja fast Limonade.«
    »Oh, ich verstehe, du möchtest was Starkes «, sagte Nanny. Sie hob das Sitzpolster eines Stuhls und holte eine schwarze Flasche hervor. Draht hielt den Korken fest.
    »Du willst ihm doch nicht das geben, oder?« fragte Magrat. »Das ist dein medizinischer Whisky.«
»Und du betonst immer, er sei nur äußerlich anzuwenden«, sagte Agnes.
    »Oh, die Wir-sind-die-Größten können ziemlich viel vertragen.« Nanny reichte die Flasche dem kleinen Mann, der sie, zu Agnes’ großem Erstaunen, mühelos entgegennahm, obwohl sie größer war als er selbst. »Hier, mein Lieber. Gib den anderen etwas ab – ich weiß natürlich, daß du nicht allein bist.«
    Es klickte und klackte bei der Frisierkommode. Die Hexen sahen auf. Hunderte von Kobolden erschienen unter dem Zierrat. Die meisten von ihnen trugen Mützen, deren Spitzen sich in manchen Fällen so weit nach vorn neigten, daß sie praktisch nach unten zeigten. Alle waren mit Schwertern bewaffnet.
    »Erstaunlich, wie sie einfach so in den Vordergrund treten können«, sagte Nanny. »Sie können sich gut verbergen. Dadurch sind sie all die Jahre über sicher gewesen. Und natürlich deswegen, weil sie alle Leute umgebracht haben, die sie zu

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